Ölpreise deutlich im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 31.03.2020

um 11:19 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Entwicklung der Rohölpreise an den internationalen Finanzmärkten, muss mit Blick auf die letzten Wochen als „einzigartig“ bezeichnet werden. Während in der Vergangenheit kurz- bis mittelfristige Abwärts- oder Aufwärtstrends als marktübliche Preisbewegungen bezeichnet wurden, fällt der Vergleich zu vorherigen Preisentwicklungen aktuell schwer. Unabhängig von der Richtung der Preisentwicklung, folgte in der Vergangenheit zwangsläufig eine Gegenbewegung in die entgegengesetzte Richtung. Auf die besagte Gegenbewegung wartet nicht nur der internationale Ölmarkt, sondern diesmal sogar die Weltwirtschaft.

Doch aktuell sind die Aussichten auf eine zeitnahe „Kehrtwende“ am Ölmarkt eher schlecht, da der Markt weiterhin von gleich mehreren preisbelastenden Faktoren beeinflusst wird. So folgte auf die fast schon als stabil zu bezeichnende Vorwoche am Montagmorgen ein neuer Preisrutsch mit deutlichen Verlusten von mehr als zehn Prozent bei beiden Rohölsorten. Doch bei den bereits zum Start in Handelstag ersichtlichen Preisrückgängen sollte es nicht bleiben, sodass die Verluste im Tagesverlauf sogar noch ausgeweitet wurden.

Entgegen der klaren Abwärtsentwicklung von gestern bei beiden Rohölsorten, kommt es am Dienstagvormittag zu einer Aufwärtsbewegung mit deutlichen Preisaufschlägen. Der Preis für ein Barrel der für Europa relevanten Nordseesorte BRENT liegt aktuell bei 23,4 $/b und somit rund 0,6 Dollar/Barrel höher als am Vortag. Ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg mit 1,2 Dollar/Barrel sogar mehr als doppelt so viel, sodass die US-Rohölsorte bei 21,2 $/b notiert. Beide Sorten liegen somit aktuell mehr als drei Prozent im Plus.

Am Ölmarkt fiel trotz des ausgeglichenen Preisverlaufs der vergangenen Woche nur selten die Begrifflichkeit „Stabilisierung“, da neben mit der seit Wochen anhaltenden „Corona-Krise“, der Fokus der Marktteilnehmer auch auf dem Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland wandert. Nachdem bereits Saudi-Arabien zuletzt die eigenen Fördermengen erhöht hat und am Weltmarkt zwischenzeitlich Probleme hatte Abnehmer zu finden, weicht auch Russland nicht vom Plan ab, die eigene Ölproduktion Ende April ebenfalls zu erhöhen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Neben dem Einbruch der globalen Erdölnachfrage infolge der Corona-Pandemie, hat der Disput der beiden wichtigen Ölförderländer Saudi-Arabien und Russland die Rohölpreise zusätzlich auf immer neue Tiefstwerte fallen lassen. Da der Verfall des Ölpreises bereits vor dem Preiskrieg als massiv zu bezeichnen war, sieht sich nun US-Präsident Trump zum Handeln gezwungen. So kündigte der Präsident an, dass der Konflikt bei einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Putin thematisiert werden soll.

Die Fronten der beiden Parteien scheinen aktuell dermaßen verhärtet zu sein, sodass beide Parteien keinerlei Kompromissbereitschaft zeigen und dem- ensprechend nicht mit einer zeitnahen Ent- spannung im Konflikt zu rechnen ist. Russische Vertreter bekräftigten ihr Vorhaben der Fördermengen- steigerung damit, dass ein Ölpreis von 25 Dollar/Barrel zwar schmerzhaft sei, jedoch rein wirtschaftlich absolut akzeptabel. Die Folgen der aktuellen Entwicklung bekommen aktuell auch Förderländer wie Kanada zu spüren. Aufgrund des immer weiter sinkenden Ölpreises, liegen aktuell die Transportkosten höher als der gehandelte Preis vor Ort.

Auch wenn es heute zu einer Gegenbewegung mit steigenden Rohölpreisen an den internationalen Finanzmärkten kommt, so muss weiterhin von schlechten Voraussetzungen für eine mittel- bis langfristige Erholungsphase gesprochen werden. Die letzte Woche seitens der mehrerer Regierungen und Notenbanken eingeleiteten Hilfspakete wurden am Ölmarkt als Schritt in die richtige Richtung angesehen, jedoch ändert das Vorhaben nichts an der schlechten Nachfragesituation. Es bleibt also auch nach dem aktuellen Ansatz zur Erholung abzuwarten, ob das aktuelle Plus der Startschuss für einen wünschenswerten Aufwärtstrend ist, oder ob es sich mal wieder um einen kurzweiligen Richtungswechsel handelt, dessen Effekt bereits zeitnah wieder nachlässt.

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