Ölpreise gehen in Seitwärtstrend über | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.01.2020

um 11:13 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt


Aufgrund von mehreren marktrelevanten Faktoren wurden die Rohölpreise in den letzten Wochen häufig eindeutig in eine Richtung gelenkt. Anders als zuvor, als durch das Kräftemessen der USA und dem Iran, die Lage am Persischen Golf zu eskalieren drohte, führte zuletzt ein impulsarmer Handel dazu, dass die Notierungen in den letzten Tagen nur geringfügig stiegen. Auch zum Wochenausklang treten die Rohölpreise im frühen Handel auf der Stelle und bewegen sich anhaltend in einem engen Preiskanal.

Nach den kräftigen Preisrückgängen bei beiden Rohölpreisen, die bis Anfang der Woche anhielten, befinden sich die Notierungen seitdem in einem Seitwärtstrend. Während die Nordsee-Ölsorte BRENT in den letzten drei Tagen um minimale 0,3 $/b auf 64,6 Dollar/Barrel stieg, ist auch der Preisanstieg der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) auf 58,6 Dollar/Barrel im Vergleich nur marginal höher. Beide Rohölsorten notieren somit weiterhin in der unmittelbaren Nähe ihrer einmonatigen Tiefstände von Mitte der Woche.

Mit der Unterzeichnung des sogenannten „Phase-1“ – Abkommens zwischen den beiden Wirtschaftsmächten China und USA wurde am Mittwoch eine Vereinbarung geschlossen, die zumindest einen Teilerfolg im Handelsstreit darstellt. Der Disput hatte in den letzten 18 Monaten zu massiven Preisschwankungen am Ölmarkt führte. Der Name des Abkommens wurde mit „Phase-1“ ganz treffend gewählt, da mit dem Abkommen zwar durchaus eine Annäherung im Handelsstreit erzielt wurde, jedoch ganz offensichtlich noch nicht alle relevanten Themen des monatelangen Zollkrieges geklärt werden konnten.

Das Teilabkommen sollte dementsprechend wohl eher als für beide Seiten zufriedenstellende Moment- aufnahme interpretiert werden. Da weiterhin eine Vielzahl von marktrelevanten Themen ungeklärt sind, bleibt zunächst unklar, welche Auswirkung die Einigung auf die zukünftige Entwicklung der Weltkonjunktur haben wird. Marktteilnehmer erhoffen sich dennoch, dass durch die Vereinbarung sowohl die „lahmende“ Weltwirtschaft gestärkt wird und infolgedessen auch die weltweite Ölnachfrage kurz- bis mittelfristig steigt.

Während in der Vergangenheit alleine die Möglichkeit einer Annäherung im Handelsstreit zu massiven Preissprüngen geführt hat, blieb eine vergleichbare Bewegung am Mittwoch aus. Es ist offensichtlich, dass der Ölmarkt das angekündigte Ereignis besser einzuschätzen wusste. Bereits in der jüngeren Vergangenheit wurden vergleichbare Meldungen sowohl am Öl-, als auch am Aktienmarkt bereits zuvor eingepreist, sodass unerwartet kräftige Preisbewegungen zuletzt ausblieben.

Neben dem Teilabkommen haben zur Wochenmitte auch die aktuellen Daten vom US-Energieministerium für Aufmerksamkeit am Ölmarkt gesorgt. So kam es zu deutlichen Zuwächsen bei den US-Lagerbeständen, wobei der höchste Stand seit über sieben Monaten auf einen massiven Anstieg bei Benzin und Destillaten zurückzuführen ist. Einen vergleichbaren Anstieg von über 12 Mio. Barrel innerhalb einer Woche gab es zuletzt im Mai letzten Jahres. Aufgrund der unerwartet gesunkenen Rohöllagerbestände, ist die Gesamtsteigerung der US-Vorräte nicht noch deutlicher ausgefallen.

Und auch die inzwischen weniger angespannte Lage im Nahen Osten hat ihren preisdrückenden Impuls in den letzten Tagen nicht vollumfänglich zeigen können. Nach dem Luftangriff auf einen hochrangigen iranischen General zu Beginn der letzten Woche, wurden massiven Risikoaufschläge am Ölmarkt eingepreist. Auch wenn die zwischenzeitliche Kriegsangst deutlich gesunken ist und die Risikoaufschläge nicht mehr so drastisch ausfallen, herrscht weiterhin eine berechtigte Zurückhaltung, da es für eine komplette Entwarnung zu früh ist.

Auch wenn die Unterzeichnung des Teilabkommens als Fortschritt im Handelsstreit bezeichnet werden darf, so überwiegt am Markt offensichtlich aktuell mehr Pessimismus, als Optimismus. Bereits kurz nach der Unterzeichnung und der Veröffentlichung der Vertragsinhalte, haben erste Analysten gemahnt, dass abzuwarten sei, ob beide Vertragspartner die im Abkommen vereinbarten Maßnahmen auch vollumfänglich umsetzten werden. An der aktuellen Gesamtsituation am Ölmarkt wird deutlich, dass die Impulse nicht richtungsweisend sind und eine genaue Prognose über die kurz- bis mittelfristige Entwicklung schwierig einzuschätzen bleibt. Die preisdrückenden und preisstabilisierenden Impulse neutralisieren sich aktuell, sodass sich die Notierungen seit mehreren Tagen fast unverändert im Seitwärtstrend befinden.

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