Ölpreise erneut leicht im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.07.2018

um 08:14 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben zum Wochenausklang erneut leicht zugelegt. Wie auch schon am Vortag kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Freitag um 0,3 $/b und wurde am Morgen bei 74,5 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI verzeichnete ein Plus von 0,4 $/b und notierte somit am Freitagmorgen bei  69,6 Dollar/Barrel.

Obwohl die Preise für US-Öl in der zurückliegenden Handelswoche gesunken sind und die BRENT-Notierungen nur moderat zugelegt haben, wurde die Woche dennoch klar durch preistreibende Nachrichten bestimmt. Vor allem der sofortige Stopp aller Ölexporte aus Saudi-Arabien, die auf dem Seeweg durch die Meeresstraße Bab al-Mandab in Richtung Mittelmeer transportiert werden, aber auch die verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem US-Präsidenten und ranghohen Vertretern des Iran sowie ein überraschender Rückgang der US-Öllager und Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und der EU, haben die Ölpreise zuletzt gestützt.

Am Donnerstagmorgen hatte Saudi-Arabien, nach Angriffen jemenitischer Houthi Rebellen auf zwei saudische Öltanker, mit sofortiger Wirkung alle Öltransporte durch die Meeresstraße Bab al-Mandab gestoppt. Laut dem saudischen Energieminister werden die Transporte erst wieder aufgenommen, wenn die Situation vor Ort geklärt ist. Hinter der Straße von Hormuz, der Straße von Malakka und dem Kap der Guten Hoffnung zählt die Wasserstraße Bab al-Mandeb, über die täglich mehr als vier Millionen Barrel Ölprodukte verschifft werden, zu den wichtigsten Öltransportrouten der Welt. Sollte Saudi-Arabien seine Öltransporte längere Zeit ausgesetzt lassen, hätte dies Versorgungsengpässe und steigende Ölpreise zur Folge.

Beim möglichen Ölembargo gegen den Iran hatte der iranische Präsident Ruhani in dieser Woche erneut damit gedroht die Seestraße von Hormuz, einer der wichtigsten Ölexportrouten am Persischen Golf, zu blockieren. US-Präsident Trump reagierte daraufhin fast schon gewohnt martialisch und twitterte, dass der Iran „Konsequenzen von der Art zu spüren bekomme, wie sie wenige zuvor in der Geschichte erleiden mussten". Die iranische Reaktion auf diese Drohung fiel ebenfalls wenig zurückhaltend aus. Eine Lösung des Konfliktes scheint kaum möglich zu sein, so dass die Vorzeichen für die Ölpreise auch bei diesem Thema auf einen Anstieg hindeuten.

Doch sollten die USA ihre harte Linie gegen den Iran aufgeben und nicht darauf bestehen, dass alle Ländern ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres stoppen, so hat Saudi-Arabien bereits klargestellt, dass man in diesem Fall nicht die in Aussicht gestellte Erhöhung der Ölexporte vornehmen werde.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Saudi-Arabien will seine Ölexporte lediglich erhöhen wenn es zu Lieferausfällen in anderen Ölförderländern der OPEC kommen sollte, also wohl hauptsächlich dann, wenn es zu einem weltweiten Ölembargo gegen den Erzrivalen Iran kommen sollte. Daher wird die Angebotslage auf dem Weltölmarkt wohl auch knapp bleiben, wenn sich nicht alle Länder den US-Sanktionen gegen den Iran anschließen werden.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche ebenfalls preisstützende Nachrichten, denn das US-Energieministerium gab einen unerwartet starken Rückgang der Öllagerbestände bekannt. Laut DOE waren die Rohöllager um 6,2 Mio. Barrel und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 2,4 Mio. Barrel gesunken. Damit sind die gesamten US-Öllagerbestände auf knapp 760 Mio. Barrel und somit auf den tiefsten Stand seit über dreieinhalb Jahren gefallen.

Seit dem Rekordhoch vom Februar 2017 sind die gesamten US-Öllager um knapp 190 Mio. Barrel bzw. 20 Prozent eingebrochen. Der Abbau der Rohöllager beträgt seitdem rund 115 Mio. Barrel und die Lager der Ölprodukte sind um rund 75 Mio. Fass gesunken. Zwar liegt die US-Ölproduktion mit täglich elf Millionen Barrel weiterhin auf einem Rekordhoch, doch insgesamt kann der US-Ölmarkt die globalen Ölpreise in diesem Jahr bei weitem nicht mehr so unter Druck setzen wie in den Vorjahren.

Ein Thema, das in den letzten Tagen Druck auf die Ölpreise ausgeübt hatte, war der Handelsstreit zwischen den USA und China. Allgemein wird befürchtet, dass ein Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt und weiterer zentraler Wirtschaftsregionen zu einem Abflauen der globalen Konjunktur führt. Für den Weltölmarkt würde dies einen Rückgang der Nachfrage bedeuten, was die Ölpreise tendenziell belastet.

Doch in dieser Woche gab es auch bei diesem Thema Entspannungssignale. Zumindest im Handelsstreit zwischen den USA und der EU hatte das Krisentreffen von US-Präsident Trump und EU-Kommissionschef Juncker eine überraschende Wende gebracht. Weitere Zölle scheinen vom Tisch zu sein und es soll sogar Handelserleichterungen geben. Dies sorgt für eine bessere Stimmung an den Börsen, was den Ölpreisen ebenfalls tendenziell Auftrieb gibt.

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