Ölpreise haben sich erholt und steigen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.10.2020

um 09:53 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Ölpreise, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport

Die Ölpreise sind mit einer deutlichen Erholung in die aktuelle Woche gestartet und notieren deutlich besser als in der vergangenen Woche. Einen Grund für übertriebene Freude gibt es dennoch nicht. Der Ölpreis bleibt anfällig und starke Impulse für einen deutlichen Preisanstieg fehlen weiterhin. Ein paar Einblicke in die wichtigsten Themen.

 

US-Präsident Donald Trump spielt aktuell die wichtigste Rolle bei der Preisgestaltung für den Ölpreis. Nachdem am Freitag seine COVID-19-Erkrankung bekannt geworden war, rutschte der Ölpreis deutlich ab. Die Verluste waren so stark, dass sich viele fragten, wie und ob sich der Ölpreis überhaupt von diesem Schlag erholen wird. Am Montag sah es dann schon wieder anders aus. Zwar startete der Ölpreis erneut mit Abschlägen, doch wurden die Verluste vom Freitag nahezu komplett ausgeglichen. Die Meldung des Tages war, dass Trump aus dem Krankenhaus entlassen und seine Erkrankung einen positiven Ausgang zu nehmen scheint. Das stützte den Ölpreis und es gibt weitere, kleinere Impulse. Die Entwicklung hielt am heutigen Dienstag weiter an. Aktuell notieren die wichtige Nordseesorte Brent bei 41,10 $/Barrel und die US-Sorte WTI bei 39,30 $/Barrel

 

Während die OPEC+ Länder eher die Ölförderung angehoben haben, sorgen Konflikte und Streiks für eine Besserung der Gesamtlage. Der wachsende Streik in Norwegen beispielsweise, belastet die Ölproduktion, obwohl Analysten zunächst davon ausgegangen waren, dass der Streik keine Rolle für den Ölpreis spielen werde. Mittlerweile ist der Streik jedoch gewachsen und damit auch die Relevanz des Themas. Öl- und Gasarbeiter einer kleinen Gewerkschaft streiken in dem skandinavischen Land für einen besseren Ausgleich mit den Arbeitgebern. Dabei hatte eine der größten Gewerkschaften bereits einen Deal ausgehandelt. Mittlerweile betrifft der Streik 6 Ölförderanlagen und schränkt die Förderung in diesen Anlagen stark ein.

 

Ein weiterer Faktor ist auch der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Region Bergkarabach. Hier scheinen sich die Kampfhandlungen nicht mehr nur auf Bergkarabach zu beschränken. Die Region scheint sich auf direktem Weg in einen echten Krieg zu befinden. Die Mitteilungen überschlagen sich und die gesamte Situation bleibt sehr unübersichtlich. Dabei scheinen auch alte Freundschaften und Verbindungen nicht mehr zu zählen. Die Gesamtsituation, die neben den beiden Kriegsparteien auch die Türkei, Iran und Russland betreffen, scheint diffus. Entsprechend sind hier auch Unsicherheiten beim Ölpreis, die sich preissteigernd auswirken.

 

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Daneben kommen auch positive Stimmungen an den weltweiten Finanzmärkten dem Ölpreis zugute. Die konjunkturellen Entwicklungen in Europa und in den USA sind besser ausgefallen, als von Experten erwartet. Das deutet auch auf eine künftig stärkere Nachfrage für Öl hin. Die Finanzmärkte hoffen außerdem auf ein Konjunkturpaket in Höhe von einer oder zwei Billionen US-Dollar. Zuletzt gab es wieder Verhandlungen zwischen den Demokraten und Republikanern. US-Präsident Donald Trump möchte einen Deal haben, bevor im November gewählt wird. Das treibt die Hoffnung an den Finanzmärkten an und wirkt sich ebenfalls preisstabilisierend auf den Ölpreis aus.

 

Als allerletztes kommt auch noch die Hurrikan-Saison wieder zum Zuge. Vor dem Golf von Mexiko baut sich erneut ein tropischer Sturm auf. Die Förderanlagen an den US-Küsten werden entsprechend runtergefahren. Die Sturmformation könnte tatsächlich deutlich stärker ausfallen, als die bisherigen Stürme in dieser Saison. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten. Manchmal ist der größte Sturm dann doch nur ein laues Lüftchen. Gerade die letzten Fälle am Golf von Mexiko haben dies ausdrücklich und eindrucksvoll gezeigt. Es bleibt entsprechend nur bei diesen kleineren Impulsen, die aufgrund einer gewissen Vorsicht entstanden sind.

 

Der Ölpreis wird weiterhin von der Corona-Pandemie beherrscht. Die Sorgen vor einem Nachfrageausfall bestimmen die seitwärts-Bewegung, in der sich der Ölpreis seit Monaten befindet. Ein echter Ausbruch nach oben oder unten war in diesem engen Preiskorridor nicht möglich. Auch der Schock der vergangenen Woche hielt sich nur kurzfristig. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Gesamtsituation entwickeln wird. Die Förderpolitik der OPEC+ Staaten bringt mehr Öl auf den Markt, obwohl die Nachfragesituation weiterhin angespannt bleibt. Der Ölpreis wird vermutlich deshalb weiterhin günstig bleiben.

 

Für Verbraucher sind günstige Ölpreise hingegen ein Segen. Wer Auto fährt oder mit Heizöl heizt, kann von den günstigen Preisen auf den Rohölmärkten profitieren. Insgesamt haben die günstigen Preise aber auch Auswirkungen auf die Inflation oder Preisteuerungsraten in den Ländern. Durch günstige Ölprodukte werden gerade Transporte – egal ob in Kurz- oder Langstrecken - auch günstiger. Das wirkt sich auch auf die Endverbraucherpreise bei anderen Produkten aus. Die Frage ist aber, ob das so bleibt, oder sich doch ein Umschwung beim Ölpreis andeutet. Die nächsten Wochen dürften darüber mehr Aufschluss geben. In einem sehr ungewohnten Jahr stehen entscheidende Wochen an.

 

Zurück