Ölpreise leicht im Rückwärtsgang | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.09.2018

um 08:59 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Ölsorte BRENT zum Wochenauftakt noch zügig auf die 80-Dollar-Marke zubewegte, haben die Ölpreise am Dienstag und Mittwoch spürbar nachgegeben und sind auch heute Morgen im frühen Handel leicht gefallen. Zwar haben Händler die 80-Dollar-Hürde noch nicht komplett aus den Augen verloren, doch am heutigen Donnerstagmorgen notierte die Nordsee-Ölsorte BRENT mit 77,2 Dollar/Barrel rund 0,9 $/b niedriger als vor zwei Tagen. Auch die US-Ölsorte WTI fiel zwischen Dienstag- und Donnerstagmorgen um 1,5 $/b und wurde am Morgen mit 68,6 Dollar/Barrel wieder klar unter der 70-Dollar-Marke gehandelt.

Einige Faktoren, die zum Wochenstart noch preistreibend wirkten, haben sich im Wochenverlauf abgeschwächt. So wird die US-Ölindustrie wahrscheinlich vom ersten Hurrikan der Saison verschont bleiben, denn Hurrikan Florence zieht wohl doch nicht durch den Golf von Mexiko sondern dreht vorher östlich ab. Ausfälle bei der US-Ölproduktion werden daher nicht mehr befürchtet, was die Ölpreise leicht unter Druck setzte.

Gleichzeitig werden am Ölmarkt auch wieder Nachfragerisiken diskutiert. Die jüngsten Aussagen von US-Präsident Trump, die einem Ende des Handelsstreits zwischen den USA und der EU einen Dämpfer versetzten und eine mögliche, weitere Eskalation im US-Handelskonflikt mit China, lassen Händler vorsichtig agieren, denn weiterhin könnte ein eskalierender Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu einem globalen, konjunkturellen Abschwung führen.

Darüber hinaus macht sich am Ölmarkt auch der Liquiditätsrückzug aus Schwellenländern bemerkbar. Nachdem sich das Problem zunächst am Devisenmarkt zeigte und dann auf den Aktienmarkt übergriff, wächst auch am Ölmarkt die Sorge, dass die Ölnachfrage in wichtigen Schwellenländern zurückgehen könnte. Insgesamt haben die konjunkturellen Faktoren somit das Potential die Ölpreise unter Druck zu setzen.

Mindestens genau so stark wie die Nachfragerisiken wirkt am Ölmarkt jedoch auch die Sorge vor einem sinkenden Ölangebot. Dabei wird vor allem auf die US-Sanktionen gegen den Iran geguckt. Obwohl wichtige OPEC-Staaten, allen voran Saudi-Arabien, der politische Erzrivale des Iran, angekündigt haben im Falle eines globalen Ölembargos, den Angebotsausfall des Irans durch eine steigende Ölförderung auszugleichen, überwiegt an den Börsen zurzeit die Sorge vor Angebotsengpässen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Händler sind skeptisch ob es der OPEC gelingen kann die Ölförderung so weit anzuheben, dass der erwartete Ausfall in Höhe von ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag vollständig kompensiert werden kann. Denn auch jetzt schon schafft es das Ölkartell kaum die zuletzt beschlossene Fördererhöhung umsetzen. Auch deshalb will sich die OPEC wohl erst im Dezember zum Thema Iran äußern.

Mit Schützenhilfe aus Russland kann zudem nicht gerechnet werden, denn Russland fördert zurzeit bereits in der Nähe des post-sowjetischen Rekordhochs und hat wenig Spielraum für Fördererhöhungen. Zudem spielen für Moskau auch politische Interessen eine Rolle, denn wenn das Land seine Ölexporte erhöht, fällt es dem politischen Verbündeten Iran in den Rücken und unterstützt darüber hinaus die Interessen der USA.

Vom US-Ölmarkt kamen in diesem Jahr bei weitem nicht mehr die preisdrückenden Impulse wie in den vergangenen Jahren. Zuletzt wurden die Öllagerbestände sogar weiter abgebaut, die Anzahl der aktiven Ölfelder ging zurück und die US-Ölförderung stagnierte, dies allerdings auf einem Rekordhoch. Die neuen Daten vom US-Ölmarkt werden wegen des Labor Day in dieser Woche erst heute Nachmittag veröffentlicht. Analysten erwarten einen erneuten Rückgang der Öllager, was die Ölpreise wieder stützen könnte. Dementgegen wirken allerdings die Pläne der US-Regierung im Oktober und November auf die strategische Ölreserve der USA zurückzugreifen, um die Ölpreise vor den US-Kongresswahlen zu stabilisieren.

Insgesamt scheint der Weltölmarkt zurzeit sehenden Auges auf eine Unterversorgung zuzusteuern, die das Potential hat die Ölpreise zum Jahresende deutlich über die 80-Dollar-Marke zu heben. Auf ein solches Szenario setzen aktuell bereits viele Spekulanten, weshalb die 80-Dollar-Marke auch kurzfristig in Reichweite bleibt.

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