Ölpreise fallen in Richtung 80-Dollar zurück | Aktuelle Ölmarkt-News vom 16.10.2018

um 09:01 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise hatten zum Start der neuen Handelswoche zunächst eine leichte Gegenbewegung zum vorherigen Rückgang eingeschlagen, welcher sich in der vergangenen Woche aufgrund des Kurseinbruchs an den US-Börsen und den steigenden US-Öllagern ergeben hatte. Diese Gegenbewegung hielt bei der aktuellen Marktlage jedoch nicht lange an, so dass BRENT am Montag insgesamt leicht nachgab und am Dienstagmorgen auf 80,7 Dollar/Barrel zurückfiel. Auch die US-Ölsorte WTI ging auf Dienstag leicht zurück und wurde am Morgen bei 71,6 Dollar/Barrel gehandelt. Im Gegensatz zur europäischen Leitsorte BRENT ist OPEC-Rohöl mit 79,3 $/b wieder unter die 80-Dollar-Marke zurückgefallen, aber auch BRENT bewegt sich zurzeit auf diese Marke zu.

Der aktuelle Rückgang der Ölpreise kommt bei der derzeitigen Marktlage, zumindest in seiner Höhe etwas überraschend. Dies liegt daran, dass die Preisrückgänge weniger auf das Geschehen am Ölmarkt sondern mehr auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten zurückzuführen sind. Für die schlechtere Stimmung an den Finanzmärkten sorgt zurzeit erneut der Handelskonflikt zwischen den USA und China, aber auch anziehende Leitzinsen in den USA, der Abzug von Kapital aus Schwellen- und Entwicklungsländern, ein hoher Schuldenstand und politische Unsicherheiten, schwächen die Weltwirtschaft und sorgen für fallende Aktienkurse und sinkende Ölpreise. Und das der chinesische Handelsüberschuss mit den USA im September auf ein neues Rekordhoch von 34 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, dürfte die Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wohl weiter verstärken.

Die massiven Kursverluste an den US-Aktienmärkten wirkten sich deutlich auf die Ölpreise aus und durch die zuletzt nach unten korrigierten Prognosen des Internationale Währungsfonds (IWF) zum Weltwirtschaftswachstum und der Internationalen Energieagentur (IEA) zur globalen Ölnachfrage, fanden die Nachfragerisiken am Ölmarkt wieder mehr Beachtung. So geht die IEA in ihren aktuellen Monatsbericht davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr lediglich um 1,3 Mio. Barrel pro Tag steigen wird und somit rund 0,1 Mio. Barrel pro Tag weniger als zuvor angenommen wurde.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Abgesehen vom Einbruch der Aktienmärkte spielt am Ölmarkt das Thema der US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor eine entscheidende Rolle. Weiterhin drohen Angebotsengpässe auf dem Weltölmarkt, wenn die Sanktionen gegen das drittgrößte OPEC-Ölförderland ab November in Kraft treten. Zwischen April und Anfang Oktober sind die Ölexporte des Iran zwar schon von 2,5 auf 1,1 Mio. Barrel pro Tag gesunken, dennoch können weitere Rückgänge nicht ausgeschlossen werden. Zudem könnten sich, bei der aktuell knappen Angebotslage, Probleme in anderen, kriselnden Förderländern in Zukunft stärker preistreibend am Ölmarkt auswirken.

Wie immer wenn das Angebot am Weltölmarkt knapp zu werden droht, schlägt die Stunde des Ölkartells OPEC und dabei nimmt vor allem OPEC-Leader Saudi-Arabien eine zentrale Rolle ein. So konnte der saudische Kronprinz in der vergangen Woche Ruhe in den globalen Ölhandel bringen, in dem der bekräftigte, dass Saudi-Arabien in der Lage sei die Ölförderung wenn nötig um 1,3 Mio. Barrel pro Tag zu erhöhen, um Ölexportausfälle des Iran zu kompensieren. Viele Händler bleiben jedoch skeptisch, ob die OPEC bei weiteren Angebotsausfällen schnell reagieren kann und will.

Erschwert wird die Situation zudem durch den zuletzt aufgekommenen Streit zwischen den USA und Saudi-Arabien. So fordern die USA eine Klärung im Fall eines jüngst in der Türkei verschwundenen Journalisten, der sich kritisch zum saudischen Regime geäußert und zuletzt in den USA gelebt hatte. US-Präsident Donald Trump drohte Saudi-Arabien mit einer "schweren Bestrafung" falls der Journalist, wie angenommen, von einem saudischen Kommando in Istanbul getötet worden sein sollte. Saudi-Arabien will demnächst eine Erklärung zum Schicksal des Journalisten abgeben. Bisher reagiert der Ölmarkt kaum auf den Konflikt, doch Anleger halten die Entwicklung im Streit zwischen Washington und Riad genau im Blick und werden die Ölpreise umgehend mit Risikoaufschlägen versehen, wenn es zu einer Eskalation kommen sollte.

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