Ölpreise geben deutlich nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.05.2021

um 10:12 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Anfang der Woche sah es nach einem weiterhin guten Trend nach oben für die Ölpreise aus. Doch so schnell können sich die Dinge ändern. Mittlerweile haben die Ölpreise nicht nur deutlich abgebaut, sondern notieren so niedrig wie zuletzt Mitte April. Neben diverser Nachfragesorgen bereiten auch die Finanzmärkte größere Sorgen beim Ölpreis.

Sollten die Ölpreise jedoch weiter nachgeben, könnte das auch zu deutlichen Problemen bei der Förderung führen. Denn nur bei relativ höheren Ölpreisen rentieren sich bestimmte Fördermethoden. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert aktuell bei 62,05 $. Ein Barrel der für Europa relevanten Öl-Sorte Brent kostet 64,89 $.

Wichtigstes Thema beim Ölpreis bleibt die weltweite Entwicklung bei der Corona-Pandemie. Während es so aussieht, als hätte die dritte Welle in der EU und in den USA durchschlagen werden können, ist davon noch lange nicht in Indien und im restlichen südostasiatischen Raum auszugehen. Hier ist die Nachfrage nach Rohölprodukten weiter zurückgegangen.

Auch in anderen Orten auf der Welt sieht es nicht gut aus. Argentinien hat sich beispielsweise einen weiteren Lockdown verordnet, während die prekäre Lage in Brasilien ebenfalls andauert. Die Entwicklungen belasten immer stärker die Ölpreise, weil die Förderung von Rohöl insgesamt in diesem Monat angestiegen ist und auch weiter ansteigen soll.

Dazu kommen auch positive Meldungen von den Iran-Verhandlungen. Hier wird immer mehr deutlich, dass eine Einigung mit dem Iran sehr wahrscheinlich ist. Damit würden die Sanktionen gegenüber dem Iran auch aufgehoben werden, was zu deutlich mehr Öl auf dem Weltmarkt führen würde. Die positiven Meldungen wurden über Staatsmedien auch durch eine weitere Ankündigung bestätigt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Der Iran will ab Juni außerdem das neue JASK-Terminal in Betrieb nehmen. Hier sollen langfristig täglich mehr als eine 1 Mio. Barrel pro Tag verladen werden. Für den Anfang gehen Experten von rund 300.000 Barrel pro Tag aus. Mit Lockerungen bei den Sanktionen ist zu rechnen und damit auch mit einem neuen Überangebot auf dem Markt.

Die US-Bestandsdaten gaben keine hinreichenden Impulse für einen Kursschwenk. Bei den Rohölbeständen vermeldete die US-Energiebehörde (DOE) Aufbauten, während es deutliche Abbauten bei Benzin und Mitteldestillaten gab. Der Aufbau beim Rohöl fiel auch höher aus, als von der privatwirtschaftlichen API erwartet. Doch die Daten waren ohnehin von Anfang an belastet und die Aussagekraft ist zu hinterfragen. Hintergrund ist der Hacker-Angriff auf die Colonial-Pipeline. Hier hatte es eine Verzerrung gegeben, weil die Pipeline für mehrere Tage ausgefallen und an vielen Orten im Osten der USA Benzin ausgegangen ist.

Wirklich positive Impulse können eigentlich nicht vermeldet werden. Vielmehr muss man darauf hinweisen, dass die Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten Grund für weitere Besorgnis geben. Hier sind die Inflationsraten und die grundlegend negative Stimmung an den Aktienmärkten zu nennen. Das sorgt dafür, dass bestimmte Anlageprodukte gemieden werden. Öl gehört zu diesen Anlageprodukten, die als risikoreich gelten. In der jetzigen Entwicklung ist davon auszugehend, dass der Ölpreis leidet, weil Anleger lieber in weniger risikoreiche Produkte investieren.

Vom anhaltend schwachen US-Dollar-Kurs profitieren die Ölpreise insofern nur wenig. Zwar notiert der €uro aktuell bei 1,2214, aber aufgrund der geringen Nachfrage auf dem Markt, bleiben selbst solche Anreize fast ohne Auswirkungen. Wir sehen bei den Ölpreisen ein aktuelles Übergewicht von negativen Einschätzungen und weiteren aufkommenden Sorgen. Mittel- bis langfristig geht man auf dem Ölmarkt jedoch von einer deutlich starken Nachfrage aus. Die positiven Aussichten für die Zukunft überwiegen noch. Die kommenden Tage dürften aber Aufschluss darüber geben, wie sich die Ölpreise weiterentwickeln. Vom aktuellen tief profitieren insbesondere die Endverbraucher, die zumindest kurzfristig auf sinkende Preise bei Heizöl, Benzin und Diesel hoffen dürfen.

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