Ölpreise erneut eingebrochen – zaghafte Erholung, größere Sorgen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.08.2021

um 10:37 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Ölpreise, Ölpreis, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport

Die Ölpreise haben im Verlauf des gestrigen Handelstages massiv an Wert verloren und sind eingebrochen. Als Grunde wird auf dem Markt die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Asien genannt. Auch der deutlich stärkere US-Dollar tragen zu einer Schwäche bei der Nachfrage bei. Zwar hat sich der Ölpreis im Verlauf des heutigen Tages etwas gefestigt, aber von einer Entwarnung ist auf dem globalen Ölmarkt noch nichts zu spüren. Das hat mehrere Gründe. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 67,79 $. Das Brent-Öl aus der Nordsee kostet 70,11 $ je Fass.

Die Delta-Variante breitet sich in Asien, insbesondere in südostasiatischen Ländern, stärker aus. Das Tempo und die Reaktionen auf die Ausbreitung führen dazu, dass die Nervosität auf dem Ölmarkt steigt. Die Nachfrage aus Asien, insbesondere aus China, ist im Vergleich zu den Vormonaten bereits messbar zurückgegangen. Hinzu kommen weitere Mobilitätseinschränkungen und Lockdowns. Dies führt zwangsläufig dazu, dass die Sorge vor größeren Nachfrageausfällen wächst. Die jüngsten Daten aus China sind dabei besonders ins Augenmerk von Analysten und Marktteilnehmern geraten.

So haben die Außenhandelsdaten aus China enttäuscht. Ebenso sind die Rohölimporte in der wichtigen Volkswirtschaft um 0,5 % im Juli zurückgegangen. Nach den jüngsten Lockdowns steigt auch die Sorge, dass China die Delta-Variante und Ausbrüche nicht mehr unter Kontrolle bringen kann. Für die weltweiten Produktions- und Lieferketten wären die Folgen gravierend, weil Engpässe und Lieferprobleme entstehen würden. Die Nachfrage nach Rohöl dürfte unter diesen Bedingungen sowieso weiter leiden. China gehört zu den wichtigsten Rohölimporteuren der Welt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Zwar gehen weiterhin viele Analysten und Experten davon aus, dass es weltweit eine höhere Nachfrage nach Rohöl und Rohölprodukten im 2. Halbjahr geben wird, doch die Skepsis angesichts der jüngsten Entwicklungen steigt. So wird für den Herbst ein Szenario immer wahrscheinlicher, in dem es in vielen Ländern aufgrund der Ausbreitung der Corona-Pandemie zu weiteren Einschränkungen kommt. Die Nachfrageausfälle bei Rohöl könnten dabei aus Sicht einiger Experten sogar stärker ausfallen, als im vergangenen Herbst. Doch noch wehrt sich der Markt gegen solche Szenarien.

Das wird auch an der Gegenbewegung zu den deutlichen Einbrüchen gestern deutlich. Der Markt reagiert und auch die Daten sind eigentlich nicht so schlecht, wie es im Moment scheint. Ein Grund für die Schwäche der Ölpreise sind auch die guten Daten zur Arbeitslosenentwicklungen in den USA. Diese fielen sehr gut aus und haben die Ölpreise sogar kurzfristig gestützt. Es ist ein Indikator für eine sich erholende Wirtschaft. Doch der andere Aspekt ist, dass die Daten den US-Dollar gestützt haben, weil die Daten auch Auswirkungen auf die Geldpolitik der US-Notenbank FED haben. Ein starker US-Dollar belastet die Ölpreise.

Die jüngsten Verluste beim Rohöl freuen hingegen Verbraucher in Deutschland. Die Heizölpreise sind ebenfalls stark eingebrochen und haben eine deutlich erhöhte Nachfrage generiert. Die Benzinpreise sind nur leicht gesunken. Trotzdem bleibt das Preisniveau hoch. Ob dies von Dauer sein wird, hängt von den weiteren Entwicklungen des Ölmarktes ab. Die hohen Ölpreise hatten zuletzt auch die Transport-Kosten und Produktionskosten nach oben getrieben, was auch zu einer erhöhten Inflation beiträgt. In Deutschland ist die Inflation aktuell bei 3,8 %. Kurzfristig bleibt dies für die EU noch verkraftbar, allerdings könnte sich die Zinspolitik der Notenbank aufgrund der Entwicklung ändern. Private Haushalte spüren aktuell die gestiegenen Preise immer mehr.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1734 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Aktuell trägt der deutlich stärkere Dollar zu einer niedrigeren Nachfrage auf dem weltweiten Ölmarkt bei.

Zurück