Rohöl BRENT kurz vor 70-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 22.03.2018

um 08:40 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Preise für Rohöl haben am gestrigen Handelstag an ihre Vortagesgewinne angeknüpft und sind erneut deutlich gestiegen. Damit hält der Höhenflug der letzten Tage weiter an und die Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI bewegen sich auf ihre Langzeithöchststände zu. So kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Donnerstag um weitere 1,8 $/b und wurde am Morgen bei 69,3 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI legte ebenfalls um deutliche 1,5 $/b zu und notierte am Donnerstagmorgen bei 65,1 Dollar/Barrel.

Nachdem die Ölpreise in der ersten Wochenhälfte durch geopolitische Faktoren gestützt wurden, kamen gestern noch handfeste Daten vom US-Ölmarkt hinzu, die ebenfalls preisstützende Impulse brachten. So waren die Öllagerbestände in den USA in der vergangenen Woche überraschend deutlich gesunken, obwohl Analysten zuvor von einem Anstieg ausgegangen waren.

In Summe gingen die gesamten US-Öllager um 6,4 Mio. Barrel auf gut 802 Mio. Fass zurück. Dabei war nicht nur bei den Rohöllagern ein Abbau in Höhe von 2,6 Mio. Barrel zu verzeichnen, auch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) gingen um 3,8 Mio. Barrel zurück. Obwohl die Ölförderung in den USA erneut leicht gestiegen ist und somit ein neues Rekordhoch erreicht hat, könnte der zweite Rückgang der US-Öllager in Folge ein Anzeichen für ein zu geringes Ölangebot sein. Dies sorgte für weiteren Auftrieb bei den Ölpreisen.

 

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Zuvor hatten bereits geopolitische Aspekte die Preise auf dem Weltölmarkt gestützt. Hierbei stand der Iran im Fokus, denn die EU will derzeit neue Strafmaßnahmen gegen den Iran prüfen, um zu erreichen, dass der Iran sein militärisches Engagement in Krisengeboten des Nahen Ostens zurückfährt. Die USA haben sich bereits seit einiger Zeit klar gegen den Iran positioniert, doch auf europäischer Ebene wurde zuletzt immer wieder bekräftigt, dass man an dem Atomdeal mit dem Iran festhalten will. Zu diesem Deal gehört auch das Ende des westlichen Ölembargos gegen den Iran, so dass es zurzeit wenig wahrscheinlich ist, dass sich die Situation auf den Weltölmarkt auswirken wird.

Dennoch ist es Saudi-Arabien, dem regionalen Erzrivalen des Iran, ein Dorn im Auge, dass der Iran seine Einnahmen durch Ölexporte in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet hat während Saudi-Arabien seine Ölförderung deutlich zurückgefahren hat, um die Preise auf dem Weltölmarkt zu stützen. Daher wurde zuletzt auch von Seite der Saudis der Ton gegen den Iran schärfer. Wie nachhaltig die Auswirkung des Dauerthemas „Konflikte im Nahen Osten“ auf die Ölpreise sein werden ist jedoch fraglich. Klar ist, dass die geopolitischen Einflüsse auf den Ölpreis insgesamt stark abgenommen haben und häufig nur herhalten müssen, um die Ölpreise bei dünner Nachrichtenlage zu stützen.

Am Devisenmarkt hat der US-Dollar gestern an Wert gegen €uro eingebüßt, nachdem die Ölwährung zuvor stärker geworden war. Als Grund führten Händler an, dass die US-Notenbank FED keine schnellere geldpolitische Gangart einschlägt, was aufgrund der starken Konjunkturdaten im Vorfeld befürchtet wurden war. Der neue FED-Chef Jerome Powell hält jedoch die Linie seiner Vorgängerin bei und wird im Jahr 2018 wohl nur zwei weitere Zinsschritten vornehmen. Aktuell hat Powell den US-Leitzins um den erwarteten Viertelpunkt auf eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben. Allerdings hat er auch die Inflationserwartung angehoben und somit höhere Zinsprognosen für die kommenden Jahre in Aussicht gestellt, was die Stimmung an den Aktienmärkten weiter gedrückt hat.

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