Ölpreise im Sinkflug – Unsicherheiten auf dem Ölmarkt steigen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 30.11.2021

um 11:06 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise führen ihren Sinkflug weiter fort und notieren so günstig wie zuletzt im August. Das Mehr-Monats-Tief verdanken wir der neuen Corona-Variante Omikron, die in Südafrika entdeckt und bereits in Europa und in Kanada nachgewiesen werden konnte. Omikron gilt als ansteckender als bisherige Corona-Variante. Der Ölmarkt reagierte bereits am Freitag und schickte die Ölpreise auf Talfahrt. Nach einer leichten Erholung am gestrigen Handelstag geht es heute wieder deutlich bergab. Hintergrund ist die verstärkte Annahme, dass Impfungen nicht gegen die neue Mutante helfen könnten. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert aktuell bei 68,37 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 71,53 $ je Fass.

Der Chef des Impfstoffherstellers Moderna, Stéphane Bancel, hat sich in der „Financial Times“ zum Thema Omikron geäußert und erklärt, es sei wahrscheinlich, dass die bisherigen Impfstoffe nicht gegen eine Infektion mit Omikron gut schützen könnten. Die Äußerungen, die sehr vorsichtig gemacht wurden und mit Blick auf ausstehende wissenschaftliche Einschätzungen, haben die Ölpreise und die Finanzmärkte kalt erwischt. Der Moderna-Chef hat die globalen Finanz- und Handelsmärkte auf Talfahrt geschickt. Eine Erholung bleibt bisher ungewiss.

Nun richtet sich der Blick auf dem Ölmarkt auf die Entscheidungen der OPEC, die auf Donnerstag verschoben wurden. Die OPEC will sich bei ihrem monatlichen Treffen darüber beraten, wie man auf die jüngsten Entwicklungen reagieren soll. Analysten und Experten waren bisher davon ausgegangen, dass die OPEC ihre Fördererhöhungen beibehalten wird. Nachdem die USA und andere Industrienationen ihre Notreserven freigeben und jetzt Omikron zusätzlich für Belastungen auf dem Markt sorgt, könnte die Entscheidung jedoch anders ausfallen. Hinzu kommen Sorgen, dass Iran wieder auf dem Ölmarkt agieren könnte, da die Gespräche über das Atomprogramm mit den USA aufgenommen wurden. Das würde deutlich mehr Öl global verfügbar machen.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Das Statistische Bundesamt hat unterdessen neue Daten zur Inflation in Deutschland veröffentlicht. Diese kletterte nach ersten Schätzungen auf über 5,2 % im November. Damit stieg die Inflation so hoch, wie zuletzt vor 29 Jahren. Damals gab es nach der Wiedervereinigung einen Handelsboom. Einen wichtigen Teil der aktuellen Preissteigerungen machen erneut Energiekosten aus. Diese legten im Vergleich zum Vorjahr um 22,1 % zu. Öl und Gas gelten mit als Preistreiber. Mittlerweile steigen aber die Verbraucherpreise auf breiter Ebene. Das drückt sich sowohl in gesteigerten Mietkosten als auch Nahrungsmittelkosten aus. Trotz der auch europaweit gestiegenen Inflationsraten will die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin an ihrer günstigen Geldpolitik festhalten und die Zinsen nicht erhöhen.

Laut EZB sind die aktuell hohen Inflationswerte nur flüchtiger Natur und dürften sich bald wieder abschwächen. Das sieht man in den USA freilich anders. Hier bereitete die US-Notenbank FED bereits einen Wechsel der Geldpolitik vor. Steigende Zinsen und das Rückfahren von Anleihekäufen waren eigentlich vorgesehen. Doch jetzt könnte Omikron auch hier einen Strich durch die Rechnung machen. Insbesondere Banken leiden unter der aktuellen Niedrigzinspolitik. Sollte sich Omikron so ausbreiten, dass weitere Lockdowns, starke Einschränkungen der Mobilität und ein Einbruch der Konjunkturerholung die Folge sind, dürfte die Zinspolitik so bleiben, wie sie ist.

Zum Ende des Jahres wurde aufgrund der Nachfragesituation und eines vermeintlich sehr kalten Winters ein deutlicher Anstieg der Ölpreise erwartet. Diese Prognosen lassen sich aktuell nicht mehr halten. Für Verbraucher sind dies gute Nachrichten. Die Preise für Heizöl sind vergleichsweise deutlich günstiger geworden. Und auch die Spritpreise haben leicht nachgegeben. Die Benzinpreise und Dieselpreise dürften in den kommenden Wochen deutlicher nachgeben.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1365 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell stärkere US-Dollar hat aufgrund einer Aufwertung in Erwartung einer Erhöhung der Zinsen zugelegt und verteuert damit auch die Importe von Rohöl, was zu einer weltweit geringeren Nachfrage für Rohöl führt.

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