Ölpreise gaben weiter nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.03.2018

um 08:46 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben ihre Abwärtsbewegung auch am gestrigen Handelstag fortgeführt. So gaben die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI auf den heutigen Donnerstag um weitere 0,8 $/b nach. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am Morgen bei 64,4 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde bei 61,2 Dollar/Barrel gehandelt. Auch der Preis für OPEC-Öl ging zurück, steht jedoch weiterhin über der 60-Dollar-Marke.

Für weiteren Preisdruck sorgten zur Wochenmitte die neuen Daten vom US-Ölmarkt. Dabei waren es jedoch weniger die Zahlen der US-Öllager, die für sinkende Ölpreise sorgten, sondern die erneut deutlich gestiegene Fördermenge in den USA. So legte die US-Ölförderung, laut dem amerikanischen Energieministerium, auf ein neues Rekordhoch in Höhe von 10,37 Mio. Barrel pro Tag zu.

Die gesamten US-Öllager sind in der vergangenen Woche hingegen lediglich um eine Millionen Fass auf gut 814 Mio. Barrel gestiegen, so dass man von stabilen Öllagerbeständen in den USA sprechen kann. Die Rohöllager hatten zwar um 2,4 Mio. Barrel zugelegt, gleichzeitig waren jedoch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 1,4 Mio. Barrel gesunken.

Belastet werden die Ölpreise aktuell zudem durch die Sorge, dass es zu einem Handelskonflikt zwischen den großen Wirtschaftsräumen der Welt kommen könnte, der dann die Finanzmärkte insgesamt und somit auch die Ölpreise unter Druck setzen würde. Verstärkt wurde diese Befürchtung zuletzt durch den Rücktritt des Wirtschaftsberaters Cohn, der sich gegen die von US-Präsident Trump angekündigten Strafzölle ausgesprochen hatte und somit die drohende Sanktionsspirale hätte verhindern können.

 



Die Handelspolitik der USA sorgte am Devisenmarkt dafür, dass die Ölwährung US-Dollar an Wert einbüßen musste. So kletterte der €uro gegen den Dollar zwischenzeitlich auf rund 1,244 Dollar/€uro. Dass die Stimmung der Händler am Ölmarkt jedoch schlecht ist, zeigte sich in den letzten Tagen auch daran gezeigt, dass es im Handel, trotz des nachgebenden Dollarkurses, nicht zu einem Anstieg der Nachfrage und somit nicht zu anziehenden Ölpreisen gekommen ist.

Abgesehen von der schlechteren Stimmung an den Börsen befindet sich der Weltölmarkt weiterhin im Spannungsfeld zwischen der Förderkürzung, von wichtigen Förderländern rund um die OPEC und Russland, und der stetig steigenden Ölförderung in den USA. Dabei nimmt die US-Ölförderung eine immer wichtigere und preisregulierende Rolle auf dem Weltölmarkt ein. Laut Internationalen Energieagentur (IEA) werden alleine die USA rund 80 Prozent der bis 2020 hinzukommenden Ölnachfrage bedienen können.

Gleichzeitig nimmt die Marktmacht des Ölkartells ab. So könnten die Marktanteile der OPEC, gemäß des jüngsten IEA-Berichtes, in den kommenden fünf Jahren von aktuell rund 40 Prozent auf weniger als 35 Prozent schrumpfen. Von Seiten der OPEC scheint man sich mit der neuen preisregulierenden Rolle der US-Ölindustrie abgefunden zu haben und verfolgt derzeit eine Strategie um mittel- bis langfristig wieder einen wachsenden Einfluss auf den Weltölmarkt zu haben.

Aktuell bemüht sich das Ölkartell die Zusammenarbeit mit weiteren Ölförderländern, und hier vor allem mit Russland, zu intensivieren. Und auch mit den rivalisierenden US-Schieferölproduzenten wird derzeit der Kontakt gesucht. Die Zeiten, in denen die OPEC und speziell Saudi-Arabien für eine Ölschwemme gesorgt haben um Marktanteile zu halten und die US-Schieferölindustrie aus dem Markt zu drängen, scheinen somit endgültig vorbei zu sein.

Insgesamt sprechen zurzeit viele Analysten von einem möglichen Gleichgewicht, dass sich auf dem Ölmarkt einstellen könnte. Die Allianz rund um die OPEC und Russland hat ihr wichtigstes Ziel eines Ölpreises von gut 60 Dollar/Barrel erreicht. Gleichzeitig deckelt die steigende US-Ölförderung den Ölpreis nach oben, weil die anziehende Ölnachfrage durch US-Rohöl weitestgehend ausgeglichen werden kann. Ölpreise von deutlich unter 60 Dollar sollten von der, in den letzten Jahren stets unter massivem Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie aber wohl auch nicht angestrebt werden.

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