Ölpreise gaben erneut nach | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.08.2018

um 08:43 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise gaben auf den heutigen Donnerstag den zweiten Handelstag in Folge nach. Im Gegensatz zum Vortag fiel der Rückgang der Nordsee-Ölsorte BRENT gestern deutlicher aus als der für das amerikanische Leichtöl WTI. Auch wenn sich die Notierungen heute Morgen im frühen Handel wieder stabilisierten, so gab BRENT insgesamt um 1,1 $/b nach und notierte am Morgen bei 72,8 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI ging um weitere 0,5 $/b zurück und wurde am Donnerstagmorgen bei 67,9 Dollar/Barrel gehandelt. Der Mischpreis für OPEC-Rohöl lag zum Start des Monats August bei 72 Dollar/Barrel.

Am gestrigen Handelstag übte die Zuspitzung im Handelskonflikt zwischen den USA und China, ein Anstieg der US-Öllager und die Nachricht über eine gestiegen Ölförderung beim Ölkartell OPEC, Druck auf die Ölpreise aus. Insgesamt rückten in dieser Woche wieder preisdrückende Meldungen in den Fokus der Händler, nachdem in der Vorwoche ganz klar preistreibende Nachrichten dominiert hatten.

Vor allem der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China, der sich negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken könnte, sorgte für eine schlechtere Stimmung bei den Anlegern. Am Ölmarkt wird zudem mit einem Nachfragerückgang nach Ölprodukten gerechnet, wenn sich der Handelsreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt ausweitet. Zuletzt war bekannt geworden, dass die US-Administration über noch höhere Zölle für Importwaren aus China nachdenkt als bisher angestrebt wurde.

Demnach hat US-Präsident Trump seinen Handelsbeauftragten angewiesen, eine Erhöhung der geplanten Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von 10 auf 25 Prozent zu prüfen. Damit wären fast die Hälfte der chinesischen Ausfuhren in die USA mit einem 25-porzentigen Strafzoll belegt. Wegen des hohen Handelsdefizits der USA hat Trump zuletzt sogar damit gedroht, alle Importe aus China im Gesamtwert von 500 Milliarden US-Dollar mit Abgaben zu belegen.

China will auf einen solchen Schritt der USA mit Gegenmaßnahmen in ähnlichem Umfang reagieren, was dann auch Maßnahmen über Strafzölle hinaus zur Folge haben müsste, denn Chinas Importe aus den USA beliefen sich im Jahr 2017 nur 130 Milliarden US-Dollar. Chinas Regierung hatte Trump vor einer weiteren Verschärfung des Konfliktes gewarnt, denn eine Gegenreaktion Pekings wurde laut einem Regierungssprecher als „unausweichlich“ beschrieben. Eine Lösung oder auch nur Entspannung scheint zurzeit nicht in Sicht zu sein.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Neben dem Handelsstreit hatten gestern auch die neuen Daten vom US-Ölmarkt für Preisruck am Ölmarkt gesorgt, nachdem das US-Energieministerium bekannt gegeben hatte, dass die gesamten US-Öllager leicht angestiegen waren, obwohl Analysten mit einem erneuten Rückgang gerechnet hatten. Allerdings fiel der Anstieg mit insgesamt 4,3 Mio. Barrel nur halb so groß aus wie der Lagerabbau in der Vorwoche. Mit aktuell 764 Mio. Barrel befinden sich die US-Öllager weiterhin in der Nähe eine Dreieinhalb-Jahres-Tiefs. Dennoch wirkten sich die neuen Daten leicht preisdämpfend aus, auch weil die US-Ölproduktion mit täglich elf Mio. Barrel weiterhin auf einem Rekordhoch liegt.

Laut einer Erhebung der Nachrichtenagentur Bloomberg soll die Förderung der OPEC im Juli um 0,2 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein. Vor allem Saudi-Arabien hat seine Ölförderung ausgeweitet und fördert somit nur knapp unter dem Rekordhoch von 2016. Aber auch in Nigeria und dem Irak soll die Ölförderung zugelegt haben und mit dem Kongo hat das Ölkartell ein neues Mitglied gewonnen. Da auch Russland, das größte Ölförderland der Welt, seine Förderung zuletzt gesteigert hat, scheint sich die Angebotslage zu entspannen, was die Ölpreise unter Druck setzte.

Beim vielleicht wichtigsten Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise, dem drohenden, globalen Ölembargo gegen den Iran, sorgte ein überraschendes Gesprächsangebot von US-Präsidenten Trump an den iranischen Präsidenten Ruhani für leichte Entspannung. Auf iranischer Seite steht man dem möglichen Treffen jedoch sehr kritisch gegenüber, auch weil es vor einer Woche noch zu einer verbalen Zuspitzung mit gegenseitigen Drohungen gekommen war. Nun könnte es jedoch zu einem Treffen kommen, bei dem der Iran davon profitieren könnte, dass Trump vor den Mid Term-Elections keine steigenden Benzinpreise haben will, weil sich dies negativ auf das Wahlergebnis auswirken könnte.

Allerdings würde ein Ende der harten Vorgehensweise gegen den Iran wohl dazu führen, dass Saudi-Arabien nicht die in Aussicht gestellte Erhöhung der Ölexporte vornehmen wird. So hatte Saudi-Arabien hatte zuletzt bekannt gegeben, dass man die Ölexporte lediglich erhöhen werde um Lieferausfällen in anderen Ölförderländern der OPEC zu kompensieren. Also wohl hauptsächlich dann, wenn es zu einem weltweiten Ölembargo gegen den Erzrivalen Iran kommen sollte.

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