Ölpreise drehten wieder nach oben | Aktuelle Ölmarkt-News vom 05.04.2018

um 09:26 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am gestrigen Handelstag zunächst nachgegeben, drehten dann am Nachmittag jedoch in die Gewinnzone und legten auch heute Morgen im frühen Handel weiter zu. Die Nordsee-Ölsorte BRENT kletterte um 0,5 $/b zu und notierte am heutigen Donnerstagmorgen bei 68,3 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI legte um 0,3 $/b zu und wurde am Morgen bei gut 63,6 Dollar/Barrel gehandelt.

Gestern Vormittag waren die Ölpreise zunächst unter Druck geraten nachdem China neue Strafzölle gegen Waren aus den USA angekündigt hatte. Der Handelskonflikt zwischen der größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nimmt weiterhin Formen an und damit auch die Sorge vor einem Abflauen der Weltwirtschaft, welche sich auf die globale Ölnachfrage auswirken könnte und somit Druck auf die Ölpreise ausübte.

Grundsätzlich war die Stimmung an den Börsen auch vor der Zuspitzung des Handelskonfliktes schon schlecht, nach den jüngsten Ankündigungen aus den USA und China droht sich die Stimmung jedoch weiter einzutrüben. Dem können sich die Ölpreise auf Dauer nicht entziehen, auch weil Anleger in solchen Situationen zumeist Investitionen in riskantere Anlageformen meiden, zu denen auch Spekulationen auf den Ölpreis zählen.

Gestützt wurden die Ölpreise gestern Nachmittag jedoch durch die anhaltend schwachen Zahlen vom US-Ölmarkt. Dessen Position als Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz nimmt seit Wochen ab, was einen Rückgang der Ölpreise verhindert. Zwar gab das US-Energieministerium gestern wieder einmal ein neues Rekordhoch bei der US-Ölförderung in Höhe von 10,46 Mio. Barrel pro Tag bekannt, dafür war bei den Öllagerbeständen in den USA nun bereits der vierte Rückgang in Folge zu verzeichnen.




Laut dem Department of Energy (DOE) kam es bei den US-Rohöllagern in der vergangenen Woche zu einem überraschend deutlichen Abbau in Höhe von 4,6 Mio. Barrel. Gleichzeitig gingen auch die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) in Summe um 0,6 Mio. Fass zurück. Insgesamt sanken die US-Öllager somit um 5,2 auf aktuell gut 793 Mio. Barrel. Da fallende Öllager als Indikator für eine stärkere Nachfrage bzw. schwächeres Ölangebot gelten, wurden die Ölpreise gestern innerhalb von kurzer Zeit spürbar nach oben gehandelt.

Die erneut gestiegene US-Ölförderung wird im Handel zurzeit weniger stark gewichtet. Einerseits werden lediglich die vorhandenen Ölquellen intensiver genutzt und es kommt nicht zur Erschließung von neuen Ölförderanlagen. Zudem konnte die steigende US-Ölförderung zuletzt durch einen überraschenden Rückgang der OPEC-Ölförderung kompensiert werden. So wird der Ausstoß des Ölkartells laut einer Bloomberg-Umfrage im März wohl um 0,17 auf rund 32 Mio. Barrel/Tag und somit auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr gesunken sein. Der Großteil des Rückgangs beruht jedoch auf ungeplanten Förderausfällen im krisengeschüttelten Venezuela.

Die OPEC arbeitet unterdessen weiter an einem neuen Bündnis. Unter Führung von Saudi-Arabien soll vor allem die Zusammenarbeit mit Russland, dem zurzeit größten Ölförderland der Welt, intensiviert werden. So soll ein Förderabkommen für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre getroffen werden und zudem sollen sich sechs weitere Ölförderländern an der aktuellen Förderkürzung beteiligen. Nachdem die OPEC in den letzten Jahren stetig an Einfluss verloren hatte und zudem untereinander zerstritten war, hat sich die zuletzt zusammengefundene Allianz rund um Saudi-Arabien und Russland als tatkräftig und preisbeeinflussend erwiesen.

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