Ölpreise etwas schwächer – Chinas Probleme haben globale Auswirkungen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.10.2021

um 10:53 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Der seit mehreren Wochen andauernde Höhenflug der Ölpreise wurde leicht gestoppt. Nachdem am Mittwoch erneut neue Mehr-Jahres-Hochs notiert wurden, sind die Ölpreise unter Druck geraten und notieren aktuell schwächer. Doch dies scheint nur der Beginn eines neuen Anlaufs zu sein, die bisherigen Höchststände der vergangenen Wochen zu übertreffen. Beherrschendes Thema bleibt die Energiekrise und die Angebotsknappheit auf dem globalen Ölmarkt. Dabei nimmt China eine immer größere Rolle als globaler Akteur ein. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 82,75 $. Brent kostet 84,84 $ je Fass.

Für die aktuelle Schwäche der Ölpreise kann vor allem China verantwortlich gemacht werden. Die Konjunkturdaten aus China fielen schwächer aus, als erwartet. Einige Analysten bewerteten die Wachstumsprognosen für die chinesische Wirtschaft kritisch. Zwar wurde ein Wachstum vorausgesagt, aber für chinesische Verhältnisse handelt es sich um einen so niedrigen Wert, dass man schon fast von einem Einbruch der wirtschaftlichen Entwicklung sprechen muss. Die Energiekrise scheint die chinesische Wirtschaft stärker zu treffen.

Die chinesische Führung will dem extremen Strommangel im Land entgegenwirken und setzt dabei auf Kohle. China will nicht nur mehr Kohle fördern, sondern diese auch zur Stromerzeugung in Kraftwerken nutzen. Die für die Umwelt eher problematische Ankündigung führte dazu, dass die globalen Preise für Kohle deutlich zurückgingen. Die Stromknappheit führt unterdessen in China dazu, dass der Stromverbrauch rationiert wird. Firmen erhalten Hinweise auf Ausfälle und Unterbrechungen. Stillstände in Produktionsstätten sind immer häufiger die Folge. Um dem entgegenzuwirken hat die chinesische Führung mehr Gas und Öl importiert.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Der höhere Energie-Bedarf Chinas dürfte trotzdem weiter zunehmen. Die kalte Winterzeit wird den Verbrauch von Rohöl und Ölprodukten anheben. Zu diesen Problemen kommen die Finanzprobleme beim größten Immobilien-Entwickler Evergrande hinzu. Evergrande hatte angekündigt, eine längst fällige Zahlung nun am Samstag tätigen zu wollen. Das sorgte für Entspannung auf den Finanzmärkten. Doch damit ist die Krise nicht überstanden. Die nächste überfällige Zahlung steht bereits kommende Woche an.

Ein kompletter Zahlungsausfall durch Evergrande hätte vermutlich unabsehbare Folgen für die gesamte chinesische Wirtschaft. Neben Evergrande gibt es weitere Immobilien-Entwickler. Außerdem würde die chinesische Wirtschaft grundsätzlich einen Imageschaden abbekommen. Investoren müssten fürchten, dass die chinesische Führung nicht eingreift, wenn bei solch großen Akteuren schon nicht eingegriffen wird. Das hat auch Auswirkungen auf Pläne für die Zukunft und kann die gesamte wirtschaftliche Erholung belasten.

Natürlich steigert die konjunkturell höhere Nachfrage nach Erdöl und Erdölprodukten die Angebotsknappheit auf dem Ölmarkt weiter. Auch das Thema Corona wird immer wichtiger. Mittlerweile steigen die Inzidenz- und Hospitalisierung-Zahlen weltweit wieder deutlich an. Sorgen vor einer Einschränkung der Mobilität und Produktion sowie möglicher Lockdowns steigen. Tatsächlich dürfte bald klar sein, wie wirkungsvoll tatsächlich Impfkampagnen gewesen sind. Die Probleme bei den globalen Lieferketten bleiben ebenfalls erhalten.

Für Verbraucher sind die aktuell hohen Ölpreise Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau beim Mehr-Jahres-Hoch. Die Spritpreise und Benzinpreise sind sogar auf einem Allzeithoch angekommen. Die Inflation wird durch die hohen Kosten für Energie weiter angetrieben und könnte aufgrund der Energiekrise deutlich stärker werden, was zu Zinsanhebungen führen müsste. Ein Ende der lockeren Geldpolitik in vielen Nationen der Welt wäre die Folge.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1643 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell stärkere Dollar belastet weiterhin die Rohöl-Nachfrage.

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