Ölpreise drehten in Gewinnzone | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.07.2018

um 08:30 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach einem volatilen Handelsverlauf haben die Ölpreise am Donnerstag insgesamt leicht zugelegt und auch am Freitagmorgen im frühen Handel zunächst an die Vortagesgewinne angeknüpft. Insgesamt kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT um  leichte 0,2 $/b und wurde am Morgen bei 72,9 Dollar/ Barrel gehandelt. Damit steht BRENT aktuell rund acht Prozent unter dem Langzeithoch von Ende Mai, aber auch knapp 50 Prozent über dem Preis von vor einem Jahr. Die US-Ölsorte WTI kletterte mit 1,1 $/b deutlicher und notierte am Freitagmorgen bei 69,8 Dollar/Barrel.

In den vergangenen zwei Wochen waren die Ölpreise, durch die Zuspitzung im Handelsstreit zwischen den USA und China, unter Druck geraten. Allgemein wird befürchtet, dass ein Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt und weiterer zentraler Wirtschaftsregionen zu einem abflauen der globalen Konjunktur führen wird. Für den Ölmarkt würde dies einen Rückgang der Nachfrage bedeuten, was die Ölpreise tendenziell sinken lässt.

Zudem hat die US-Regierung zuletzt massiv Druck aufgebaut, was die weitere Entwicklung der Ölpreise anbelangt. Sogar ein Rückgriff auf die nationalen Öl-Notreserven steht im Raum um weiter steigende Ölpreise zu verhindern. Darüber hinaus forderte US-Präsident Trump von verbündeten Ölförderländern eine Ausweitung der Produktion. Saudi-Arabien folgte der Aufforderung und erhöhte seine Ölförderung mit rund 10,7 Mio. Barrel pro Tag zuletzt auf ein Allzeithoch.

Gestern stellte ein Vertreter Saudi-Arabiens jedoch klar, dass man den Ölmarkt nicht in eine Überversorgung führen will und man daher zurzeit nur so viel Rohöl exportieren werden, wie tatsächlich benötigt wird. Im Juli werden die Ölexporte daher in etwa auf dem Niveau vom Juni liegen und im August wird zurzeit sogar ein Rückgang erwartet.

Mit steigenden Ölexporten will Saudi-Arabien lediglich Lieferausfälle in Venezuela und dem Iran ausgleichen. Viel mehr kann Saudi-Arabien wohl auch nicht leisten, ohne seine Reservekapazitäten anzapfen zu müssen. Außerdem wird mit dieser Aussage wohl auch die Erwartung ausgedrückt, dass Saudi-Arabien nur für weitere Fördererhöhungen bereit sei, wenn ein weltweites Ölembargo gegen den Iran zustande kommt.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Sollten die USA ihre harte Linie gegen den Iran jedoch beibehalten und darauf bestehen, dass alle Ländern ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres stoppen, so droht dem Weltölmarkt eine Unterversorgung, was die Ölpreise deutlich steigen lassen wird. Daher hatte die US-regierung einigen Ländern zuletzt einen seichteren Ausstieg aus den Iran-Ölimporten angeboten. Ohne einen Rückgang der iranischen Ölimporte wird es aber wohl keine steigenden saudischen Ölexporte geben, weshalb die Angebotslage auf dem Weltölmarkt so oder so knapp bleiben wird.

Auch vom US-Ölmarkt, der in den vergangenen Jahren stets eine preisdämpfende Wirkung hatte, kommen in diesem Jahr nur schwache Impulse, denn das Wachstum des US-Ölmarktes bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück. In dieser Woche waren die US-Öllagerbestände zwar leicht gestiegen, doch mit gut 768 Mio. Barrel liegen diese nur knapp über dem tiefsten Stand seit gut dreieinhalb Jahren. Die Ölförderung hat in den USA allerdings ein neues Rekordhoch erreicht und ist erstmals über die Marke von durchschnittlich elf Millionen Barrel pro Tag gestiegen.

Dennoch erwarten Marktbeobachter, dass der jüngste Rückgang der Ölpreise wenig nachhaltig sein wird, denn die aktuell ergriffenen Maßnahmen sind eher von kurzfristiger Natur. Auch wenn sich die Angebotslage in Libyen zuletzt etwas entspannt hat und die Ölförderung in den drei größten Förderländern der Welt -Russland, den USA und Saudi-Arabien- zuletzt gestiegen ist, so sehen dennoch wenige Analysten die BRENT-Notierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen. Insgesamt wird bei führenden Investmentbanken im Laufe der zweiten Jahreshälfte eher wieder mit Ölpreisen von um die 80 Dollar/Barrel gerechnet.

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