Ölpreise erreichen 3-Monatshoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.12.2019

um 11:15 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Bereits Ende letzter Woche hat sich ein Richtungswechsel am Ölmarkt angedeutet, der auch in der neuen Woche durch weiter steigende Rohölpreise bestätigt wird. Die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI steigen heute im frühen Handel um jeweils 0,6 Prozent und befinden sich somit auf ihren jeweiligen dreimonatigen Höchstständen. Die Nordsee-Ölsorte BRENT stand am Dienstagmorgen bei 65,4 $/b und die US-Ölsorte WTI wurde bei 60,2 Dollar/Barrel gehandelt.

Am Freitag wurde noch darüber diskutiert, ob die in Medienberichten vermeldete Einigung auf ein vorläufiges Handelsabkommen der beiden größten Volkswirtschaften China und USA, als realistisch einzuschätzen sei. Die Skepsis am Ölmarkt schwang jedoch kurze Zeit später in Euphorie um, als unabhängig voneinander durchgeführten Bekanntgaben beider Verhandlungspartner die Einigung bestätigten. US-Präsident Trump äußerte bereits zuvor in einem „Tweet“ auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass man „einem großen Deal mit China sehr nahe“ komme.

Der Handelsstreit hatte sich in den letzten 17 Monaten zum Dauerthema am Ölmarkt entwickelt. In dem Disput wurde immer wieder über mögliche Annäherungen spekuliert, die sich häufig nach kurzer Zeit relativierten. Und auch die Marktteilnehmer haben die Spekulationen mit der Zeit besser einzuschätzen gewusst. Während in den ersten Wochen der Auseinandersetzung neue Mitteilungen teilweise noch zu massiven Preissprüngen geführt haben, blieben die Preisbewegungen aufgrund von Spekulationen in den letzten Monaten eher übersichtlich.

Nachdem die Verhandlungen vor wenigen Wochen noch zu scheitern drohten, schienen die Fronten derart verhärtet, dass eine Fortsetzung der Gespräche seitens China auf die Zeit nach dem Amtsenthebungsverfahren des aktuellen US-Präsidenten Trump verschoben werden sollte. Auch die Verschiebung bis nach den Präsidentschaftswahlen in den USA im kommenden Jahr wurde seitens China nicht mehr ausgeschlossen.

Die USA wiederum hat auf die Drohungen aus China verhältnismäßig ruhig reagiert, sodass das amerikanische Staatsoberhaupt die Verschiebung der Verhandlungen auf nächsten Jahres sogar positiv gegenüberstand. Trump hat in seinen Äußerungen sicher auch berücksichtigt, dass am vergangenen Sonntag neue, weitreichende Strafzölle gegenüber chinesischen Importen in den USA in Kraft getreten wären. Durch die Einigung auf ein (Teil-) Abkommen, konnten die angedrohten Zölle zumindest vorerst abgewendet werden.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Neben der so wichtigen Einigung im Handelsdisput zwischen den beiden Wirtschaftsmächten, wird auch der größte Börsengang aller Zeiten vom Ölmarkt nicht außer Acht gelassen. Dabei hat der saudische Ölkonzern Aramco, wie erwartet die bisherigen Platzhirsche Apple und Microsoft überholt und sich zum wertvollste Unternehmen der Welt aufgeschwungen. Ganz so rund wie gewünscht ist der Börsengang jedoch nicht verlaufen, denn im Vorfeld hatte man eine Bewertung von über zwei Billionen Dollar angestrebt anstatt der dann realisierten rund 1,8 Billionen Dollar.

Kritik am Zeitpunkt des Börsengang wurde auch geübt, da neben Unstimmigkeiten mit einigen Investment-Banken, das Thema Klimawandel weltweit stark diskutiert wird und in Europa ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis 2050 angestrebt wird. Diese politische und gesellschaftliche Stimmungslage ist auch auf den Finanzmärkten angekommen, was bei Investoren wohl auch zur Zurückhaltung geführt hat. Das Aramco dennoch das wertvollste Unternehmen der Welt ist zeigt allerdings auch, dass trotz der heftigen Klima-Debatten und der neuen, ehrgeizigen Ziele der EU-Kommission, Erdöl global betrachtet weiterhin der wichtigste Schmierstoff der Wirtschaft ist.

Analysten gehend bereits jetzt davon aus, dass Aramco den „optimalen Zeitpunkt“ für den Börsengang verpasst hat, da sich die Weltwirtschaft perspektivisch, weitestgehend vom Erdöl als Energieträger verabschieden will. Auch wenn der beschriebenen Einigung im Handelsstreit und die vereinbarte Fördermengen-Kürzung des OPEC-Kartells zur Stabilisierung der Rohölpreise beiträgt, wird der drohende Ausstieg aus dem Energieträger Öl eher dazu führen, dass ölexportierende Länder so schnell wie möglich und so viel wie möglich Erdöl fördern, bevor die Nachfrage wegbricht. Tendenziell würde diese Mengenpolitik zu einem hohen Ölangebot und daraus resultierenden niedrigeren Ölpreisen führen.

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