Ölpreise brachen zum Wochenende ein | Aktuelle Ölmarkt-News vom 18.06.2018

um 07:31 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind im Verlauf des Freitags deutlich zurückgegangen und haben ihre Verluste auch am Montag im frühen Handel ausgeweitet. Insgesamt fielen die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI um kräftige 3,1 Dollar/Barrel. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am Montagmorgen mit 72,8 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand seit zwei Monaten und auch die US-Ölsorte WTI wurde mit 63,9 Dollar/Barrel auf einem 10-Wochen-Tief gehandelt.

Der Grund für die kräftigen Preisrückgänge ist darin zu finden, dass mittlerweile fast alle Analysten davon ausgehen, dass es im dritten Quartal 2018 zu einer spürbaren Anhebung der Ölförderung bei wichtigen OPEC-Förderländern und in Russland kommen wird. Bekräftigt wurde dies zuletzt durch Aussagen des russischen Energieministers, der mitteilte, dass Russland und Saudi-Arabien einen Ausstieg aus dem Kürzungsabkommen in den kommenden Monaten unterstützen. Lediglich die Details müssten bis zum Ende der Woche noch geklärt werden.

Der mit Spannung erwartete und richtungsweisende Beschluss auf dem am 22. Juni anstehenden OPEC-Meeting ist somit vorweg genommen. Unklar ist allerdings noch wie schnell die Anhebung der Ölförderung durchgeführt wird, welche Förderländer welchen Anteil an der Ausweitung der Ölförderung haben werden und vor allem wie stark sich der Beschluss nun auf die Ölpreise auswirken wird. Denn auch einem steigenden Angebot auf dem Weltölmarkt steht weiterhin eine hohe Nachfrage entgegen. Zudem werden auch Förderrückgänge in Venezuela, dem Iran und anderen Ländern erwartet.

Laut eigenen Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg sollen die iranischen Ölexporte, in Folge der angekündigten neuen US-Sanktionen, in den ersten beiden Juniwochen um rund 16 Prozent gesunken sein. Dies ist eigentlich eine Nachricht, die für steigende Ölpreise sorgen müsste. Vor dem Hintergrund, dass OPEC-Leader Saudi-Arabien einer Ausweitung der Ölförderung aber eher zustimmen wird, wenn der politische Erzrivale Iran einen sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte zu verzeichnen hat, kann diese Meldung indirekt auch als preisdrückend interpretiert werden.

Ganz ohne Konflikte wird ein Ende der Förderkürzung auf dem OPEC-Meeting aber wohl nicht getroffen werden können. Der Iran, der Irak und Venezuela werden ein Veto gegen die Entscheidung einlegen und berufen sich darauf, dass eine Ausweitung der OPEC-Ölförderung innerhalb des Kartells einstimmig beschlossen werden müsse. Der Grund für das Veto ist, dass alle drei Länder ihre Ölförderung nicht erhöhen können. Der Iran wird durch US-Sanktionen belastet, der Irak war von der Förderkürzung ausgenommen und fördert bereits am Maximum und in Venezuela sorgt die schwere Wirtschaftskrise für eine rückläufige Ölförderung.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Neben dem Nicht-OPEC-Mitglieds Russland, dass aber an der derzeitigen Förderkürzung beteiligt ist, setzt sich mit Saudi-Arabien aber auch das größte und einflussreichste Ölförderland der OPEC für eine Lockerung ein. Insgesamt wird das OPEC-Format vom mächtigsten Mitglied Saudi-Arabien und den Mitgliedern, die dem saudischen Königreich nahe stehen, dominiert. Zusammen mit Russland hat sich seit dem Beschluss zur gemeinsamen Förderkürzung eine Art neues Ölkartell herausgebildet, in welchem Länder wie der Iran keine gewichtige Rolle mehr spielen. Daher scheint es, trotz des angekündigten Widerstands, nahezu sicher zu sein, dass es zu einer Rücknahme der Förderkürzung kommen wird.

Unabhängig vom kommenden OPEC-Beschluss haben die drei größten Ölförderer der Welt ihre Produktion in den letzten Wochen bereits ausgeweitet. Die Ölförderung in Russland soll wieder auf 11,1 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein und auch Saudi-Arabien pumpt wieder mehr als 10 Mio. Barrel Rohöl an die Erdoberfläche. Die US-Ölförderung erreichte zuletzt ein neues Rekordhoch von rund 10,9 Mio. Barrel/Tag und befindet sich in einem stetigen Aufschwung. Die USA werden daher wohl schon in naher Zukunft Russland als größtes Ölförderland der Welt ablösen.

In den kommenden Tagen wird es nun spannend werden zu sehen, wie stark sich die neue Situation am Ölmarkt preislich auswirken wird. Der erste größere Rücksetzer ist nun bereits erfolgt, jetzt muss abgewartet werden ob sich die Ölpreise auch in eine nachhaltige Abwärtsbewegung begeben werden oder es bald schon zu Gegenbewegungen kommen sollte. Die Lage muss nun neu bewertet werden und dabei gilt es nicht nur ein steigendes Ölangebot sondern auch eine steigende globale Ölnachfrage und bereits sichere Förderrückgänge in einigen Ländern zu berücksichtigen.

Vom Devisenmarkt wird der Ölpreis zurzeit jedoch auch unter Druck gesetzt. Der starke Dollar führt dazu, dass das weltweit in Dollar gehandelte Rohöl in anderen Währungsräumen teurer wird, was auf die Nachfrage drückt und die Ölpreise zumeist fallen lässt. Mit 1,159 Dollar stand der €uro am Montagmorgen in der Nähe seines Elf-Monats-Tiefs. Die unterschiedliche Geldpolitik der US-Notenbank FED und der europäischen Zentralbank EZB setzt den €uro zurzeit unter Druck bzw. beflügelt der Dollar.

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