Ölpreise auf Mittwoch leicht gestiegen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.12.2017

um 09:04 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben gestern und auch heute Morgen im frühen Handel leicht zugelegt. So kletterten die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI jeweils um gut 0,3 Dollar/Barrel. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am Mittwochmorgen bei 63,9 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde bei 57,7 Dollar/Barrel gehandelt.

Gestützt wurden die Ölpreise durch die Aussicht auf einen Rückgang der US-Öllagerbestände, denn das private American Petroleum Institute (API) hatte gestern einen Abbau der amerikanischen Rohöllager von über fünf Millionen Barrel bekannt gegeben. Analysten hatten mit einem geringeren Rückgang gerechnet und tun dies auch weiterhin in Bezug auf die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehende, offiziellen Öllagerdaten der US-Regierung. Dem Rückgang der Öllagerbestände steht in den USA eine steigende Ölproduktion entgegen, die sich mit knapp 9,8 Mio. Barrel pro Tag aktuell auf einem neuen Rekordhoch befindet. Da auch die US-Ölbohraktivitäten zuletzt recht stabile Zahlen aufwiesen, halten sich die Daten vom US-Ölmarkt zurzeit die Waage und geben den Ölpreisen insgesamt keine klaren Impulse.

Auch die vorübergehende Schließung der wichtigen Forties-Pipeline vor der schottischen Küste wirkt sich bisher weniger stark aus als man annehmen konnte. Zwar teilte der Betreiber der Ölpipeline mit, dass die bei einer Routineüberprüfung entdeckten, kleinen Risse aktuell repariert werden, einen genauen Termin zur Wiederinbetriebnahme der Pipeline, über die im Normalbetrieb rund 0,45 Mio. Barrel Rohöl von der Nordsee zur Verarbeitung an das schottische Festland fließen, gibt es derzeit jedoch noch nicht. Bis zu vier Wochen Reparaturzeit stehen im Raum, in denen besonders dem europäischen Ölmarkt vorerst spürbar weniger Öl zur Verfügung steht. Dies stützt die Ölpreise tendenziell.

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Sollte das Ausbleiben der für die Preisbestimmung der Ölsorte BRENT wichtigen Forties-Öllieferungen jedoch nicht zu Versorgungsengpässen führen, besteht die Möglichkeit, dass dies zu einer Korrektur der Ölpreise nach unten führt. Denn wenn ein solcher Ausfall ohne Folgen bleibt, würde dies darauf hindeuten, dass der Ölmarkt wohl deutlich besser versorgt ist als derzeit angenommen wird. Andererseits handelt es sich nach dem derzeitigen Stand auch nur um einen vorübergehenden Ausfall und die Öllager der betroffenen Staaten sind sehr gut gefüllt.

Die jüngsten Berichte der OPEC und der Internationalen Energieagentur (IEA), die ein von den Nachfrageländern finanziertes Informationsgegengewicht zum Ölkartell darstellt, fielen sehr ähnlich aus. Beide Institutionen gehen davon aus, dass das Überangebot auf dem Weltölmarkt noch bis Ende des kommenden Jahres andauern wird. Als Grund wird die steigende Ölförderung in Ländern, die nicht der OPEC angehören genannt. Besonders der erwartete Anstieg der Ölförderung in den USA auf über 10 Mio. Barrel pro Tag, könnte die steigende, globale Ölnachfrage ausgleichen. Die IEA sieht sogar die Möglichkeit, dass das Ölangebot in der ersten Jahreshälfte 2018 stärker steigen wird als die Ölnachfrage.

Insgesamt könnten die Ölpreise bei 60 bis 65 Dollar/Barrel ein neues Gleichgewicht gefunden zu haben. Zumindest könnte das aktuelle Preislevel, nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure vorerst gerecht werden. Die OPEC hat mit über 60 Dollar/Barrel ein Preisniveau erreicht, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können und die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie kann wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt.

Am Devisenmarkt befindet sich der €uro zurzeit im Aufschwung gegen den US-Dollar. Gründe dafür sind zurzeit nicht offensichtlich, denn aus den USA kamen zuletzt gute Konjunkturdaten, die geplante Steuerreform wird kommen und die Notenbank FED wird im kommenden Jahr weitere Schritte raus aus der lockeren Geldpolitik der letzten Jahre machen.

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