Ölpreise klettern auf 6-Wochen-Hoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 18.01.2019

um 08:36 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben sich im Verlauf dieser Handelswoche stabilisiert, nachdem sie in der Vorwoche kräftig gestiegen waren. Zwar verzeichnete die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Freitag ein Plus von 0,8 $/b, mit 61,9 Dollar/Barrel wurde die europäische Leitsorte jedoch nur leicht über dem Kurs vom Wochenbeginn gehandelt. Das gleiche Bild zeigte sich bei der US-Ölsorte WTI, die auf Freitag um 0,7 $/b zulegte und mit 52,7 Dollar/Barrel ebenfalls auf dem Preisniveau vom Wochenstart notierte. Der Korbpreis für OPEC-Rohöl stand zuletzt bei rund 60 Dollar/Barrel.

Zum Beginn der Handelswoche hatten die Ölpreise zunächst spürbar nachgegeben, weil besonders spekulative Anleger zuvor auf bessere Aussichten für die Weltwirtschaft gesetzt hatten und dann durch ausbleibende Fortschritte im Handelsstreit zwischen den USA und China, sowie durch schlechte Konjunkturdaten aus China, enttäuscht wurden. Ebenfalls preisdrückend hatte der steigende Dollarkurs gewirkt, der Rohöl in anderen Währungsregionen teurer macht und somit in der Regel zu einer sinkenden Nachfrage und fallenden Ölpreisen führt.

Grundsätzlich ist die Stimmung an den Börsen und auch am Ölmarkt jedoch nicht wieder in Richtung Abwärtsbewegung gekippt. Tendenziell herrscht sogar leichter Optimismus, dass die schlechtesten Außenhandelszahlen von China seit rund zwei Jahren dazu führen werden, dass es zu einer schnelleren Beilegung im Handelskonflikt mit den USA kommen wird. Auch aus Sicht der USA befindet man auf einem guten Weg und erwartet den chinesischen Chefunterhändler und Vizepremier Ende Januar in Washington zu Gesprächen auf höchster Ebene. Auch der drohende harte Brexit verschreckt Anleger an den Aktienmärkten bisher noch nicht.

Von fundmentaler Seite wird der Weltölmarkt zurzeit wieder stärker durch die Entwicklungen am US-Ölmarkt geprägt. Nachdem die OPEC, durch ihre faktische Ausweitung auf weitere wichtige Ölförderländer und hier vor allem Russland, im Jahr 2018 zunächst wieder stärkeren Einfluss auf die Ölpreise genommen hatte, macht sich seit vergangenem Oktober der preisregulierende Einfluss der US-Schieferölindustrie wieder bemerkbar, die den Weltölmarkt seit Ende 2014 grundlegend verändert hat. Bis zum Jahr 2014 regulierte fast ausschließlich die OPEC den Ölpreis und hielt diesen bei rund 100 Dollar/Barrel, doch seit dem Boom der Schieferölförderung in Nordamerika fällt es der OPEC zunehmend schwerer die Ölpreise so hoch zu halten. Im Gegenteil rechnen Analysten auf Jahre hinaus nicht mehr mit einem Ölpreis von 100 Dollar sondern gehen von etwa 70 bis 80 Dollar/Barrel aus.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Im Dezember hat der OPEC+ Verbund seine Ölproduktion zwar deutlich runtergefahren, doch gleichzeitig stieg die US-Ölförderung in der vergangenen Woche auf ein neues Rekordhoch von rund 11,9 Mio. Barrel pro Tag. Die USA haben Russland und Saudi-Arabien somit klar überholt und sind wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgestiegen. Aktuell geht die amerikanische Energiebehörde EIA sogar davon aus, dass sich die USA im Jahr 2020 nicht nur autark mit Rohöl versorgen können sondern zu einem Ölexportland werden. Dies verringert die US-Abhängigkeit von Ölstaaten im mittleren Osten und erhöht den Einfluss der USA auf den Ölpreis. Der OPEC wird daher in Zukunft kaum etwas anderes übrig bleiben, als ihre Produktion weiter zu drosseln, wenn die Ölpreise steigen sollen.

Passend zu der stetig steigenden Ölförderung in den USA meldete das amerikanische Energieministerium in dieser Woche einen erneuten, kräftigen Anstieg der gesamten US-Öllagerbestände in Höhe von rund acht Millionen Barrel. Genau wie in den vier vorherigen Wochen wurden die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) massiv aufgebaut, bei leicht sinkenden Rohöllagerbeständen. So gingen die Rohöllager aktuell um 2,6 auf 437,1 Mio. Barrel zurück, während die Lager der Ölprodukte um 10,5 auf 398,6 Mio. Barrel aufgebaut wurden.

Seit dem Langzeittief vom vergangenen Juli sind die US-Öllager nun um gut 76 Mio. Barrel bzw. rund 10 Prozent angestiegen und befinden sich mit aktuell knapp 836 Mio. Barrel auf dem höchsten Stand seit September 2017. Dies deutet auf ein Überangebot auf dem Weltölmarkt hin und wenn sich die Daten vom US-Ölmarkt in der kommenden nicht ändern sollten, so haben diese weiterhin das Potential die Stimmung am Ölmarkt kippen zu lassen. Die preistreibende Euphorie vom Jahresanfang ist am Ölmarkt bereits verflogen. Welche Richtung die Ölpreise in den kommenden Wochen einschlagen werden, ist zurzeit aber noch nicht absehbar, denn eine Wiederaufnahme der jüngsten Aufwärtsbewegung erscheint zurzeit ebenso wahrscheinlich wie eine Abwärtskorrektur.

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