Ölpreise drehen ins Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 16.06.2020

um 11:05 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Corona-Krise und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen haben bis Ende April zu einem regelrechten Verfall der Ölpreise geführt. Die Auswirkungen der Talfahrt hatten jedoch viel weitreichende Auswirkungen, die teilweise bis heute anhalten. Sowohl die heimischen Heizölpreise, als auch die Kraftstoffpreise haben sich im gleichen Zeitraum zwar dem Abwärtstrend des Ölmarktes angeschlossen und haben ebenfalls neue Tiefststände erreichten, jedoch waren die prozentualen Preisrückgänge deutlich abweichend vom Minus der Rohölpreise.

Anfang Mai kam es am Ölmarkt aufgrund einer Vielzahl von geldpolitischen Maßnahmen zu einer Gegen- bewegung. Die seitdem vorhandene Erholungstour hat zu einer massiven Stabilisierung der zuvor ins Wanken geratenen Rohölpreise gesorgt. Mit dem Blick auf die heimischen Kraftstoff- und Heizölpreise war in den zurückliegenden sechs Wochen eine differenzierte Entwicklung zu beobachten. Während die Diesel- und Benzinpreise in diesem Zeitraum jeweils um mehr als 20 Prozent zulegen konnten, befinden sich die Heizölpreise weiterhin in einem Abwärtstrend und gaben um rund sechs Prozent nach.

Seit Anfang Juni sind die Preisschwankungen der Rohölpreise vergleichsweise übersichtlich. Der dennoch anhaltende Aufwärtstrend führte letzte Woche erstmals seit Anfang März bei beiden Rohölsorten zu Preisen von mehr als 40 Dollar/Barrel sorgte. Nach dem Erreichen der neuen Langzeithochs ist eine deutliche Zunahme der Preisbewegungen ersichtlich. Auffällig ist hierbei auch, dass keine Einheitlichkeit vorliegt und die Preisbewegungen in ihrer Höhe deutlich zulegten. Zurückzuführen sind diese auf eine Vielzahl von preisdrückenden, aber auch preistreibenden Meldungen und Effekten.

Aufgrund der nahezu konstanten Erholungstour und den damit verbundenen gesteigerten Rohölpreisen verschob sich der Fokus und die bis heute anhaltende Pandemie geriet bei einigen Marktteilnehmern schon wieder fast in „Vergessenheit“. Die aktuelle Entwicklung sorgt jedoch für neue Sorgen am Ölmarkt. Neben der Meldung aus China, dass es auf einem Großmarkt in Peking zu einem neuen Corona-Ausbruch kam, wurde die Sorge vor einer zweiten Corona-Welle zuletzt nochmals verstärkt, nachdem aus einigen Bundesstaaten im Süden der USA jüngst deutlich erhöhte Infektionszahlen gemeldet wurden.

Ende letzten Woche hat die Befürchtung vor den neuen Auswirkungen einer möglichen zweiten Corona-Welle zu Preisrückgängen von mehr als sechs Prozent geführt. Der guten Form halber muss auch erwähnt werden, dass nicht nur die jüngste Entwicklung der Corona-Infektionszahlen die Preise hat fallen lassen, sondern auch die unerwartet gestiegenen US-Rohölbestände. Nachdem die Abwärtsbewegung auch noch zum Wochenstart im frühen Handel weiter fortgeführt wurde, kam es am Ölmarkt gestern Nachmittag zu einer Gegenbewegung, die das frühmorgendliche Minus hat vergessen lassen und zu einem kräftigen Plus von mehr als fünf Prozent bei beiden Rohölsorten geführt hat.

Auch wenn zuletzt mit den deutlich gestiegenen Lagerbeständen und den neuaufflammenden Sorgen in der Corona-Krise gleich zwei preisdrückende Impulse aus den Vereinigten Staaten eine Fortsetzung der vorherigen Erholungstour vorerst verhinderten, führt eine Meldung aus den USA wiederum für die jüngste Aufwärtsbewegung. So erhielt der Ölmarkt den positiven Impuls gestern Nachmittag durch die Meldung der US-Notenbank Fed. Neben dem bereits aktiven Anleihekaufprogramm zur Stabilisierung der Finanzmärkte, sollen nun auch einzelne Unter- nehmensanleihen gekauft werden.

Heute Abend wird sich der Fokus und die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer in Richtung USA nochmals verstärken. Nach dem unerwarteten Anstieg der US-Rohölreserven von letzter Woche, die mit rund 538 Mio. Barrel den höchsten Stand seit Mai 2016 erreichten, wird das American Petroleum Institute (API) nach Handelsschluss erste Zahlen veröffentlichen, bevor am Mittwochnachmittag die aktuellen Daten seitens des amerikanischen Energieministerium veröffentlicht werden. Gerade in der aktuell recht turbulenten Zeit für den Ölmarkt, kommt den aktuellen Zahlen eine große Aufmerksamkeit zugute.

Während sich die Lage am Ölmarkt im Vergleich zu den ersten vier Monaten des aktuellen Jahres zuletzt deutlich beruhigt hat und die Anfang Mai startende Erholungstour für eine spürbare Stabilisierung des Ölmarktes sorgte, führten jüngst gleich mehrere Meldungen zu deutlicheren Preisbewegungen. Daran wird recht deutlich, dass weiterhin nicht von einer Rückkehr zu gewohnten Marktmechanismen gesprochen werden sollte. Die zuletzt wieder deutlich schnellere Reaktionszeit auf marktrelevante Meldungen führt dazu, dass eine kurz- bis mittelfristige Prognose aktuell besonders schwerfällt.

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