Ölpreise fallen auf neues Jahrestief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 18.12.2018

um 08:33 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Start der neuen Handelswoche hatten sich die Ölpreise zunächst kaum bewegt, gestern Nachmittag brachen die Ölnotierungen dann jedoch ein und fielen auf neue Jahrestiefststände. So ging die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um 1,7 $/b zurück und notierte am Morgen mit 58,6 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2017. Die US-Ölsorte WTI fiel mit 2,3 $/b noch deutlicher zurück und wurde am Dienstagmorgen mit 49 Dollar/Barrel sogar auf dem tiefsten Stand seit September 2017 gehandelt.

Gestern Vormittag hatte es zunächst noch so ausgesehen als würden die Ölpreise die Aufwärtsrichtung einschlagen. Nachdem die US-Öllager in der Vorwoche leicht abgebaut wurden und die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA auf das niedrigste Niveau seit Mitte Oktober gefallen war, sah es zunächst so aus als könnte die OPEC-Förderkürzung doch zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Weltölmarkt führen.

Dies änderte sich jedoch als am Nachmittag berichtet wurde, dass die Rohöllagerbestände in der wichtigen US-Lagerstätte Cushing deutlich angestiegen sein. Sofort rückte wieder in den Fokus, dass sich die US-Ölförderung zurzeit auf einem Rekordhoch befindet und dass die USA Ende November zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten wieder mehr Rohöl exportiert als importiert haben. Zudem plant die US-Schieferölindustrie ihre Ölförderung im kommenden Jahr weiter auszubauen.

Hinzu kommt aktuell die Unsicherheit, ob die vom OPEC+ Verbund beschlossenen Förderkürzung in Höhe von 1,2 Mio. Barrel pro Tag tatsächlich auch die Wirksamkeit entfaltet, die vom Ölkartell angenommen wurde. Skeptisch bleiben Marktbeobachter auch im Hinblick auf den Zeitpunkt zudem die beteiligten Ölstaaten die Produktionskürzungen umsetzen können. So hatte Russland zuletzt bekannt gegeben, dass man im Januar wohl nur einen Bruchteil der anvisierten Förderkürzung umgesetzt haben wird.

Die ungewisse Umsetzung der OPEC-Förderkürzung ließ die Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen Monatsbericht davon ausgehen, dass der Ölmarkt in den kommenden Monaten wohl nicht in ein ausgeglichenes Angebot-Nachfrage übergehen wird. Allerdings räumte die IEA auch ein, dass noch zu früh sei, um die Erfolgsaussichten des Kürzungsbeschlusses vollständig abzuschätzen zu können. Bis auf weiteres herrscht am Weltölmarkt aber noch ein Überangebot, das die Rohölpreise seit Anfang Oktober um gut 30 Prozent hat einbrechen lassen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Neben der fundamentalen Marktlage, befindet sich der Ölmarkt zurzeit auch stark im Griff der eingetrübten Stimmung an den Börsen. In dem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Rohöl auch ein spekulatives Handelsprodukt ist, dessen Kursverlauf stark von der Stimmung an den Börsen abhängt. Zudem blicken Händler verstärkt auf die Nachfrageseite und dort lassen die global schwächelnden Konjunkturdaten einen geringeren Bedarf an Ölprodukten erwarten, was die Ölpreise ebenfalls belastet.

Allerdings könnte von den Finanzmärkten auch die Trendwende für den Ölmarkt kommen, denn immer häufiger hört man dort, dass die Talsohle nun bald erreicht sein könnte. Vor allem ein Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China könnte die Aktienmärkte in eine Erholungsphase eintreten lassen, in deren Folge auch wieder spekulative Anleger an den Ölmarkt zurückkehren werden. Und in den Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt war zuletzt Bewegung gekommen, denn China will seine Importzölle auf amerikanische Autos wieder deutlich reduzieren.

Insgesamt ist die Lage am Ölmarkt zurzeit schwer einzuschätzen, denn es gibt gute Argumente für anziehende und auch für fallende Ölpreise. Aktuell zeigt der Trend jedoch nach unten und die preisdrückenden Impulse überwiegen. Dennoch könnte schon alleine eine Einigung im US-Handelsstreit mit China die Stimmung drehen und die Ölpreise spürbar steigen lassen.

Am Devisenmarkt pendelt sich der €uro-Dollar-Wechselkurs zum Jahresausklang bei rund 1,135 Dollar/€uro ein. Insgesamt waren die Währungseinflusse auf den Ölpreis zuletzt jedoch gering und wurden von anderen Faktoren überlagert.

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