Ölpreise auf Wochensicht im Minus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.01.2018

um 09:40 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Obwohl vom US-Ölmarkt gestern keine klaren Impulse kamen, gerieten die Ölpreise unter Druck und gaben auf den heutigen Freitag spürbar nach. Dabei sank die Nordsee-Ölsorte BRENT um knapp 0,8 $/b und wurde am Morgen bei 68,6 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI ging um knapp 0,9 $/b zurück und notierte am Freitagmorgen bei 63,1 Dollar/Barrel.

Auf Wochensicht verzeichneten die Ölpreise seit über einem Monat mal wieder ein Minus. Der Aufwärtstrend der vergangenen Monate ist somit im Verlauf dieser Woche ins Stocken geraten, eine spürbare Preiskorrektur nach unten blieb bisher jedoch aus. Aktuell ist im Ölhandel lediglich mehr Zurückhaltung erkennbar und Anleger scheinen vorerst auf neue, richtungsgebende Impulse zu warten.

Diese neuen Impulse kamen gestern jedoch noch nicht vom US-Ölmarkt, denn die am Abend vom US-Energieministerium veröffentlichten Zahlen ließen kein klares Bild erkennen. Einerseits wurde zwar der erwartete Anstieg der US-Ölproduktion bekannt gegeben und weiterhin geht die EIA davon aus, dass die US-Ölförderung bereits im kommenden Monat die Schwelle von zehn Mio. Barrel pro Tag überschreiten wird. Auf der anderen Seite war bei den US-Öllagerbeständen jedoch ein kräftiger Rückgang zu verzeichnen, der den Anstieg der vorherigen zwei Wochen fast vollständig egalisierte.

Laut DOE gingen die gesamten US-Öllager in der vergangenen Woche um 7,1 Mio. Barrel auf aktuell knapp 793 Mio. Barrel zurück. Dabei war bei den Rohöllagern ein erneuter Abbau von 6,8 Mio. Barrel zu verzeichnen. Anders als in den Vorwochen sanken dieses Mal jedoch auch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 0,3 Mio. Barrel. Dabei sanken die Heizöllager um 3,9 Mio. Barrel, was vor dem Hintergrund der jüngsten Kältewelle im Osten der USA allerdings nicht überraschend war, und die Benzinlager legten um 3,6 Mio. Barrel zu. Insgesamt halten sich die gesamten US-Öllager nun bereits seit rund drei Monaten recht stabil bei knapp 800 Mio. Barrel.

Ölpreise, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport



Obwohl die jüngsten Daten vom US-Ölmarkt keine klare Richtung vorgaben, erwarten viele Marktbeobachter weiterhin eine Korrektur der Ölpreise nach unten. Vor allem weil die Preistreiber der letzten zwei Monate eher von kurzfristiger Natur waren und die Aufschläge daher nun zurückgenommen werden könnten. Lediglich die seit November 2016 laufende Förderkürzung der wichtigen 24 Ölförderländer rund um die OPEC und Russland sowie die anziehende globale Ölnachfrage stützen die Ölpreise nachhaltig.

Laut dem jüngsten Monatsbericht der OPEC geht das Ölkartell davon aus Marktanteile an Nicht-OPEC-Ölförderländer zu verlieren. Bei einer steigenden globalen Ölnachfrage erwartet die OPEC einen Rückgang der Nachfrage für OPEC-Öl und geht davon aus, dass die insgesamt steigende Nachfrage ausschließlich durch ein steigendes Ölangebot von Nicht-OPEC-Ländern, und hier vor allem durch eine steigende Ölförderung in den USA, gedeckt wird.

Nachdem die OPEC den Preiskampf gegen die US-Schieferölindustrie in den Jahren 2015 und 2016 verloren hat, scheint das Ölkartell diese Marktanteilsverluste jedoch vorerst in Kauf zu nehmen. Zumindest ist den OPEC-Mitgliedern bewusst, dass das Angebot auf dem Weltölmarkt rapide steigt und die Ölpreise wieder massiv fallen werden, sobald die Vereinbarung zu den aktuellen Förderobergrenzen endet. Den Gerüchten um eine vorzeitige Beendung der Förderkürzung sollte man zum jetzigen Zeitpunkt daher keine große Bedeutung beimessen.

Zwar liegt der OPEC-Ölpreis mit aktuell gut 67 $/b deutlich über dem angestrebten Preislevel von 60 Dollar/Barrel, dennoch ist es dem Ölkartell erst seit einem Monat gelungen die gesetzten Ziele zu erreichen und wie nachhaltig dieser Erfolg sein wird, muss sich erst noch zeigen. Schließlich wird allgemein ein kräftiger Anstieg der US-Ölförderung erwartet, der die Ölpreise wieder fallen lassen sollte. Ein überstürzter Aktionismus der OPEC, auf die erst vor kurzem beschlossene Verlängerung der Förderkürzung bis Ende 2018, ist daher nicht zu erwarten. Im Gegenteil lag die Erfüllungsquote der Förderkürzung im Dezember sogar bei 125 Prozent.

Am Devisenmarkt sprang der €uro, nach einer kurzen Schwächephase, gestern wieder zurück auf sein Langzeithoch und wurde am Freitagmorgen bei 1,226 Dollar/€uro gehandelt.

Zurück