Ölpreise drehen nach Vier-Wochen-Tief nach oben | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.07.2019

um 09:14 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich bereits Anfang der Woche andeutete, dass die kontinuierliche Aufwärtsbewegung der letzten Woche ein Ende hat, schwenkten die Ölnotierungen sogar in eine deutliche Abwärtsbewegung um, die heute durch deutliche Preisanstiege bei den Ölnotierungen erstmals gestoppt wurden. Die Rohölpreise haben die in der letzten Woche konstant aufgebauten Gewinne bis heute wieder komplett abgegeben, sodass sich beide Sorten auf einem Preisniveau befinden, dass zuletzt vor über vier Wochen erreicht wurde.

Nach erneuten Verlusten am Vortag, sind die Ölpreise am Freitagmorgen deutlich gestiegen. Während die US-Ölsorte WTI zum Start in den Handelstag um 0,7 $/b zulegte, gab es bei der Nordsee-Ölsorte BRENT mit knapp 1,0 Dollar/Barrel einen noch kräftigeren Preisanstieg. Somit wurde die für Europa relevantere Ölsorte BRENT am Morgen bei 62,95 Dollar/Barrel gehandelt und das amerikanische Leichtöl WTI notierte bei 55,99 Dollar/Barrel.

Während sich Ende Juni, nach Gesprächen zwischen US-Präsident Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi, auf dem G20-Gipfel noch eine Annäherung im seit Monaten andauernden Handelsstreit andeutete, sind die Anzeichen dafür aktuell wieder deutlich schlechter. Chinas Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Quartal deutlich geringer als erwartet, sodass sich der schwächste Wert seit Wert seit 27 Jahren abzeichnete. Trump sieht in der jüngsten Konjunkturabkühlung die Wirkung der amerikanischen Strafzölle und drohte China gleichzeitig mit weiteren Strafzöllen.

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Neben den neusten Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China, wirkt sich auch die Lage im Nahen Osten tendenziell preisstützend auf die Rohölpreise aus. Seit Anfang der Woche befindet sich der iranische Außenminister zu einem mehrtägigeren Besuch in den USA, sodass sowohl US-Außenminister Pompeo, als auch US-Präsident Trump mitteilten, dass man sich zu Verhandlungen mit dem Iran über sein Atomprogramm annähere. Doch neben der Beschlagnahmung eines ausländischen Tankers durch den Iran Mitte dieser Woche, kam es gestern zum Abschuss einer iranischen Drohne über der Straße von Hormus durch die US-Marine. Durch die beiden jüngsten Vorkommnisse steigt erneut die Gefahr einer Eskalation im militärischen Konflikt.

Die Lage am Ölmarkt wird von Marktbeobachtern weiterhin als unübersichtliche eingeschätzt, sodass das Tempo und die Intensität der Preisausschläge auch heute im Frühen Handel deutlich wurden. Die Korrektur der globalen Nachfrageprognose durch die Internationale Energieagentur (IEA), hat einen noch deutlicheren Preisanstieg am Freitagmorgen entgegengewirkt. So wurde bekanntgegeben, dass neben dem negativen Einfluss des Handelskonfliktes, auch die schwache Entwicklung der Weltwirtschaft verantwortlich dafür ist, dass statt einem geplanten Plus von 1,2 Mio. Barrel/Tag, aktuell nur noch mit 1,1 Mio. pro Tag gerechnet wird.

Auch wenn die kräftige Abwärtsbewegung in diese Woche eine andere Sprache spricht, so könnten die neusten Entwicklungen im Nahen Osten, aber auch im Handelskonflikt zwischen China und den USA, schon relativ zeitnah zu deutlich steigenden Preisen bei den Ölnotierungen führen. Laut Marktbeobachtern dürfte der kräftige Preisanstieg im heutigen frühen Handel nur ein erster Vorgeschmack auf die Entwicklung der nächsten Tage gewesen sein. Analysten bleiben mit ihren Einschätzungen für die mittelfristige Preisentwicklung weiterhin zurückhaltend, da marktrelevante Nachrichten aktuell zu kräftigen Ausschlägen in beide Richtungen führen.

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