Ölpreise legen wieder leicht zu | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.09.2020

um 09:56 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Nach dem deutlichen Auf und Ab der vergangenen Woche haben die Ölpreise zum Start in diese Woche wieder leicht zugelegt. Wirkliche Impulse auf dem Ölmarkt gibt es zwar weiterhin nur wenige, doch die Ölpreise scheinen diese Woche etwas stabiler zu sein. Sprechen wir über die Hintergründe und den Ausblick auf diese Woche.

 

Die Ölpreise haben am Dienstag erneut zugelegt. So notierten am frühen Morgen die wichtigen Sorten Brent bei 42,26 $ je Barrel und WTI bei 40,35 $. Eine wirkliche Erklärung, auf die allein der heutige Anstieg zurückgeführt werden kann, gibt es so nicht. Auf den internationalen Terminmärkten wird daher von einem impulsarmen Dienstag gesprochen. Trotz der Abschläge, im Vergleich zum Montag, bleibt der Ölpreis dennoch in einer stabilen Lage. Gerade die 40 $ Marke beim WTI-Öl gilt als psychologisch wichtige Grenze für einen Ausbruch nach oben. Für die aktuelle Situation gibt es verschiedene Gründe, die sich gegenseitig neutralisieren und keine klare Tendenz erkennen lassen.

 

Aktuell rückt wieder als wichtigstes Thema beim Ölpreis die weltweite Corona-Pandemie in den Fokus. Die Infektionszahlen steigen nicht nur in europäischen Ländern, sondern auch in mehreren US-Bundesstaaten. Gerade dies führt erneut zu einer deutlichen Sorge an den Finanz- und Termin-Märkten vor möglichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt. Die Sorge vor einem Nachfrageausfall begleitet den Markt schon länger, doch eine Besserung ist aktuell nicht in Sicht. Aufgrund der negativen Auswirkungen auf den Finanzmarkt nimmt auch der Ölpreis ab, weil Öl gerade als hochspekulatives Objekt gilt.

 

Auch die am Markt vorhandenen Öl-Angebote wirken sich preissenkend aus. Mit der Ankündigung Libyens, mehr Öl in den Markt zu bringen, wird natürlich Einfluss auf den Ölpreis genommen. Die Sorge vor einem Überangebot ist vorhanden, auch weil sich die Förderdisziplin der OPEC+ Staaten nicht komplett durchsetzt. Es gibt Ausreißer und Staaten im Verbund, die sich nicht an die verhandelten Ölförderungen halten. Dazu kommt, dass durch den steigenden WTI-Kurs auch Methoden wie Fracking wieder lukrativ werden. Aktuelle Meldungen zeigen zudem, dass die Anlagen zur Ölförderung in den USA wieder etwas zugenommen haben. All dies drückt auf den Ölpreis.

 

 

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Argumente für höhere Ölpreise. Als wichtigster Punkt ist die Erholung auf den internationalen Finanzmärkten und die Hoffnung auf ein US-Konjunkturpaket zu nennen. Gerade in der vergangenen Woche hatte allein eine Ankündigung für einen möglichen Neustart in den Verhandlungen um ein US-Konjunkturpaket die Finanzmärkte wieder in Furore versetzt. Der Ölpreis brach auch kurz aus seiner Starre heraus und nahm deutlich zu. In dieser Woche ist abzuwarten, wie sich die Verhandlungen beim Thema weiterentwickeln. Sollte ein Milliardenschweres Paket immer wahrscheinlicher werden, dürfte das den Ölpreis wieder deutlich stärken.

 

Doch auch die geopolitische Situation in der MENA-Region hat aktuell einen Einfluss auf die Ölpreise. So ist der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Region Bergkarabach auch ein Destabilisator für die Region. Hinzu kommt, dass die Schutzmacht für Armenien Russland ist, während die Schutzmacht für Aserbaidschan als Türkei gilt. Die Unruhen in der Region und ein möglicher Krieg wirken sich preiserhöhend auf den Ölpreis aus. Aserbaidschan ist ein ölexportierendes Land und Mitglied im OPEC+ Verbund. Die Ölproduktion könnte aufgrund eines Krieges heruntergefahren werden. Dazu kommen Unsicherheiten wegen Transportwegen und Liefersperren an wichtigen Routen für den Ölexport.

 

Die Preise für Rohöl werden vermutlich aufgrund dieser sich gegenseitig neutralisierenden Themen in dieser Woche stabil bleiben. Ein Ausbruch nach oben ist, angesichts vom Dollar-Kurs und den jüngsten Erwartungen an den Finanzmärkten nicht zu erwarten. Doch beim Ölpreis weiß man nie. Es kann immer einen Grund geben, warum die Preise auf dem Rohölmarkt plötzlich doch umschwenken. Wir sehen aktuell eine seitwärts-Bewegung die anhält und in einem schmalen Preiskorridor sich weiterhin entwickelt. Ein Ausbruch scheint unwahrscheinlich, es geht aber tendenziell eher nach oben mit dem Ölpreis. Die Ölpreise bleiben dennoch vergleichsweise günstig.

 

Für Verbraucher sind günstige Ölpreise hingegen ein Segen. Wer Auto fährt oder mit Heizöl heizt, kann von den günstigen Preisen auf den Rohölmärkten profitieren. Insgesamt haben die günstigen Preise aber auch Auswirkungen auf die Inflation oder Preisteuerungsraten in den Ländern. Durch günstige Ölprodukte werden gerade Transporte – egal ob in Kurz- oder Langstrecken - auch günstiger. Das wirkt sich auch auf die Endverbraucherpreise bei anderen Produkten aus. Die Frage ist aber, ob das so bleibt, oder sich doch ein Umschwung beim Ölpreis andeutet. Die nächsten Wochen dürften darüber mehr Aufschluss geben. In einem sehr ungewohnten Jahr stehen entscheidende Wochen an.

 

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