Ölpreise halten Aufwärtstrend bei | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.04.2018

um 08:13 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise hatten ihren jüngsten Höhenflug am Freitag kurzfristig gestoppt, nachdem sich US-Präsidenten Trump via Twitter über die künstlich hoch getriebenen Ölpreise äußerte und ankündigte dies nicht akzeptieren zu wollen. Lange wirkte Trumps Tweet jedoch nicht, denn bereits am Freitagnachmittag und auch heute Morgen im frühen Handel legten die Ölnotierungen wieder zu.

Dabei kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT um knapp 0,5 $/b und wurde am Montagmorgen mit 74,1 Dollar/Barrel auf einem neuen Dreieinhalb-Jahres- Hoch gehandelt. Die US-Ölsorte WTI zog mit 0,2 $/b weniger stark an und notierte mit 68,3 Dollar/Barrel sogar etwas niedriger als in der vergangenen Woche. Der Mischpreis für OPEC-Rohöl ist unterdessen zum ersten Mal seit rund dreieinhalb Jahren wieder über die 70-Dollar-Marke gestiegen und stand zum Ende der vergangenen Woche mit 71 $/b fast 20 Prozent über dem, vom Ölkartell angestrebten Preislevel von rund 60 Dollar/Barrel.

Während sich Donald Trump am Freitag per Kurznachricht über die OPEC-Förderkürzung beschwerte, kamen Vertreter des Ölkartells und Russlands im saudi-arabischen Dschidda zusammen, um darüber zu beraten, wie die aktuelle Zusammenarbeit fortgeführt und intensiviert werden kann. Dabei soll vor allem über eine Verlängerung der Förderkürzung über das Jahresende hinaus gesprochen werden, obwohl die OPEC alle Ziele, die mit der Förderkürzung verbunden waren, bereits erreicht hat.

 



Besonders von Saudi-Arabien, dessen staatlicher Ölkonzern Aramco bald an die Börse gebracht werden soll, kommen daher auch schon neue Zielvorgaben. Laut dem saudischen Energieminister könne die Weltwirtschaft zurzeit leicht höhere Ölpreise verkraften, weshalb das größte OPEC-Ölförderland Ölpreise von 80 bis 100 Dollar/Barrel anvisieren will.

Gestützt wird diese Zielvorgabe zurzeit durch geopolitische Risiken im ölreichen Nahen Osten. Zudem hat die OPEC-Allianz ihre Förderkürzung im März, laut vorläufigen Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg, wohl auf ein Rekordniveau ausgeweitet habe und gleichzeitig ist die globale Ölnachfrage im ersten Quartal so stark gestiegen wie seit Ende 2010 nicht mehr. Allerdings wird zurzeit auch in großem Umfang auf höhere Ölpreise spekuliert. Einige Hedge Fonds setzen aktuell schon auf einen Ölpreis von 80 Dollar/Barrel und viele Börsenhändler sind auf den zurzeit laufenden Trend aufgesprungen und haben schon alleine dadurch die Ölpreise weiter nach oben gehievt.

US-Präsident Trump hat daher nicht unrecht wenn er von künstlich hohen Ölpreisen spricht, ob die Schuld daran aktuell hauptsächlich bei der OPEC oder an der globalen Leitbörse, also der New Yorker Wallstreet zu suchen ist, steht auf einem anderen Blatt. Zudem scheint Trump zu vergessen, dass die Förderkürzung der OPEC-Allianz dafür sorgt, dass die Ölförderung in den USA auf ein Rekordhoch von 10,54 Millionen Barrel pro Tag gestiegen ist und die USA auf dem Weg sind, das größte Ölförderland der Welt zu werden. Außerdem führen höhere Ölpreise dazu, dass wieder mehr in neue Ölvorkommen investiert wird.

Obwohl die US-Ölförder-Unternehmen zurzeit die größten Konkurrenten für die OPEC-Staaten darstellen, hat der US-Ölmarkt in diesem Jahr als Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz abgenommen. Auch wenn sich die US-Ölförderung auf einem Rekordhoch befindet, so steigt die Schieferölförderung nicht so stark wie dies bei den aktuellen Ölpreisen von Analysten erwartet wurde. Viele Schieferölproduzenten, die in Nordamerika in den letzten Jahren unter enormen Preisdruck gearbeitet haben, scheinen derzeit auch gut mit den höheren Ölpreisen leben zu können.

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