Ölpreise haben neues Tief im Visier | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.02.2020

um 11:59 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Bei der rückblickenden Betrachtung der Rohölpreis – Entwicklung konnte unsere Redaktion in den zurückliegenden zwei Wochen ungewöhnliche Paral- lelen feststellen. So entsprach die Preisentwicklung der ersten Februarwoche ziemlich genau der Entwicklung der Vorwoche. Nach kräftigen Verlusten zum jeweiligen Wochenbeginn, folgte zur Mitte der Woche eine Stabilisierung mit deutlichen Preissteigerungen und einer Stagnation zum Wochenausklang.

Während es am Montag der letzten Woche noch zu Verlusten von mehr als 1,7 Prozent bei beiden Rohölsorten kam, sind die Preisrückgänge gestern im Vergleich niedriger ausgefallen. Erst im Laufe des gestrigen Handelstages gerieten die Notierungen unter Druck und konnten zwischenzeitlich ein neues Langzeittief erreichen. Erst letzte Wochen sind die Rohölpreise in der Nacht zu Dienstag auf die tiefsten Stände seit rund 12 Monaten gefallen und die amerikanische Rohölsorte WTI rutschte erstmals seit Januar 2019 unter die 50 Dollar-Marke.

Auch wenn der Rohölpreis weder letzte Woche, noch gestern die durchaus relevante Marke von 50 Dollar/Barrel gehalten wurde, bleibt festzuhalten, dass die US-Sorte WTI in den letzten fünf Wochen um mehr als 22 Prozent nachgab. Bei der für Europa relevanten Rohölsorte BRENT ist der Preisrückgang seit Anfang Januar mit über 23 Prozent sogar noch deutlicher. Trotz einer zwischenzeitlichen Stabilisierung zur Mitte der letzten Woche, kam es bei beiden Rohölsorten zum fünften Wochenverlust in Folge.

Nach den Verlusten von gestern Nachmittag, haben die Rohölpreise zum Start in den heutigen Handelstag zu einer leichten Erholung angesetzt. Während die US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) am Morgen um 0,6 Dollar/Barrel auf 50,2 $/b steig, ist die Nordsee-Sorte BRENT mit einem Plus von 0,8 Dollar/Barrel noch deutlicher gestiegen. Durch die Aufwärtsbewegung von heute Morgen notierte die europäische Rohölsorte BRENT im frühen Handel bei 54,1 $/b.

Seit über einem Monat steht der Ölmarkt im Bann des „Coronavirus“. Auch wenn die jüngste Entwicklung die Ölpreise nicht weiter belastet hat, dominieren die Sorgen über die konjunkturellen Auswirkungen, sowie die weiterhin kaum abzuschätzenden Folgen auf die mittel- bis langfristige Ölnachfrage. Sollte es wie erwartet zu einer konjunkturellen Eintrübung kommen, hätten diese einen unmittelbaren Einfluss auf die ohnehin „angeschlagene“ Weltwirtschaft und die Notierungen am Ölmarkt.

Auch wenn in den letzten Tagen das Thema Coronavirus weniger präsent ist als zuvor, kann weiterhin nicht von einer Entwarnung gesprochen werden. Vielmehr hat die neuartige Lungenkrankheit aktuell mehr als 1.000 Menschen das Leben gekostet und auch die Anzahl der Infizierten steigt trotz aller Bemühungen der chinesischen Regierung massiv. Chinas Präsident Xi Jinping sprach in einem seiner ersten öffentlichen Auftritte seit dem Ausbruch der Krankheit, von einer weiterhin „ernsten Situation“.

Darüber hinaus häufen sich am Ölmarkt Zweifel über die Geschlossenheit der Fördermengenpolitik des OPEC-Kartells. Bereits letzte Woche hat eine Experten-Kommission nach einer dreitägigen Sitzung in Wien zu weiteren Fördermengenkürzung geraten, um kurzfristig den sinkenden Rohölpreisen entgegenzuwirken. Da die beiden „Schwergewichten“ Saudi-Arabien und Russland weiterhin unterschied- licher Auffassung bezüglich der künftigen Förder- mengenpolitik sind, wird von vielen Marktteilnehmern nicht von einer zeitnahen Einigung ausgegangen.

Und auch wenn es heute Morgen zu einer Stabilisation der Rohölpreise gekommen ist, sollte diese aus unserer Sicht nur als kurzfristige Gegenbewegung wahrge- nommen werden. Weiterhin überwiegen preis- drückenden Faktoren am Ölmarkt, insbesondere die weiterhin nicht abzuschätzenden Folgen des „Coronavirus“ für die Weltwirtschaft. Selbst wenn es kurzfristig zu einer Entscheidung zur Fördermengenanpassung seitens des OPEC-Kartells kommt, bleiben ernsthafte Zweifel bzgl. des erhofften preisstabilisierende Effektes vorhanden.

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