Ölpreise fallen wieder – Ölmarkt durch Delta-Variante verunsichert | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.06.2021

um 11:33 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben nach einem guten Start in die neue Woche deutlich nachgegeben. Dabei war der Preis für Brent am Montag sogar noch über die 76 $-Marke geklettert und markierte ein neues Mehr-Jahres-Hoch. Die Sorge vor der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus führte zu einer deutlichen Gegenbewegung. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 72,29 $. Brent-Öl kostet 74,24 $ je Fass.

Die Ausbreitung der Delta-Variante dürfte in den kommenden Tagen weiter den Ton beim Ölpreis angeben. Das zeigt sich auch an den Finanzmärkten, wo die Marktteilnehmer deutliche Verluste in den wichtigsten Indizes erlebt haben. Mittlerweile ist die Mutation global auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland gehen über ein Drittel aller Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurück. Die Sorgen von Anlegern nach Nachfrageausfällen steigen entsprechend.

Dafür gibt es auch jede Menge Gründe. Zum einen sind die Entwicklungen in Indien sehr präsent, zum anderen breitet sich die Delta-Variante in Großbritannien, Russland und Australien zusätzlich aus. Erste Einschränkungen gibt es aufgrund der Ausbreitung auch in Indonesien, Malaysia und Thailand wo Lockerungen zurückgenommen und moderate Lockdowns eingeführt wurden. Sollte sich die Entwicklung so fortführen, droht global erneut ein harter Winter mit deutlichen Einschränkungen.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Dabei ist die aktuelle Situation bei der Ölnachfrage durchaus positiv zu bewerten. Die Aufhebung von Einschränkungen hat weltweit zu einer stärkeren Mobilität geführt und der Verbrauch von Rohölprodukten wie Heizöl, Benzin oder Diesel hat deutlich zugenommen. Die Weltwirtschaft erholt sich dabei auch in einem rasenden Tempo. Für China wurden beispielsweise die Prognosen für das Wirtschaftswachstum noch einmal um 0,4 % nach oben geschraubt. Auch in den USA ist der Aufschwung bereits spürbar und deutlich. Die jüngsten Voraussagen zum US-Rohöl sehen deutliche Abbauten bei Öl und Benzin.

Aktuell gibt es einen Engpass auf den Ölmärkten beim Angebot. Und dieser Engpass dürfte auch nach der Sitzung der OPEC+ am Donnerstag weiter fortbestehen, auch wenn sich das Ölkartell und seine Partner auf eine Erhöhung der Ölförderung um 500.000 bpd einigen sollten. Denn die Nachfrage steigt schneller als das Angebot des Ölmarktes. Die Kapazitäten werden voraussichtlich nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf in gleichem Tempo zu decken. Spekulationen über einen Ölpreis bei 80 oder 100 $ wirken durchaus realistisch, sollten die Erdölnationen nicht deutlich mehr Rohöl auf den Markt bringen.

Selbst die Diskussionen und Verhandlungen mit dem Iran sind da kein Schreckgespenst mehr. Eine Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran nach erfolgreicher Verhandlung könnten die zugespitzte Lage auf dem Ölmarkt etwas entspannen. Doch daran haben verschiedene Akteure und auch die USA aktuell kein Interesse. Entsprechend dürften sich die Verhandlungen weiter in die Länge ziehen, ohne das es konkrete Ergebnisse gibt.

Für Verbraucher sind die aktuellen Ölpreise nicht besonders schön. Denn die Ölpreise treiben die Heizölpreise und Benzinpreise weiter nach oben. Auch eine höhere Inflation in den Wirtschaften ist die Folge. Die Preisschraube richtet sich immer mehr am Ölpreis aus. Entsprechend ist der Effekt auch höher bei privaten Haushalten.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1907 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Aktuell belastet der stärkere Dollar eher die Nachfrage.

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