Rohöl BRENT deutlich im Minus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.06.2018

um 09:16 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am Tag vor dem richtungsweisenden OPEC-Meeting haben sich die Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI uneinheitlich entwickelt. Während die Nordsee-Ölsorte BRENT um spürbare 1,2 $/b nachgab, bewegte sich die US-Ölsorte WTI nur um minimale 0,1 $/b nach unten. BRENT wurde somit am Donnerstagmorgen bei 74,3 Dollar/Barrel gehandelt und WTI notierte bei 65,4 Dollar/Barrel. Der Korbpreis für OPEC-Rohöl stand kurz vor dem Treffen in Wien bei knapp 72 Dollar/Barrel.

Gestern richteten sich die Blicke der Händler auf die neuen Zahlen vom US-Ölmarkt, doch aus den USA kamen keine neuen Impulse. Die US-Ölförderung liegt mit rund 10,9 Mio. Barrel/Tag weiterhin auf einem Rekordhoch und nimmt auch wie erwartet weiter zu. Bei den US-Öllagern kam es zu einer Verschiebung von den Rohöllagern zu den Ölproduktelagern (Heizöl, Diesel und Benzin). Dabei wurden die Rohölbestände um 5,9 Mio. Barrel abgebaut und die Lager der Ölprodukte erfuhren einen Aufbau von 5,9 Mio. Barrel. In Summe veränderten sich die US-Öllagerbestände nicht und liegen somit weiterhin bei knapp 784 Mio. Barrel.

Auch gestern blieb das morgige OPEC-Meeting das zentrale Thema am Ölmarkt. Es scheint als würde der Widerstand gegen die erwartete Ausweitung der OPEC-Ölförderung weichen. Nachdem der Iran, der Irak und Venezuela zuvor ein Veto gegen eine Fördererhöhung angekündigt hatten, gab der iranische Energieminister gestern bekannt, dass man eine Einigung erzielen werde. Überraschend ist dies nicht, denn mit Saudi-Arabien setzt sich das dominierende Kartellmitglied für eine Fördererhöhung ein.

Zudem spricht sich auch das mächtige Nicht-OPEC-Mitglied Russland, welches jedoch an der derzeitigen Förderkürzung beteiligt ist, für ein Ende der künstlichen Angebotsverknappung aus und ist streng genommen sowieso nicht an die Beschlüsse der OPEC gebunden. Dementsprechend teilte das russische Energieministerium mit, dass Russland seine Ölproduktion in kurzer Zeit um 0,3 Mio. Barrel anheben kann und dies wohl auch machen wird.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen


Spätestens nach dem OPEC-Meeting wird die Lage am Ölmarkt neu bewertet werden müssen und es wird spannend werden zu sehen, wie stark sich die neue Situation am Ölmarkt preislich auswirken wird. Einem dann wohl weiter steigenden Angebot auf dem Weltölmarkt steht dennoch weiterhin eine hohe Nachfrage entgegen. Zudem werden auch Förderrückgänge in Venezuela, dem Iran und anderen Ländern erwartet.

Nach den kräftigen Preisanstiegen der vergangenen Monate überwiegen am Ölmarkt zurzeit jedoch tendenziell preisbelastende Impulse. Neben der steigenden Ölförderung in den USA sieht es zurzeit auch nach einer Ausweitung der Ölförderung in Russland und in wichtigen OPEC-Ländern aus. Zudem belastet die Zuspitzung im Handelskonflikt zwischen den USA und China die Ölpreise und auch der starke Dollar bringt preisdrückende Impulse.

Die befürchtete Spirale von Strafzöllen und Gegenzöllen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt belastet die Ölpreise mehrfach. Zum einen könnte der Handelsstreit zu einer Abkühlung der globalen Konjunktur führen, was sich auf die Ölnachfrage auswirken würde. Darüber hinaus sorgt eine schlechtere Stimmung an den Börsen dafür, dass sich Händler aus riskanteren Anlagen wie den Ölnotierungen zurückziehen.

Auch vom Devisenmarkt kamen zuletzt preisdrückende Impulse für die Ölpreise, weil der zurzeit starke Dollar dazu führt, dass das weltweit in Dollar gehandelte Rohöl in anderen Währungsräumen teurer wird. Dies drückt im Handel auf die Nachfrage und lässt die Ölpreise in der Regel fallen. Mit 1,155 Dollar/€uro stand der €uro am Donnerstagmorgen kurz vor einem neuen Elf-Monats-Tief.

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