Rohölpreise sinken auf Drei-Wochen-Tief | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.10.2018

um 09:03 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben in der zweiten Wochenhälfte deutlich ins Minus gedreht und sind in der Folge auf den tiefsten Stand seit drei Wochen gefallen. Die Nordsee-Ölsorte BRENT fiel zwischen Dienstag- und Freitagmorgen um 3,2 $/b und wurde zuletzt bei 81,2 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI gab in diesem Zeitraum um 3,0 $/b nach und notierte am Freitagmorgen bei 71,6 Dollar/Barrel. OPEC-Rohöl fiel in dieser Woche sogar wieder unter die 80-Dollar-Marke zurück.

Der aktuelle Rückgang der Ölpreise kommt bei der derzeitigen Marktlage, zumindest in seiner Höhe etwas überraschend. Dies liegt daran, dass die Preisrückgänge weniger auf das Geschehen am Ölmarkt sondern mehr auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten zurückzuführen sind. Die massiven Kursverluste an den US-Aktienmärkten wirkten sich deutlich auf die Ölpreise aus und durch die zuletzt nach unten korrigierte Prognose des Internationale Währungsfonds (IWF) zum globalen Wirtschaftswachstum, fanden die Nachfragerisiken am Ölmarkt wieder mehr Beachtung.

Vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China sorgt erneut für eine schlechtere Stimmung an den Finanzmärkten, aber auch anziehende Leitzinsen in den USA, der Abzug von Kapital aus Schwellen- und Entwicklungsländern, ein hoher Schuldenstand und politische Unsicherheiten, schwächen die Weltwirtschaft und sorgen für fallende Aktienkurse und sinkende Ölpreise. Am Freitagmorgen war zudem noch bekannt geworden, dass Chinas Handelsüberschuss mit den USA im September auf ein neues Rekordhoch von 34 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, was die Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wohl weiter verstärken dürfte.

Unterstützend zu diesen belastenden Meldungen kamen für die Ölpreise in dieser Woche auch noch preisdrückenden Nachrichten vom US-Ölmarkt hinzu. Laut dem US-Energieministerium sind die amerikanischen Öllagerbestände in der vergangenen Woche um weitere 4,4 Mio. Barrel gestiegen und befinden sich mit knapp 780 Mio. Barrel aktuell auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni dieses Jahres. Die Rohöllager waren sogar um überraschend deutliche sechs Millionen Fass gestiegen, dafür gingen die gesamten Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 1,6 Mio. Barrel zurück.

Neben den Öllagerdaten wird in den USA nun auch Hurrikan Michael als preisbelastender Faktor gesehen, denn dieser hatte die US-Ölindustrie im Golf von Mexiko und an der Küste verschont, könnte nun in den zerstörten Gebieten der USA jedoch zu einem starken Rückgang der Benzin-Nachfrage führen. Auch dies belastete die Ölpreise leicht.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Abgesehen vom Einbruch der Aktienmärkte wird der Ölmarkt jedoch vom Thema der US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor beherrscht. Weiterhin drohen Angebotsengpässe auf dem Weltölmarkt, wenn die Sanktionen gegen das drittgrößte OPEC-Ölförderland ab November in Kraft treten. Zwischen April und Anfang Oktober sind die Ölexporte des Iran zwar schon von 2,5 auf 1,1 Mio. Barrel pro Tag gesunken, dennoch können weitere Rückgänge nicht ausgeschlossen werden. Zudem könnten sich, bei der aktuell knappen Angebotslage, Probleme in anderen, kriselnden Förderländern in Zukunft stärker preistreibend am Ölmarkt auswirken.

Neben dem US-Präsidenten hatte daher auch die Internationale Energieagentur (IEA) das Ölkartell OPEC in dieser Woche aufgefordert die Ölförderung anzuheben. So warnte die IEA vor Angebotsengpässen am Ölmarkt, die einen Schaden für die Weltwirtschaft mit sich bringen würden. In der Folge hatte der saudische Kronprinz jedoch bekräftigt, dass Saudi-Arabien in der Lage sei die Ölförderung im Notfall um 1,3 Mio. Barrel pro Tag zu erhöhen, um Ölexportausfälle des Iran zu kompensieren und somit weiteren Preisanstiegen entgegenzuwirken.

Damit hatte das führende OPEC-Land zunächst zwar Ruhe in den globalen Ölhandel gebracht, dennoch bleiben viele Händler skeptisch, ob die OPEC und Russland zurzeit überhaupt in der Lage sind den iranischen Ölexport-Rückgang kurzfristig kompensieren zu können. Bereits jetzt gelingt es dem Ölkartell nicht die zuletzt beschlossene Fördererhöhung vollständig umzusetzen und viele OPEC-Länder und auch Russland fördern zurzeit bereits auf einem Rekordhoch oder haben wirtschaftliche bzw. politische Probleme, die eine stabile Ölproduktion erschweren. Moskau will zudem aus innenpolitischen Interessen nicht unbedingt als Unterstützer der USA herhalten.

Darüber hinaus hat Saudi-Arabien keine Fördererhöhung zugesagt, sondern lediglich klargestellt, dass man die Ölexporte erhöhen könnte falls dies nötig werden sollte. Und genau diese Notwendigkeit scheint Saudi-Arabien zurzeit nicht zu sehen, zumindest hatte die OPEC Anfang Oktober zusammen mit Russland verkündet, dass man die Ölförderung nicht anheben werde, weil der Ölmarkt zurzeit in einem gesunden Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage sei.

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