Ölpreise im Griff der trüben Börsenstimmung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.12.2018

um 08:19 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise zunächst mit einem deutlichen Anstieg auf die überraschend starke Förderkürzung des OPEC+ Verbundes reagiert hatten, konnten die Gewinne bereits am Montag nur noch kurz gehalten werden. Bedingt durch den sich weiter verschärfenden Handelskonflikt zwischen den USA und China gaben die Ölpreise dann im weiteren Handelsverlauf wieder kräftig nach. So fiel die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um zwei Dollar je Barrel und notierte am Morgen mit 60 Dollar/Barrel nur noch minimal über der 60-Dollar-Marke. Auch die US-Ölsorte WTI gab ihre Gewinne vom Vortag wieder ab, sank um 1,5 $/b und wurde am Dienstagmorgen bei 51 Dollar/Barrel gehandelt.

Der Ölmarkt ist zurzeit klar im Griff der Aktienmärkte und kann sich der generell miserablen Stimmung an den Börsen nicht entziehen. Besonders die Verschärfung im Handelsstreit zwischen den USA und China setzte die Ölpreise unter Druck. Das neue Rekordhoch in der US-Handelsbilanz mit China und die Verhaftung einer Huawei-Spitzenmanagerin lassen eine Einigung im Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt immer unwahrscheinlicher werden, was die Weltwirtschaft, die Aktienmärkte und auch die Ölpreise belastet.

Unter Druck gesetzt wurden die Ölpreise zudem durch Meldungen, dass Russland seine Ölförderung nur sehr langsam drosseln könne. So wird im Januar wohl nur ein Bruchteil der anvisierten Förderkürzung Russlands umgesetzt werden können. Gleichzeitig wollen US-Ölfirmen ihre Fördermengen im Jahr 2019 weiter erhöhen. Zuletzt hatte das US-Energieministerium bereits bekannt gegeben, dass die USA, die sich im Jahr 2018 wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgeschwungen haben, zum ersten Mal seit rund 75 Jahren wieder mehr Rohöl exportiert als importiert hat.

Kaum Beachtung schenkten Anleger hingegen den preistreibenden Nachrichten aus Libyen. In dem Bürgerkriegsland wurde mal wieder das größte Ölfeld des Landes von Rebellen übernommen. Der vollständige Produktionsausfall auf dem Sharara-Ölfeld lässt die Ölförderung Libyens um rund 0,32 Mio. Barrel pro Tag fallen. Das so ein starker Produktionsausfall keinen nennenswerten Einfluss auf die Ölsorte BRENT hat, ist ein klares Zeichen für die weiterhin bärische Stimmung am Ölmarkt.

 

 

 

An der insgesamt trüben Stimmunglage konnte auch der Beschluss des OPEC+ Verbundes nichts ändern. Zwar brachte die am Wochenende vereinbarte Förderkürzung in Höhe von 1,2 Mio. Barrel pro Tag preisstützende Impulse, doch dies brachte beim börsennotierten, spekulativen Handelsprodukt Öl keine Trendwende. Dabei war die Einigung auf diese Förderkürzung schon ein Kraftakt für die 25 Ölstaaten, die im OPEC+ Verbund kooperieren. Im Fokus stehen dabei vor allem die unterschiedliche Interessenlagen und politischen Verflechtungen der größten Ölförderländer.

Saudi-Arabien will den wichtigen Verbündeten Donald Trump nicht verprellen. Der US-Präsident stellt sich nicht nur als einziger westlicher Politiker im Fall des ermordeten Journalisten Khashoggi demonstrativ hinter den saudischen Kronprinzen sondern hat sich auch im Konflikt der beiden Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran eindeutig gegen den Iran positioniert. Als Gegenleistung fordert Trump eine ungebremste Ölförderung und weiter fallende Ölpreise um die ölhungrige US-Wirtschaft anzukurbeln. Aus eigenen Interessen und auch als OPEC-Leader muss Saudi-Arabien jedoch seiner Rolle als wichtigster Regulator am Ölmarkt nachkommen.

Russland fällt es zurzeit nicht leicht seine Ölförderung zurückzufahren, denn das Land benötigt die Öleinnahmen für den Staatshaushalt und muss zuletzt getätigte Investitionen in neue Ölfelder wieder reinholen. Außerdem ist Russland ein Verbündeter des Iran, will aber seine neu geknüpften Beziehungen zu dessen Erzfeind Saudi-Arabien auch nicht überstrapazieren. Dementsprechend verwundert es nicht, dass dem Vernehmen nach im OPEC+ Verbund besonders viel Gesprächsbedarf zwischen diesen drei Ländern bestanden haben soll.

Als Ergebnis dieser Gespräche hat Russland zugesagt seine Ölförderung stärker zu kürzen als zuvor angeboten wurde. Aufgrund der US-Sanktionen wird der Iran dafür von den Kürzungsplänen ausgenommen und Saudi-Arabien trägt sowieso den absoluten Großteil der Förderreduzierung und will seine Ölförderung im Januar auf nur noch 10,2 Mio. Barrel pro Tag zurückfahren.

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