Ölpreise legten erneuten Preisrutsch hin | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.07.2018

um 09:03 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind am gestrigen Handelstag deutlich unter Druck geraten und haben ihre überraschende Talfahrt somit sogar noch beschleunigt. Heute Morgen im frühen Handel wurde der Preisrutsch jedoch zunächst gestoppt und die Ölpreise legten leicht zu. Dennoch verzeichneten die beiden Rohöl-Leitsorten auf den heutigen Dienstag ein kräftiges Minus.

Die Nordsee-Ölsorte BRENT brach um 3,0 $/b ein und wurde am Morgen mit 71,9 Dollar/ Barrel auf dem niedrigsten Stand seit mehr als drei Monaten gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI fiel um deutliche 2,8 $/b und notierte am Morgen mit 67,9 Dollar/Barrel auf einem Monats-Tief.

Die US-Regierung macht zurzeit Druck, was die Entwicklung der Ölpreise anbelangt und will womöglich sogar auf die nationalen Öl-Notreserven zurückzugreifen, um weiter steigende Ölpreise zu verhindern. Der Grund für eine solch drastische Maßnahme ist darin zu finden, dass in den USA noch in diesem Jahr die Kongresswahlen anstehen.

Steigende Benzinpreise werden von den Amerikanern nicht gerne gesehen und sorgen besonders bei den republikanischen Wählern für schlechte Stimmung. Diesem Umstand könnte es auch geschuldet sein, dass sich Trump zuletzt häufiger über zu hohe Ölpreise beschwert und Unterstützung aus Saudi-Arabien eingefordert hat.

Das vielleicht wichtigste Thema für die Entwicklung der Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte hat Trump selber in der Hand. Doch auch auf dem gestrigen Gipfeltreffen von US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin in Helsinki gab es keine Aussagen zum Thema Iran-Sanktionen. Sollten die USA ihre harte Linie gegen den Iran aufgeben, würde dies die Ölpreise wohl weiter unter Druck setzen. Besteht die US-Regierung jedoch darauf, dass alle Ländern ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres stoppen, so droht dem Weltölmarkt eine Unterversorgung, was die Preise beflügeln könnte.

Russland unterstützt den Iran, will das Atomabkommen verlängern und plädiert wie die EU gegen ein Ölembargo. Die USA haben den Iran jedoch als Gegner ausgemacht und sich stärker mit Saudi-Arabien verbündet. Als Gegenleistung für das harte Vorgehen gegen den Erzrivalen Iran hat Saudi-Arabien bereits angekündigt, dass man den Weltölmarkt, im Falle eines Ölembargos, durch Reservekapazität stabilisieren werde.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Auch jetzt schon hat Saudi-Arabien seine Ölexporte spürbar erhöht und fördert mit rund 10,7 Mio. Barrel pro Tag zurzeit so viel Rohöl wie noch nie. Zudem soll das Königreich einigen Handelspartnern zurzeit Extra-Rohöllieferungen anbieten, die über die vertraglich festgesetzten Mengen hinaus angehen und für die Saudi-Arabien wohl auf seine eigene Reserve zurückgreifen muss.

Zuletzt hatte auch der russische Energieminister angedeutet, dass man die Ölproduktion stärker anheben könnte, als von den Ländern auf dem letzten OPEC-Treffen vereinbart wurde. Insgesamt mehren sich somit zurzeit die Signale, die für eine Ausweitung des globalen Rohölangebotes sprechen. Diese Signale und auch der eindeutig erkennbare Wille der US-Regierung die Ölpreise zu senken, sorgt dafür, dass zurzeit auch vermehrt Spekulanten abspringen, die zuvor auf einen Ölpreisanstieg gesetzt haben.

Ein weiterer Faktor, der die Ölpreise zuletzt unter Druck gesetzt hatte, war die Zuspitzung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Dort hatte sich zuletzt zwar eine Entspannung der Lage angedeutet, doch noch fällt es schwer einzuschätzen, ob es sich hierbei nur um ein Zwischenhoch im Zuckerbrot und Peitsche-Spiel des US-Präsidenten handelt oder ob ein weltweiter Handelskonflikt abgewendet werden kann.

Klar ist, dass der jüngste Rückgang der Ölpreise wohl wenig nachhaltig sein wird, denn die aktuellen ergriffenen Maßnahmen sind eher von kurzfristiger Natur. Auch die Internationalen Energieagentur (IEA) geht in ihrem jüngsten Monatsreport davon aus, dass das Angebot auf dem Weltölmarkt weiterhin beschränkt bleiben wird. Einige OPEC-Staaten müssen laut Einschätzung der IEA wohl schon bald an ihre maximale Förderkapazität herangehen, um die Defizite andere Mitglieder ausgleichen zu können.

Zudem bleibt der US-Ölmarkt seit Monaten hinter den Wachstums-Erwartungen zurück. Zuletzt waren die gesamten US-Öllagerbestände mit 766 Mio. Barrel auf ein neues dreieinhalb-Jahrestief gefallen und die US-Ölproduktion stagnierte erneut auf dem aktuellen Rekordstand von 10,9 Mio. Barrel pro Tag.

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