Ölpreise erholen sich von gestrigen Verlusten | Aktuelle Ölmarkt-News vom 31.07.2020

um 11:53 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Rohölpreise sind infolge des Stimmungs- umschwungs an den internationalen Finanzmärkten am Donnerstag kräftig gesunken. So gab der Preis der Sorte BRENT bis zum Austritt aus dem Handel um 1,3 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 42,5 $/b nach. Bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel das Minus mit 1,5 Dollar/Barrel noch kräftiger aus, sodass der Preis der Sorte bis auf 39,8 $/b fiel. Die amerikanische Sorte WTI ist durch die zwischenzeitlichen Verluste das erste Mal seit Mitte Juli unter die für viele Marktteilnehmer wichtige 40 Dollar – Marke gesunken. Auch wenn bereits zum Start in den heutigen Handelstag ein Teil der gestrigen Verluste ausgeglichen werden konnten, zeigt die aktuellen Entwicklung deutlich, dass die bisherige Erholungsralley vorerst beendet sein könnte.

Auch wenn die Rohölpreise bereits im Wochenverlauf immer wieder unter Druck gerieten und die Ent- wicklung der Notierungen in den letzten Tagen einer Achterbahnfahrt mit zahlreichen Höhen und Tiefen glich, fiel die gestrige Abwärtsbewegung in ihrer Höhe unerwartet kräftig aus. Nachdem sich die Rohölpreise in den letzten Wochen, im Vergleich zu der ersten Jahreshälfte, nahezu konstant in einem Seitwärtstrend mit Auf- und Abbewegungen innerhalb eines äußerst schmalen Preiskorridors von rund drei Dollar/Barrel befanden, wird anhand des gestrigen Preisrückganges deutlich, dass die zwischenzeitliche Ruhe am internationalen Rohölmarkt trügerisch war.

Bereits vor der Veröffentlichung der aktuellen Zahlen zur Entwicklung der Wirtschaftsleistung in den USA wurde vermutet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA im zweistelligen Prozentbereich sinken würde. Dass der Rückgang auf Jahressicht hochgerechnet jedoch mit rund 33 Prozent ein zuvor noch nie dagewesenes Ausmaß einnehmen könnte, kam selbst für zuvor pessimistisch eingestellte Marktteilnehmer und Analysten überraschend. Die aus den aktuellen Daten resultierende Wirkung auf die Finanzmärkte ließ nicht lange auf sich warten und die ohnehin angespannte Stimmung an den Märkten trübte sich weiter ein. Infolge des Stimmungswechseln an den Börsen, waren die Auswirkungen auf den Rohölmarkt fast schon zu erwarten.

Neben der unerwartet deutlich ausgefallenen Einschätzung zur weiteren Entwicklung der US-Konjunktur, zeigten jüngst auch noch weitere Meldungen aus den USA ihre belastende Wirkung auf die Märkte. So ist der nicht zu unterschätzende Indikator der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den Vereinigten Staaten zuletzt erneut deutlich höher ausgefallen als erwartet, nachdem hier in den letzten Wochen noch ein rückläufiger Trend erkennbar war. Als einer der Gründe für den jüngsten Anstieg wird hier auch iie aktuellen Entwicklung der Infektionszahlen infolge der Corona-Pandemie genannt, die zuletzt in immer mehr US-Bundesstaaten sprunghaft angestiegen ist.

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Die zuvor genannte Entwicklung der Infektionszahlen führt aktuell dazu, dass in den ersten Bundesstaaten der USA nicht nur geplante Lockerungen auf unbestimmte Zeit verschoben, sondern aktuell bereits aufgehobene Beschränkungen wieder reaktiviert und teilweise sogar verschärft werden mussten. Während eine mögliche zweite Infektionswelle aktuell in immer mehr europäischen Wirtschaftsnationen befürchtet wird, zeigt sich anhand der jüngsten Zahlen, dass diese besagte Welle die USA bereits jetzt mit "voller Wucht" erwischt. Die zu erwartende abgeschwächte Konjunk- turerholung wird mit der Erfahrung der letzten fünf Monate nicht nur Auswirkungen auf der nationalen Ebene haben, sondern auch auf die Weltwirtschaft und somit auch auf die globale Rohölnachfrage.

Aufgrund der jüngsten Preisschwankungen am Rohölmarkt verlagert sich der prüfende Blick vieler Marktteilnehmer aktuell berechtigterweise auch wieder in Richtung Devisenmarkt, an dem der Euro in seiner Entwicklung aktuell in vor wenigen Wochen noch kaum zu erwartende „Sphären“ vordringt. Mit einem Kurs von zwischenzeitlich mehr als 1,19 SU-Dollar eilte der Euro in den letzten Tagen von einem Langzeithoch zum Nächsten. Für vergleichbare Werte mussten wir in unseren Statistiken bis in den Mai 2018 zurückgehen. Zurückzuführen ist die Aufwärtsbewegung des Euros auf die im Vergleich zu den USA bessere Wirtschaftslage innerhalb der EU.

Nach dem dramatischen Einbruch der Rohölpreise in der Corona-Krise, zeichnet sich nun der dritte Monat in Folge mit steigenden Rohölreisen ab. Neben zahlreichen geldpolitischen Maßnahmen hat auch ein Umdenken seitens der führenden Ölproduzenten stattgefunden, sodass auch die konjunkturelle Erholung führenden Volkswirtschaften zur Stabilsierung der Notierungen entscheidend beitragen konnten. Ob und wenn ja in welcher Intensität die Erholung der Rohölpreise weiter fortgeführt werden kann, bleibt aktuell abzuwarten, da für den bevorstehenden August Rückschläge beim Rohölpreis nicht ausgeschlossen werden können. Verantwortlich für eine baldige Unterbrechung des Aufwärtstrends könnte die Anpassung der Fördermengenpolitik des Opec + Verbundes sein, da die führenden Ölstaaten ab morgen wieder mehr Öl auf den Markt bringen dürfen.

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