Ölpreise auf Freitag stabil | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.04.2018

um 09:27 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben sich zum Ausklang der Woche stabilisiert. Nach dem deutlichen Anstieg vom Wochenbeginn und dem ebenso deutlichen Rücksetzer zur Wochenmitte haben sich die Rohölpreise auf den heutigen Freitag nur wenig bewegt. Die Nordsee-Ölsorte BRENT legte um minimale 0,1 $/b zu und notierte am Morgen bei 74,5 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI gab hingegen um rund 0,4 $/b nach und wurde am Freitagmorgen bei 68 Dollar/Barrel gehandelt.

Auf Wochensicht gesehen ist das amerikanische Leichtöl WTI damit sogar leicht gesunken. Bei der europäischen Leitsorte BRENT ist hingegen ein leichtes Plus zu verzeichnen. Der Mischpreis für OPEC-Rohöl stand mit 71 $/b gestern auf dem gleichen Preisniveau wie vor einer Woche und hält sich somit stabil über der 70-Dollar-Marke. Trotz der jüngsten Stabilisierung der Ölpreise bleibt die Stimmung am Ölmarkt weiterhin bullisch.

Belastet wurden die Ölpreise gestern durch Impulse vom Devisenmarkt. Wie bereits seit einem Monat hat auch gestern wieder die Ölwährung Dollar an Wert zugelegt, was Rohöl in anderen Währungsräumen teurer macht und somit die Nachfrage sowie die Ölpreise zumeist sinken lässt. Seit einem Monat befindet sich der €uro gegen den US-Dollar in der Defensive. So hat der €uro von seinem Langzeithoch kommend im zurückliegenden Monat 3,5 Cent bzw. rund drei Prozent an Wert gegen den Dollar eingebüßt. Aktuell steht der €uro nur noch bei gut 1,21 Dollar/€uro und somit auf dem tiefsten Stand seit Mitte Januar.

Für den erneuten Rückgang des €uro gegen den Dollar hatten gestern Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China gesorgt. Die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) brachte hingegen kaum Impulse, denn EZB-Chef Draghi gab keine Änderungen in der Geldpolitik bekannt. Aufgrund des schwelenden Handelskonfliktes mit den USA und den sich zuletzt überraschend negativ entwickelnden Wirtschaftszahlen im Euroraum, hielt sich die EZB mit Aussagen deutlich zurück. Dies wird sich im Juni oder spätestens Juli aber wohl ändern, denn dann wird sich die Notenbank entscheiden müssen, wie es mit den Anleihekäufen und den Leitzinsen weitergehen soll.



Für den Ölmarkt bleibt die zukünftige Iran-Politik der USA jedoch das bestimmende Thema. Bis zum 12. Mai muss US-Präsident Trump bekannt geben ob die USA an dem getroffenen Atom-Abkommen mit dem Iran festhalten werden oder nicht. Trump will auch in dieser Frage unberechenbar bleiben und ließ mitteilen, dass eine Entscheidung darüber noch nicht gefällt sei. Frankreichs Präsidenten Macron hatte sich jedoch zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuch in den USA eher kritisch geäußert und Trump unterstellt, dass er nicht alles tue, um das Atom-Abkommen mit dem Iran zu retten.

Sollte Trump an seinem harten Kurs gegen den Iran festhalten und die Sanktionen gegen das Land wieder aufleben lassen, dann würde dies wohl zu einem Rückgang des Ölangebotes auf dem Weltmarkt führen. Nach dem Wegfall der Sanktionen des Westens gegen den Iran, im Gegenzug für ein Ende des iranischen Atomprogramms, ist das Land wieder zum sechstgrößten Ölförderland der Welt aufgestiegen. Ein Rückgang der iranischen Ölexporte würde daher wohl zu deutlich steigenden Ölpreisen führen, besonders vor dem Hintergrund, dass die Förderkürzung der OPEC und Russlands eingehalten wird und Venezuela hohe Produktionsausfälle zu beklagen hat.

Genau auf dieses Szenario spekulieren Börsenhändler bereits seit einigen Wochen. Die mögliche Angebotsverknappung wurde an den Börsen somit preislich zu weiten Teilen bereits vorweggenommen. Sollte man sich daher mit den USA doch noch auf eine Fortsetzung des Atomdeals einigen können, hätten die Ölpreise ein beachtliches Kurskorrekturpotential nach unten.

Eine andere Möglichkeit für fallende Ölpreise wäre ein deutliches Wachstum des US-Ölmarktes. Von diesem kamen zuletzt jedoch geringere Wachstumsanzeichen als von Analysten bei den aktuellen Ölpreisen erwartet wurde. Zwar befindet sich die US-Ölförderung mit knapp 10,6 Mio. Barrel auf einem Rekordhoch und auch die Anzahl der Ölbohraktivitäten hatte zuletzt zugenommen. Doch die viel beachteten US-Öllagerbestände, die als Indiz für das Angebots-Nachfrageverhältnis herangezogen werden, weisen seit einem halben Jahr einen recht stabilen Stand von rund 800 Mio. Barrel auf. Mit aktuell 790 Mio. Barrel befinden sich die US-Öllager sogar auf dem tiefsten Stand seit Februar 2015.

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