Ölpreise entwickeln sich unterschiedlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 24.07.2018

um 08:59 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am gestrigen Handelstag wurden die Ölpreise zunächst spürbar nach oben gehandelt, gaben dann im weiteren Tagesverlauf jedoch wieder nach. Insgesamt haben sich die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI zum Start der Woche unterschiedlich entwickelt. Während sich die Nordsee-Ölsorte BRENT in den vergangenen zwei Handelstagen kaum verändert hat und weiterhin 72,8 Dollar/ Barrel gehandelt wird, gab die US-Ölsorte WTI um deutliche 2,1 Dollar/Barrel nach und stand am Dienstagmorgen bei 67,7 Dollar/Barrel.

Einen offensichtlichen Grund für die unterschiedliche Preisentwicklung gibt es nicht. Zwar US-Regierung zuletzt auch einen Rückgriff auf die nationalen Öl-Notreserven in Aussicht gestellt und auch die Ölförderung in den USA war zuletzt auf ein neues Rekordhoch von elf Millionen Barrel pro Tag gestiegen. Zudem verzeichneten die Öllagerbestände ein leichtes Plus, doch insgesamt liegen die US-Öllager mit gut 768 Mio. Barrel nur knapp über dem tiefsten Stand seit gut dreieinhalb Jahren und auch die Ölbohraktivitäten gingen in der Vorwoche leicht zurück.

Die Zuspitzung im Handelsstreit zwischen den USA und China scheint sich stärker auf die US-Ölsorte auszuwirken. Allgemein wird jedoch befürchtet, dass ein Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt und weiterer zentraler Wirtschaftsregionen zu einem Abflauen der globalen Konjunktur führen wird. Für den Weltölmarkt würde dies einen Rückgang der Nachfrage bedeuten, was die Ölpreise tendenziell sinken lässt.

Weiterhin will US-Präsident Trump Strafzölle von bis zu 500 Mrd. Dollar auf chinesischer Importe einführen und in Peking will man entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Diese Maßnahmen hätten massive Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum, was nun auch der IWF kritisierte und auf dem G20-Gipfel in Buenos Aires teilten die Finanzminister in einem gemeinsamen Statement mit, dass die kurz- und mittelfristigen Abwärtsrisiken für die Konjunktur zuletzt gestiegen sind.

Neben dem harschen Vorgehen im Handelskonflikt hat US-Präsident Trump zum Wochenstart zu einem weiteren verbalen Rundumschlag ausgeholt und China, wie auch der EU Währungsmanipulationen vorgeworfen. Gleichzeitig kritisierte er die US-Notenbank FED für ihre Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik. Am Devisenmarkt sorgte dies zwischenzeitlich für einen Rückgang des US-Dollars.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Weil Rohöl weltweit in Dollar gehandelt wird, macht eine Dollarschwäche Öl in anderen Währungsräumen günstiger. Dies erhöht zumeist die Nachfrage nach dem Handelsprodukt Öl und lässt die Ölpreise somit steigen. In diesem Fall blieb die Reaktion am Ölmarkt jedoch aus, auch weil der Dollar schnell wieder auf den alten Stand zurückkehrte. Seit über einem Monat steht der €uro nun recht stabil gegen den Dollar dar und schwankt dabei zwischen 1,16 und 1,17 Dollar/€uro.

Preisstützend hatte am Ölmarkt gestern der verbale Schlagabtausch zwischen dem iranischen und dem US-Präsidenten gewirkt. Erneut hatte Irans Präsident Ruhani, im Falle eines vollständigen Ölembargos gegen sein Land, damit gedroht die Straße von Hormuz, einer der wichtigsten Ölexportrouten am Persischen Golf, zu blockieren. US-Präsident Trump reagierte daraufhin fast schon gewohnt martialisch und twitterte, dass der Iran „Konsequenzen von der Art zu spüren bekommen, wie sie wenige zuvor in der Geschichte erleiden mussten".

Im Fall Iran hatte Saudi-Arabien zuletzt klargestellt, dass man mit steigenden Ölexporten lediglich Lieferausfälle in anderen Ölförderländern ausgleichen will. Dies darf wohl so verstanden werden, dass Saudi-Arabien nur für weitere Fördererhöhungen bereit steht, wenn ein weltweites Ölembargo gegen den Iran zustande kommt. Sollten die USA ihre harte Linie gegen den Iran jedoch beibehalten und darauf bestehen, dass alle Ländern ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres stoppen, so droht dem Weltölmarkt eine Unterversorgung, was die Ölpreise deutlich steigen lassen wird. So oder so wird die Angebotslage auf dem Weltölmarkt daher wohl knapp bleiben.

Marktbeobachter erwarten daher, dass der jüngste Rückgang der Ölpreise wenig nachhaltig sein wird, denn die aktuell ergriffenen Maßnahmen sind eher von kurzfristiger Natur. Auch wenn sich die Angebotslage in Libyen zuletzt etwas entspannt hat und die Ölförderung in den drei größten Förderländern der Welt -Russland, den USA und Saudi-Arabien- zuletzt gestiegen ist, so sehen dennoch wenige Analysten die BRENT-Notierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen. Insgesamt wird bei führenden Investmentbanken im Laufe der zweiten Jahreshälfte eher wieder mit Ölpreisen von um die 80 Dollar/Barrel gerechnet.

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