Ölpreise gehen in Setwärtsbewegung über | Aktuelle Ölmarkt-News vom 26.01.2021

um 13:00 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird deutlich, dass die Entwicklung der Rohölpreise im neuen Jahr deutlich übersichtlicher ausfällt als zuvor. Dennoch kann aus Sicht vieler Marktteilnehmer von einer durchaus positiven Entwicklung gesprochen werden. Denn nach einem Jahr mit teils massiven Preisschwankungen, die die Notierungen am Ende des ersten Quartals des letzten Jahres sogar zum ersten Mal in der Geschichte des Ölmarktes kurzfristig in den negativen Bereich haben fallen lassen, konnten die Notierungen in den zurückliegenden Wochen an die Erholungstour der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2020 anknüpfen. Seit Mitte letzter Woche ist die Aufwärtsbewegung jedoch vorerst beendet und die Rohölpreise gingen in einen Seitwärtstrend über.

Der Seitwärtstrend mit Preisbewegungen in einem äußerst schmalen Preiskanal von weniger als drei Dollar je Barrel hält auch zum Start in den heutigen Handelstag weiter an. Im frühen Handel gab der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI um 0,3 Dollar/Barrel auf 52,4 Dollar nach. Ein Barrel der für Europa relevante Öl-Sorte Brent kostete heute Morgen 55,5 US-Dollar und somit 0,4 Dollar/Barrel weniger als beim gestrigen Handelsaustritt. Die Preise beider Rohölsorten gaben somit zum Start in den heutigen Handel bereits den dritten Tag in Folge nach. Ob die frühmorgendlichen Verluste im Tagesverlauf weiter ausgebaut werden darf bezweifelt werden, da sich aktuell eine Gegenbewegung andeutet.

Die Entwicklung der Rohölpreise wurde zuletzt von gleich mehreren marktrelevanten Meldungen beeinflusst, die sich jedoch in ihrer Anzahl durch preistreibende und preisdrückende Faktoren zu gleichen Anteilen verteilten. Zu den preisstabi-lisierenden Faktoren gehörte in den letzten Tagen das vom neuen US-Präsidenten Joe Biden angekündigte billionenschwere Konjunktur- und Hilfspaket. Doch das Hilfspaket, das zur Stabilisierung der „Corona-geschüttelten“ Wirtschaft dienen soll, könnte sich als unerfülltes Wahlversprechen herausstellen. Für die Bewilligung des 1,9 Billionen teuren Paketes benötigt der Präsident im Kongress die Zustimmung von einigen Republikanern. Da die Zustimmung aktuell noch ausbleibt, schwenkt der vorherige Optimismus am Ölmarkt zuletzt in Skepsis um.

Doch das ausstehende „Go“ des US-Kongresses wird gegenüber dem Dauerthema „Corona-Krise“ für einige Marktteilnehmer fast schon unwichtig. Über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und dessen Einfluss auf die kurz- bis mittelfristige Rohölnachfrage wurde zuletzt deutlich weniger berichtet, als noch in den letzten Monaten. Der Fokus in Bezug auf die Krise verschiebt sich aktuell auf die Impfstoffe. Während in den letzten sechs Wochen mehrere Impfstoffe ohne Beanstandung die Zulassung für den europäischen Markt erhalten haben, wurde dem Impfstoff des Pharmakonzerns AstraZeneca keine vollumfängliche Zulassung ausgestellt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Neben den bereits vor der Auslieferung der ersten Dosen bekanntgewordenen Lieferengpässen, sollte der Impfstoff von AstraZeneca nicht an über 65-Jährige geimpft werden. Laut der europäischen Impf-Kommission liegt die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes in dieser Altersgruppe bei weniger als zehn Prozent. Nach einer Vielzahl von Lieferverzögerungen und Problemen bei der Termin-Vergabe ist das Ergebnis der Kommission für die deutsche Regierung den nächsten Rückschlag in ihrer Impf-Kampagne. Der neue Impfstoff war seitens der Regierung für über 80-Jährige vorgesehen, die nicht in Altersheimen wohnen.

Aufgrund der neusten Entwicklungen wird aktuell davon ausgegangen, dass das von Bundeskanzlerin Merkel erst letzte Woche bekanntgegebene Ziel, bis Ende September jedem Bundesbürger eine Impfmöglichkeit anzubieten zu können, bereits jetzt nicht mehr realistisch ist. Auch wenn der anhaltende Lockdown endlich Wirkung zeigt und die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland nahezu täglich sinkt, sollte weder im Gesundheitswesen, noch in der Wirtschaft von Entspannung gesprochen werden. Die Auswirkungen des Lockdowns auf die Wirtschaft und die globale Rohölnachfrage sind weiterhin nur zu schätzen und werden erst in den kommenden Monaten in aussagekräftigen Zahlen erfasst werden können.

Trotz der Entwicklung der Corona-Pandemie konnten die Rohölpreise bis zuletzt an dem nahezu ungebremsten Aufwärtstrend der letzten Wochen festhalten. Doch seit gut einer Woche zeigt sich sowohl am Ölmarkt, als auch an den internationalen Finanzmärkten, dass es kurzfristig zu einem Stimmungsumschwung und somit zu einer unerwartet deutlichen Gegenbewegung kommen könnte. Sowohl für die weitere Entwicklung des Rohölmarktes, als auch an den Finanzmärkten wird in den kommenden Tagen und Wochen die globale Impf-Aktivität entscheidend sein. Da der Rohölmarkt zuletzt immer wieder mit unerwarteten Preisausschlägen auf einzelne marktrelevante Meldungen reagiert hat, möchten wir uns aktuell mit einer Prognose bewusst zurückhalten.

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