Rohöl BRENT kurz vor 80-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.05.2018

um 09:09 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise halten an ihrem seit nunmehr drei Monaten laufenden Höhenflug weiter fest. Dabei ist die europäische Leitsorte BRENT auf den heutigen Donnerstag erneut doppelt so stark gestiegen wie die US- Ölsorte WTI. Mit einem Plus von 1,2 $/b kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf 79,4 Dollar/Barrel und stand somit am Donnerstagmorgen kurz vor der 80-Dollar-Marke, welche zuletzt im November 2014 überwunden wurde. Das amerikanische Leichtöl WTI legte um 0,6 $/b und wurde am Morgen bei 71,7 Dollar/Barrel gehandelt.

In den kommenden Tagen wird es spannend an den Rohstoffbörsen, denn es wird sich zeigen ob die psychologisch wichtige 80-Dollar-Marke nachhaltig überwunden wird. Sollte die Marke ohne großen Widerstand fallen, so ergeben sich vor allem auch für Spekulanten neue Spielräume um auf weitere Preisanstiege zu wetten. Bisher halten sich Händler jedoch noch etwas zurück, denn je nachdem wie sich die Nachrichtenlage entwickelt, muss es nicht zwangsläufig zu einem Preisanstiege von über 80-Dollar/Barrel kommen.

Saudi-Arabien bzw. die Allianz rund um führende OPEC-Länder und Russland könnte die zurzeit künstlich knapp gehaltene Ölförderung erhöhen um einen möglichen Rückgang von iranischen Ölexporten zu kompensieren. Außerdem arbeitet man in der EU, China und Russland an Wegen um das Atomabkommen mit dem Iran in Gang halten zu können, was die Abnahme der iranischen Ölexporte ebenfalls beinhalten wird.

Auf der anderen Seite sorgen jedoch nicht nur die Iran-Sanktionen sondern auch die jüngsten Gewaltausbrüchen im Nahen Osten für eine angespannte Lage am Ölmarkt. Neben den scheinbar unlösbaren Dauerkonflikten in Syrien und Jemen hatte zuletzt die Eröffnung der neuen US-Botschaft in Jerusalem zu Kämpfen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten geführt. Auch die zuletzt wieder unsicherer gewordene Lage im Korea-Konflikt sorgt für eine gewisse Anspannung.

 



Gestern hat die US-Regierung ihre allwöchentlichen Zahlen zum amerikanischen Ölmarkt veröffentlicht und diese brachten tendenziell preisstützende Impulse. Zwar konnte die US-Ölförderung um weitere 0,2 Prozent zulegen und somit auf ein neues Rekordhoch von 10,72 Mio. Barrel pro Tag steigen, dafür war bei den US-Öllagerbeständen erneut ein Rückgang zu verzeichnen. Die Rohöllager wurden um 1,4 Mio. Barrel abgebaut und die Lager der Ölprodukte gingen um insgesamt 3,9 Mio. Fass zurück. In Summe sind die US-Öllager somit auf rund 779 Mio. Barrel gesunken, was gleichbedeutend mit dem tiefsten Stand seit Januar 2015 ist.

Grundsätzlich geht das Ölkartell OPEC in seinem jüngsten Monatsreport, aber auch die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass sich die globalen Öllagerbestände normalisiert haben und wieder auf einem Fünf-Jahresdurchschnitt liegen. Vor rund eineinhalb Jahren hatten die Öllager der OECD-Staaten noch rund 340 Mio. Fass über dem Fünf-Jahresmittel gelegen. Das Ölkartell gab zudem bekannt, dass die selbstauferlegte Förderobergrenze eingehalten oder sogar übererfüllt wird. Saudi-Arabien verzeichnete demnach im April die geringste Förderung seit Beginn der Kürzungen Anfang 2017.

Im Gegensatz zur OPEC sieht die IEA in ihrem Monatsbericht jedoch eine weniger stark wachsende Ölnachfrage als zuvor erwartet wurde, aufgrund des höheren Preisniveaus. Zudem geht die IEA davon aus, dass mögliche Angebotsausfälle des Iran durch andere große Förderländer kompensiert werden könnten. Dennoch erwartet auch die IEA eine weitere Verengung des Ölangebotes, bezieht dies jedoch auf die Förderausfälle im krisengeschüttelten Venezuela.

Auch wenn zurzeit noch nicht sicher ist, dass die Ölpreise die 80 Dollar-Marke überschreiten werden, sollten sich Heizölkunden und Autofahrer jedoch von dem Gedanken einer Abwärtskorrektur der Ölpreise verabschieden. Nur eine deutlich veränderte Marktlage könnte die Ölpreise zurzeit fallen lassen. Hierzu würde eine Lockerung der Förderkürzung der OPEC-Allianz zählen oder ein massiv wachsender US-Ölmarkt.

Am Devisenmarkt ist der €uro gegen die Ölwährung Dollar, nach einer kurzen Erholungsphase, wieder in den Sinkflug übergegangen. So fiel der €uro mit 1,183 Dollar zuletzt auf eine neues Jahrestief. Neben den erwarteten Zinserhöhungen in den USA setzt vor allem die Regierungsbildung in Italien den €uro unter Druck, denn in Italien schließen sich zurzeit zwei €uro-ktitische Parteien zu einer neuen Regierung zusammen.

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