Ölpreise gaben Gewinne der Vorwoche wieder ab | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.11.2019

um 09:19 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

In der zurückliegenden Handelswoche haben die Ölpreise ihre deutlichen Gewinne der Vorwoche wieder abgegeben. Besonders in der zweiten Wochenhälfte fiel der Preisrückgang der Nordsee-Ölsorte BRENT mit rund zwei Dollar je Barrel deutlich aus, so dass BRENT am Freitagmorgen mit 59,5 $/b wieder unter die 60-Dollar-Marke gefallen ist. Die US-Ölsorte WTI ging in Wochenverlauf ebenfalls spürbar zurück und wurde am Freitagmorgen bei 54,2 Dollar/Barrel gehandelt. OPEC-Rohöl stand zum Wochenausklang bei gut 60 Dollar/Barrel.

Bedingt durch die Hoffnung auf eine nachhaltige Annäherung im Handelsstreit zwischen China und den USA sowie durch die Aussicht, dass der OPEC + Verbund seine bestehende Förderkürzung im kommenden Jahr ausweiten könnte, verzeichneten die Ölpreise in der vergangenen Woche deutliche Gewinne. Fundamental hatte sich an der Nachrichtenlage jedoch nichts verändert, weshalb die Korrektur der Ölpreise in dieser Woche nicht überraschend kam. Unterm Strich wurden in dieser Woche somit die zuvor erzielten Gewinne nahezu vollständig wieder abgegeben.

Ausschlaggebend dafür war, dass an den Börsen wieder die schlechten Aussichten für die Weltkonjunktur in den Fokus gerückt waren. Außerdem wurde auch wieder deutlich, dass eine Annäherung im Handelskonflikt zwischen den USA und China schwer zu erreichen ist, auch weil es bei dem Konflikt um sehr viel mehr als wirtschaftliche Interessen geht, längst ist der Streit zu einer zentralen, politischen Auseinandersetzung zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt geworden. Beide Seiten betonen zwar immer wieder, dass man sich zumindest teilweise einigen wolle, doch im Kern wird der Konflikt kaum beizulegen sein. Und weil der Handelsstreit eines der größten Probleme für die Weltwirtschaft darstellt, erwarten Analysten eine schwächere Ölnachfrage, was die Ölpreise unter Druck hält.

Ähnlich sieht es bei den Plänen der OPEC aus. Zwar hatten zuletzt führende OPEC-Vertreter davon gesprochen, dass man die bestehende Förderkürzung im kommenden ausweiten könnte, doch treffen auch hier ganz unterschiedliche Interessenslagen aufeinander. So hatte Russland, eines der wichtigsten Ölförderländer im neu formierten Ölkartell OPEC +, zuletzt klargestellt, dass man gegen eine solche Maßnahme ist.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Im Gegenteil könnte sich Russland sogar dafür aussprechen, dass man die, bis zum ersten Quartal 2020 laufenden Förderkürzung, sogar zurücknehmen sollte. Es scheint daher zurzeit realistischer, dass man sich eher auf eine Beibehaltung der laufenden Förderkürzung in Höhe von 1,2 Mio. Barrel/Tag einigen wird anstatt eine Erhöhung zu beschließen. Diese Aussicht sorgt nicht dafür, dass die Ölpreise Unterstützung erhalten.

Auch aus den USA kamen in dieser Woche leicht preisdrückende Meldungen. Zumindest was die Ölförderung der USA anbelangt, denn diese befindet sich mit knapp 12,4 Mio. Barrel/tag weiterhin auf einem Rekordhoch. Die Anzahl der aktiven Ölförderanlagen ist zuletzt hingegen zurückgegangen und die US-Öllagerbestände brachten keine neuen Erkenntnisse. Zwar sind die Rohöllager in den USA um 5,7 Mio. Barrel gestiegen, dafür verzeichneten die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) einen Rückgang von 4,0 Mio. Barrel. Letztlich handelt es sich hierbei nur um eine, für diese Jahreszeit übliche Verschiebung von den Ölprodukten zu den Rohöllagern, aufgrund von Raffinerieumstellungen. In Summe kletterten die US-Öllager somit um leichte 1,7 Mio. auf aktuell knapp 779 Mio. Barrel.

Ein Faktor mit mehr Gewicht war auch in dieser Woche wieder die allgemeine Stimmung an den Finanzmärkten. Dies hatte sich im Vergleich zur Vorwoche etwas eingetrübt, was sich auch am Ölmarkt bemerkbar gemacht hat. Obwohl die US-Notenbank FED den Leitzins in dieser Woche, wie erwartet zum dritten Mal in Folge gesenkt hatte, kam nicht überall euphorische Stimmung auf. Unmittelbar nach der Ankündigung von FED-Chef Powell hatte die Wall Street zwar deutlich ins Plus gedreht, allerdings stellte sich schnell die Frage, ob es sich um einen Fehlausbruch handeln könnte. Die Antwort darauf wird heute aus den USA kommen, wo am Nachmittag noch wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht werden. Aus China kamen bereits überraschend gute Meldungen, was den Aktienmärkten und auch dem Ölpreis in der kommenden Woche wieder Aufschwung geben könnte.

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