Zurückhaltendere Stimmung am Ölmarkt | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.01.2018

um 09:44 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind am gestrigen Handelstag zunächst weiter gestiegen. Dabei haben die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI mit 70,1 Dollar bzw. 64,8 Dollar/Barrel zwischenzeitlich sogar neue Höchststände seit Ende 2014 erreicht. Im weiteren Handelsverlauf wurden die Gewinne jedoch wieder abgegeben, so dass die Nordsee-Ölsorte BRENT am Freitagmorgen erneut unverändert bei rund 69,2 Dollar/Barrel gehandelt wurde. Die US-Ölsorte WTI gab um leichte 0,1 $/b nach und notierte am Morgen weiterhin bei rund 63,5 Dollar/Barrel.

Insgesamt unterlagen die Ölpreise in den zurückliegenden beiden Handelstagen zwar deutlichen Schwankungen, unterm Strich haben sie sich jedoch nicht verändert und notieren aktuell auf den gleichen Ständen wie am Mittwochmorgen. Händler halten sich aktuell mehr zurück und beobachten ob die Stimmung kippt. Sollte dies der Fall sein, so ist davon auszugehen, dass die guten Gewinne der zurückliegenden Wochen mitgenommen werden und die Ölpreise somit eine spürbare Korrektur nach unten erfahren könnten.

Nachdem die wichtigen 24 Ölförderländer rund um die OPEC und Russland mit ihrer seit November 2016 laufenden Förderkürzung nun Erfolge verzeichnen und die Ölpreise deutlich über das angestrebte Preislevel von 60 Dollar/Barrel gehoben haben, warten Marktbeobachter auf eine Reaktion der US-Schieferölindustrie. Ein klares Zeichen blieb bisher zwar noch aus, aber die jüngsten Prognosen und Daten zum US-Ölmarkt lassen so langsam das erwartete Wachstum erkennen.

 

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So erhöhte die US-Energiebehörde EIA ihre Prognose zur US-Rohölproduktion auf über elf Mio. Barrel/Tag bis Ende 2019. Die Schwelle von zehn Mio. Barrel pro Tag soll sogar bereits im kommenden Monat überschritten werden und im Jahr 2018 soll die US-Ölförderung im Durchschnitt mit 10,3 Mio. Barrel/Tag fast eine Millionen Fass über der des zurückliegenden Jahres liegen. Zudem verzeichneten die gesamten US-Öllager laut DOE einen Anstieg und sind somit in den vergangenen zwei Wochen um insgesamt 9,7 Mio. Barrel auf aktuell knapp 800 Mio. Barrel gestiegen.

Von einigen Marktteilnehmern wird im Zusammenhang mit den Öllagerbeständen zwar immer wieder auf den Abbau der US-Rohöllager hingewiesen, doch bei diesem handelt es sich in den vergangenen Monaten lediglich um eine Verschiebung hin zu den Ölproduktelagern. So sind die US-Rohöllager in den vergangenen zwei Monaten um knapp 40 Mio. Barrel gesunken, gleichzeitig sind die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) jedoch um gut 45 Mio. Barrel angewachsen.

Andere Themen, wie die politischen Unruhen im Iran oder die Schließung, der für den EU-Ölmarkt wichtigen Forties-Ölpipeline zum Ende des vergangenen Jahres, haben die Ölpreise zwischenzeitlich gestützt. Nun warten jedoch viele Analysten darauf, dass die entsprechenden Aufschläge zurückgenommen werden, denn beide Themen haben sich nicht als nachhaltige Preistreiber herausgestellt. Die Forties-Ölpipeline ist wieder vollständig im Betrieb und die Proteste im Iran bzw. die daraufhin im Raum stehende Wiederaufnahme von US-Sanktionen gegen Teheran sind derzeit in den Hintergrund gerückt.

Sieht man von der Förderkürzung der OPEC-Allianz und der steigenden Ölnachfrage ab, denn beiden Faktoren sollten bereits ausreichend eingepreist sein, so drängt sich durch die Ausblendung der tendenziell eher preisdrückenden Nachrichtenlage, aktuell der Eindruck auf, dass sich die Ölpreise in den vergangenen Wochen zunehmend von den Fundamentaldaten und dem Marktgeschehen entkoppelt haben. Deshalb erwarten viele Marktbeobachter schon bald eine stärkere Korrektur der Ölpreise nach unten.

Am Devisenmarkt hat sich der €uro nach einer kleinen Schwächephase zum Wochenschluss wieder aufgeschwungen und stand am Freitagmorgen mit 1,205 Dollar/€uro wieder in der Nähe seines Langzeithochs.

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