OPEC-Allianz verlängert Förderkürzung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.12.2017

um 08:22 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Das Ölkartell OPEC hat auf seinem gestrigen Meeting eine Verlängerung, der seit einem Jahr bestehenden Förderkürzung, bis Ende 2018 beschossen. Auch die an der künstlichen Angebotsverknappung beteiligten Nicht-OPEC-Mitglieder, wie Russland, haben sich der Entscheidung angeschlossen.

Für einen deutlichen Anstieg der Ölpreis sorgte diese Nachricht jedoch nicht, denn an den Finanzmärkten wurde dieser Beschluss erwartet und dementsprechend bereits im Vorfeld eingepreist. Daher legte die US-Ölsorte WTI auf den heutigen Freitag nur um minimale 0,1 $/b zu wurde am Morgen bei 57,6 Dollar/Barrel gehandelt. Etwas überraschend gab die europäische Rohöl-Leitsorte BRENT sogar um 0,4 $/b nach und stand am Freitagmorgen bei 62,9 Dollar/Barrel.

Auch wenn die Ölpreise direkt nach diesem Beschluss nun keinen Sprung nach oben vollzogen haben, so stützt die Entscheidung der insgesamt 24 wichtigen Ölstaaten, ihr selbst auferlegtes Förderlimit beizubehalten, die Ölpreise jedoch auf lange Sicht gesehen. Vor einem Jahr waren sich Marktbeobachter nicht sicher, ob das zerstrittene Ölkartell zusammen mit weiteren wichtigen Ölförderländern überhaupt in der Lage sei, die angestrebte Förderreduzierung umzusetzen. Doch im Jahr 2017 hatte sich dann recht schnell gezeigt, dass es der OPEC-Allianz gelingen würde die Ölproduktion um insgesamt 1,8 Millionen Barrel am Tag zu reduzieren.

Daher kann man auch im kommenden Jahr davon ausgehen, dass sich das Bündnis an den Beschluss halten und somit das aktuell noch bestehende Überangebot auf dem Weltölmarkt abbauen wird. Denn die globale Ölnachfrage wird im kommenden Jahr, aufgrund von guten Konjunkturaussichten in den Industrienationen und den Schwellenländern, weiterer steigen. Aus Sicht der OPEC könnten Angebot und Nachfrage auf dem Weltölmarkt im kommenden Jahr ins Gleichgewicht gebracht werden. Allerdings spielen hierbei die USA, die nicht an der Förderkürzung beteiligt sind, noch eine entscheidende Rolle.

Ölpreis an der Börse



Aufgrund der boomenden Schieferölförderung, hat der US-Ölmarkt in den letzten Jahren eine stärker preisregulierende Rolle am Weltölmarkt eingenommen. Zunächst hatte die OPEC versucht, die unliebsame Förderindustrie durch einen Preiskampf vom Ölmarkt zu verdrängen, was einen fast bodenlosen Verfall der Ölpreise auslöste. Doch die Fracking-Unternehmen in den USA erweisen sich als robust und hielten dem Preiskampf stand.

Seitdem nehmen die USA auch auf der Angebotsseite des Ölmarktes eine preisbestimmende Rolle ein und das große Potential der Schieferölförderung wird das Land schon in naher Zukunft zum größten Ölförderland der Welt machen. Besonders seit nun klar ist, dass die OPEC und Russland das Angebot klein halten und die Ölpreise weiter stützen werden, muss in den USA kein erneuter Preisverfall befürchtet werden.

Die durch den gestrigen OPEC-Beschluss entstandene, langfristige Planungssicherheit für den Ausbau der US-Ölförderung war auch ein Grund warum sich Russland zunächst nicht auf eine Verlängerung bis Ende 2018 festlegen wollte. Doch insgesamt war die Beibehaltung der bestehenden Förderobergrenzen für die OPEC und Russland fast alternativlos, denn hätte man nicht daran festgehalten, wären die Ölpreise wieder deutlich gefallen und die Anstrengungen des vergangenen Jahres wären für das Ölkartell und Russland umsonst gewesen. In den USA kann man hingegen sehr gut mit niedrigen Ölpreisen leben, weil der Staatshaushalt nicht vom Ölverkauf abhängig ist.

Insgesamt könnte das aktuelle Preisniveau zwischen 60 bis 65 Dollar/Barrel eines sein, dass ein neues Gleichgewicht am Weltölmarkt darstellen könnte. Zumindest scheint dieses Preislevel, nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure gerecht zu werden.

So hat die OPEC ihr vorrangiges Ziel erreicht den Ölpreis mit über 60 Dollar/Barrel auf ein Level zu heben, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können. Gleichzeitig kann die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt.

Daher bleibt die wahrscheinlichste Entwicklung in den kommenden Monaten, dass die Ölpreise, durch die Beibehaltung der Förderkürzung der OPEC-Allianz, nach unten begrenzt werden und gleichzeitig durch die US-Ölförderung nach oben gedeckelt werden, weil die dortige Schieferölindustrie bei zu hohen Ölpreisen mit einem Ausbau der Ölförderung reagieren würde.

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