Ölpreise geben etwas nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.05.2020

um 11:21 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird am Verlauf deutlich, dass die Rohölpreise seit Jahresbeginn immer wieder massiven Preisschwankungen unterlagen. Während in der Vergangenheit auf kurz- bis mittelfristige Trends Gegenbewegungen folgten, blieben diese im aktuellen Jahr zumeist aus. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass der zu Jahresbeginn startende Abwärtstrend nahezu ungebremst bis Ende April anhielt und erst seitdem eine Erholung ersichtlich ist. Die vorherigen Erholungsversuche scheiterten zuvor alle nach bereits kurzer Zeit.

Neben dem Rohölpreis wird im Preis-Chart auch die Entwicklung des heimischen Heizölpreises dargestellt. Aufgrund der Koppelung des Heizölpreises an den Rohölmarkt, konnte bisher davon ausgegangen werden, dass die Preisentwicklungen nahezu parallel verlaufen. Auch wenn Abweichungen mit kurzfristig entgegengesetzten Preisverläufe in der Vergangenheit durchaus vorkamen, so darf die Entwicklung Anfang Mai als ungewöhnlich bezeichnet werden, da sich die Preise trotz deutlicher Vorgaben des Rohölmarktes zwei Wochen lang konträr zueinander entwickelten.

Auch wenn die Preisverläufe zwischenzeitlich wieder parallel zueinander verliefen, so scheint die Abkoppelung des Heizölpreises noch nicht ganz beendet. Während sich die Heizölpreise weiterhin in einem Abwärtstrend befinden, suchen die Rohölpreise aktuell nach einem neuen Orientierungspunkt und tendieren seitwärts. Bereits in der Vorwoche bewegten sich die Rohölpreise innerhalb eines nur äußerst schmalen Preiskanals von weniger als 1,5 Dollar/Barrel auf und ab, da sich preisdrückende und preistreibende Meldungen gegenseitig neutralisierten.

Trotz des amerikanischen „Memorial Day“ und dem damit verbundenen Ausbleiben von marktrelevanten Mitteilungen aus den USA, war zu Beginn der Woche eine deutliche Aufwärtsbewegung ersichtlich. Im Wesentlichen waren die bis Mittwoch anhaltende Preissteigerungen auf die Hoffnung einer schnelleren Erholung der Rohölnachfrage als ursprünglich erwartet zurückzuführen. Doch die Aufwärtsbewegung fand nach drei aufeinanderfolgenden Tagen mit konstant steigenden Preisen gestern ein rasches Ende.

Zwar konnten gestern die frühmorgendlichen Verluste bis zum Handelsaustritt wieder ausgeglichen werden, doch Anhand der gestrigen Preisbewegungen wird wieder einmal deutlich, wie „sensibel“ der Rohölmarkt auf relevante Meldungen reagiert. Zum Start in den heutigen Handelstag mussten die Rohölpreise einen Teil ihrer Vortagesgewinne wieder abgeben. So gab der Preis der Sorte BRENT am Morgen um 0,3 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 34,9 $/b nach. Bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel das Minus mit 0,5 Dollar/Barrel noch etwas deutlicher aus, sodass der Preis im frühen Handel bei 33,2 $/b notiert.




Während in der Vorwoche preisstützende und preisdrückende Meldungen die Notierungen nur übersichtlich haben steigen und fallen lassen, sind die Preisbewegungen in dieser Woche ausgeprägter gewesen. Neben der deutlichen Erholung der Rohölnachfrage in Folge von immer weitreichenden Lockerungen der Corona-Restriktionen, hatten bis Mittwoch auch die seit Anfang des aktuellen Monats rückläufigen Angebotsmengen auf dem Rohölmarkt eine positive Wirkung auf die Entwicklung der Notierungen. Die rückläufigen Angebotsmengen basieren auf einer seit Anfang Mai aktiven Fördermengenregulierung großer Produktionsländer wie Saudi-Arabien und Russland.

Doch über die Fortsetzung der aktuellen Fördermengenkürzung wird auf dem Treffen des OPEC+ Verbundes am 9. und 10.06. in Wien verhandelt werden. Bereits im Vorfeld des Treffens ist erneut eine unterschiedliche Haltung bzgl. der weiteren Mengenregulierung ersichtlich. So haben Vertreter Saudi-Arabien zuletzt mitgeteilt, dass eine Bereitschaft zur Fördermengenkürzung über das aktuelle Ablaufdatum hinaus besteht. Russland hingegen sieht aufgrund der jüngsten Erholung der Notierungen keine Notwendigkeit einer Ausweitung der Kürzung und möchte zeitnah auf die ursprünglichen Produktionsmengen zurückkehren.

Aus den USA kommen aktuell vorwiegend Meldungen, die eine belastende Wirkung auf die weitere Entwicklung der Rohölpreise haben. Während gestern am Ölmarkt eine Reaktion auf die Meldung der überraschend deutlich gestiegenen amerikanischen Rohöllagerbestände ausblieb, könnten die neuesten politischen Spannungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten USA und China ein Ende der jüngsten Erholungstour der Rohölpreise bedeuten. Mit Spannung wird von Marktteilnehmern eine Rede des amerikanischen Präsidenten Trump erwartet, der sich am heutigen Freitag über das weitere Vorgehen äußern möchte.

Während die Vorgaben des Ölmarktes seit Anfang Mai für nahezu konstant steigende Rohölpreise sorgten und die Aufwärtsbewegung nach der kurzen „Verschnaufpause“ in der Vorwoche, am Montag auch in der Höhe wieder an die vorherige Erholung anknüpfte, könnte der politische Disput zwischen China und den USA weitere Preisanstiege verhindern. Im Falle einer Eskalation zwischen den beiden Wirtschaftsmächten, könnten die Folgen für den Ölmarkt drastisch sein. Auch wenn die Preisschwankungen am Ölmarkt zuletzt deutlich nachließen, haben seit Jahresbeginn mehrere Beispeile gezeigt, dass zuvor erzielte Gewinne innerhalb kürzester Zeit wieder abgegeben wurden.

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