Ölpreise legen wieder zu | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.10.2020

um 10:08 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben zum Ende der Woche wieder leicht zugelegt. Dabei waren die Preise für Brent und WTI in den vergangenen Tagen deutlich abgerutscht. Das leichte US-Öl war zwischenzeitlich sogar wieder unter der 40-$-Marke. Die Sorge vor Mobilitätseinschränkungen aufgrund höherer Infektionszahlen greift langsam stärker um sich. Auch die geringe Nachfrage und das Überangebot an Öl bestimmen weiterhin die Entwicklungen rund um den Ölpreis.

 

Die wöchentlichen Zahlen des Departement of Energy (DOE) werden immer mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet, geben diese doch Aufschluss darüber, wie es um die Ölbestände in den US-Lagern bestellt ist. In dieser Woche waren Analysten und auch die privatwirtschaftliche API davon ausgegangen, dass es bei einigen Bereichen zum Abbau und bei anderen Bereichen zum Aufbau der Lagerbestände kommen würde. Das DOE bestätigte die Annahmen im Grunde, überraschte aber dennoch, weil der Abbau in den Lagern deutlich geringer ausfiel als von Analysten erwartet. Dazu kam, dass die Benzin-Vorräte zunahmen.

 

In der Folge ging es mit den Ölpreisen runter. Die Furcht vor einem Angebotsüberschuss bestimmt die Preisgestaltung. Das hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun. Die neuesten Infektionszahlen sorgen für skeptische Nachfragen. So ist unklar, wie der Nachfrageausfall sich auf die aktuell vorhandenen Kapazitäten auswirken und wie stark ein solcher Ausfall die Ölpreise belasten würde. Gerade weil eben mehr Öl gefördert wird, als in den Vormonaten, ist die Sorge aus Sicht vieler Analysten berechtigt. Der Ölpreis wirkt angesichts solcher Überlegungen aufgebläht und zu hoch. Dazu kommt, dass die OPEC die Förderbegrenzungen eigentlich wieder aufheben möchte. Diskussionen darüber prägen auch diese Woche.

 

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Das es auch gegenteilige Entwicklungen gibt und sich die Ölpreise weiter stabilisiert haben, liegt auch an guten Meldungen. Zum einen hat China seinen Import von Rohölprodukten etwas angehoben, was auch die Stimmung an den internationalen Terminmärkten aufhellt. Es wird angenommen, dass die chinesische Nachfrage zum Ende des Jahres hin, deutlich ansteigen wird. Zum anderen gab es auch positive Konjunkturdaten aus den USA. Hier war vor allem wichtig, dass die Zahl der Neuanträge für Arbeitslosenhilfe deutlich gesunken ist. Auch positive Stimmen, die eine Einigung im Streit um Billionen-Dollar-schweres Konjunkturpaket in den USA in Sichtweite sehen, haben zum Anstieg der Ölpreise beigetragen.

 

Die Ölpreise haben deshalb zugelegt, aber es ist nur eine kleine Erholung. Es deutet viel darauf hin, dass die Ölpreise weiter durch die Corona-Krise belastet werden. Ein Crash ist in solchen Fällen auch nicht ausgeschlossen, weil es ein Überangebot an den Terminmärkten gibt. Der zuletzt schwächere Dollar-Kurs hat die Ölimporte hingegen etwas verbilligt. Es bleibt insgesamt unruhig auf dem Ölmarkt. Aktuell notieren die wichtige Nordseesorte Brent bei 42,30 $/Barrel und die leichte US-Sorte WTI bei 40,44 $/Barrel. Das sind über die letzten zwei Wochen betrachtet, immer noch gute und stabile Preise in diesem Preiskorridor. Im bisherigen Tagesverlauf hat der Ölpreis etwas von seinen Verlusten von den Vortagen wieder wettgemacht und hält sich stabil. Starke Impulse sind jedoch nicht zu erwarten.

 

Die Seitwärtsbewegung beim Ölpreis hält unterdessen weiter an, wie man auch unserem Preischart erkennen kann. Tendenziell sieht es aktuell nach einem Trend eher nach unten aus. Allerdings muss man auch hier vorsichtig sein, weil der Ölpreis insgesamt anfällig bleibt und kleinere Impulse schon für Änderungen sorgen kommen. Die günstigen Preise dürften uns dennoch etwas länger erhalten bleiben. Doch spätestens Anfang 2021 ist damit Schluss. Dann soll die neue CO2-Steuer greifen, die sofort auf Mineralölprodukte Auswirkungen haben wird.

 

Für Verbraucher sind solche Ölpreise ein Segen. Wer Auto fährt oder mit Heizöl heizt, kann von den günstigen Preisen auf den Rohölmärkten profitieren. Insgesamt haben die aktuellen günstigen Preise aber auch Auswirkungen auf die Inflation oder Preisteuerungsraten in den Ländern. Durch günstige Ölprodukte werden gerade Transporte – egal ob in Kurz- oder Langstrecken - auch günstiger. Das wirkt sich auf die Endverbraucherpreise bei anderen Produkten aus. Die Frage ist aber, ob das so bleibt, oder sich doch ein Umschwung beim Ölpreis andeutet. Die nächsten Wochen dürften darüber mehr Aufschluss geben. In einem sehr ungewohnten Jahr stehen entscheidende Wochen an.

 

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