Starke Erholungsphase der Ölpreise zum Jahresbeginn | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.01.2019

um 17:59 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres um fast 40 Prozent eingebrochen waren, ist die Stimmung am Ölmarkt in den ersten Tagen des neuen Jahres gekippt. Nach einigen deutlichen Kursschwankungen hatte sich der sprunghafte Anstieg der Ölpreise zwar schon in den letzten Tagen des alten Jahres angedeutet, doch erst im neuen Jahr zogen die Ölpreise dann um mehr als 15 Prozent an. Auch auf den heutigen Freitag kletterten die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI um weitere 0,9 Dollar je Barrel. Die Nordsee-Ölsorte BRENT lag somit Morgen mit 61,7 wieder klar über der 60-Dollar-Marke und die US-Ölsorte WTI wurde bei 52,7 Dollar/Barrel gehandelt.

Nachdem an den Börsen wieder die Hoffnung aufgekommen ist, dass die Weltwirtschaft an Schwung aufnehmen könnte, zogen auch die Ölpreise seit Jahresbeginn deutlich an, denn Rohöl ist nun mal auch ein spekulatives Handelsprodukt, dessen Kursverlauf stark von der Börsenstimmung abhängig ist. Vor allem die Aussicht auf ein baldiges Ende im Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Stimmung an Finanzmärkten insgesamt und auch am Ölmarkt deutlich aufgehellt. Zudem erschienen die Ölpreise nach ihrer vorherigen Talfahrt unterbewertet, was diese für spekulative Anleger interessant gemacht hatte. Folgerichtig ergab sich im Verlauf dieser Handelswoche der stärkste Anstieg der Ölpreise seit mehr als zwei Jahren.

Zuletzt wurden die Erwartungen an ein schnelles Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China leicht gedämpft, doch grundsätzlich stehen die Zeichen für eine Einigung weiterhin gut. So ließ US-Präsident Trump zuletzt vermerken, dass die Gespräche "sehr gut" verlaufen würden und nach Medienberichten sollen die Gespräche zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt im Januar fortgeführt werden. Weiterhin wird es als positives Zeichen gewertet, dass die Gespräche bereits auf höchster Ebene stattfinden und der chinesische Chefunterhändler und Vizepremier Ende Januar nach Washington reisen wird.

Neben den Entwicklungen im Handelskonflikt hatte auch die Nachricht, dass die chinesische Notenbank ihre  Kapitalanforderungen für Banken erneut senken will, um die Konjunktur zu stützen, für eine allgemein, bessere Stimmung an den Aktienmärkten gesorgt. Zudem will auch die US-Notenbank bei der Anhebung der Leitzinsen einen Gang zurückschalten. So hatte der neue Chef der US-Notenbankchefs Jerome Powell deutlich gemacht, dass die FED bei ihren Zinsentscheidungen stärker auf die Finanzmärkte achten und angesichts der vergleichsweise geringen Inflation "geduldig sein" werde. Darüber hinaus kamen vom US-Arbeitsmarkt zuletzt starke Zahlen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Von Seiten der fundamentalen Datenlage wurden die Ölpreise zuletzt ebenfalls gestützt. So wächst derzeit die Zuversicht, dass der OPEC+ Verbund seine beschlossene Förderkürzung recht zügig in die Tat umsetzten wird. Zumindest geht OPEC-Leader Saudi-Arabien voran und hat seine Ölförderung seit November um kräftig 0,9 Mio. Barrel auf aktuell 10,2 Mio. Barrel pro Tag zurückgefahren. Im Januar wird zudem mit einem weiteren Rückgang der OPEC-Ölförderung gerechnet. Auch dies trug zur Trendwende am Ölmarkt bei und ließ die Ölpreise weiter steigen.

Auch der Blick auf den US-Ölmarkt brachte in dieser Woche hingegen klar preisrückende Impulse, denn die offiziellen US-Öllagerdaten des Department of Energy (DOE) zeigten entgegen der allgemeinen Erwartung einen kräftigen Lageraufbau in Höhe von 17 Mio. Barrel. Und dies obwohl die US-Öllagerbestände bereits in der Vorwoche deutlich zugelegt hatten. Genau wie in der Vorwoche wurden die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) massiv aufgebaut, bei gleichbleibenden Rohöllagerbeständen.

Mit 828 Mio. Barrel befinden sich die gesamten US-Öllager nun sogar auf dem höchsten Stand seit September 2017, was aktuell auf ein Überangebot auf dem Weltölmarkt hindeutet. Seit dem Langzeittief vom vergangenen Juli  sind die US-Öllager innerhalb von einem halben Jahr um fast 70 Mio. Barrel bzw. rund neun Prozent angestiegen. Diese Daten haben das Potential den jüngsten Höhenflug der Ölpreise zu stoppen, was sich zum im Handelsverlauf von Freitag auch schon andeutet.

Am Devisenmarkt hat der €uro in den vergangenen Tagen deutlich an Wert gegen die Ölwährung Dollar gewonnen. Dies macht den Kauf von Rohöl im Euroraum zurzeit günstiger, was die Nachfrage steigen lässt und somit in der Regel auch zu steigenden Ölpreisen führt. Mit rund 1,153 Dollar/€uro stand der €uro am Freitagmorgen auf einem der höchsten Stände der vergangenen Monate.

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