Korrektur der Ölpreise steht weiterhin aus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.01.2018

um 09:41 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in der vergangenen Woche insgesamt ein Minus verzeichneten, legten sie zum Beginn der neuen Handelswoche erstmal wieder zu. So kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT gestern um gut 0,6 $/b und wurde somit am heutigen Dienstagmorgen bei 69,4 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI legte um knapp 0,5 $/b zu und notierte am Morgen bei 64 Dollar/Barrel.

Wie auch schon in den vergangen Jahren, befindet sich der globale Ölmarkt weiterhin im Spannungsverhältnis zwischen der Förderkürzung der 24 wichtigen Ölförderländern rund um die OPEC und Russland und der steigenden Ölförderung in den USA. Dabei kippte die Waage im zurückliegenden halben Jahr in Richtung OPEC, denn das Ölkartell konnte nach langer Zeit das Ziel erreichen, die Rohölpreise wieder auf ein für alle Kartellmitglieder auskömmliches Preislevel von 60 Dollar/Barrel anzuheben.

Zuvor hatte die erstaunlich preisrobuste Schieferölförderung in den USA einen solchen Anstieg über viele Monate hinweg verhindert. Doch im zurückliegenden halben Jahr hat sich der Preis für Rohöl um fast 50 Prozent erhöht und der OPEC-Basketpreis liegt mit über 66 Dollar/Barrel aktuell sogar rund zehn Prozent über dem von der OPEC angestrebten Preislevel. Nachdem sich die Ölpreise nun auf einem deutlich höheren Preislevel befinden, warten viele Marktbeobachter auf eine Reaktion der US-Schieferölindustrie, denn hier wird ein deutlicher Anstieg der Förderung erwartet, welcher die Ölpreise wieder unter Druck setzen soll.

Das zuletzt auf dem US-Ölmarkt feststellbare, zaghafte Wachstum ist in der vergangenen Woche jedoch schon wieder ins Stocken geraten. So ging die Anzahl der Ölbohrlöcher in den USA wieder leicht zurück und auch die US-Öllagerbestände gaben wieder nach. Insgesamt verzeichnen somit beide Faktoren eine Seitwärtsbewegung, welche bei den Ölbohrlöchern bereits seit rund sechs Monaten anhält und bei den Öllagerbeständen nun auch schon seit etwa drei Monaten. Zwar werden die vorhanden Ölbohrlöcher stärker ausgebeutet, was dazu führt, dass die Ölförderung in den USA auf neue Rekordhöchststände steigt, doch insgesamt zeichnet der US-Ölmarkt eher ein konstantes Bild anstatt klare Wachstumsimpulse abzugeben.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Von Seiten der OPEC-Allianz gab es zum Wochenstart ein klares Bekenntnis zur Förderkürzung. Am Wochenende hatte das Komitee, welches in regelmäßigen Abständen die Fortschritte der Förderkürzung überwachen soll, getagt und bekannt gegeben, dass die Erfüllungsquote der Förderkürzung im Dezember bei 129 Prozent gelegen habe. Somit hält die OPEC-Allianz aktuell sogar deutlich mehr Rohöl vom Weltmarkt fern als zuvor vereinbart wurde. Begünstigt wird diese Übererfüllung jedoch durch den außerplanmäßigen Förderrückgang in Venezuela. Die innenpolitischen Probleme des ölreichste Staates der Welt wirken sich auch auf die dortige Ölförderung aus und verschärfen die wirtschaftliche Krise.

Trotz der Übererfüllung der Förderkürzung und der zuletzt deutlich gestiegen Ölpreise sprachen sich Vertreter Saudi-Arabiens und Russlands dafür aus, die Förderkürzung mindestens bis Ende 2018 beizubehalten. Jede andere Aussage wäre jedoch auch eine große Überraschung gewesen, denn den Mitgliedern der OPEC-Allianz ist bewusst, dass das Angebot auf dem Weltölmarkt rapide steigen und die Ölpreise wieder massiv fallen würden, sobald die Vereinbarung zu den aktuellen Förderobergrenzen endet.

Zwar liegt der OPEC-Ölpreis mit aktuell knapp 67 $/b deutlich über dem angestrebten Preislevel von 60 Dollar/Barrel, dennoch ist es dem Ölkartell erst seit einem Monat gelungen die gesetzten Ziele zu erreichen und wie nachhaltig dieser Erfolg sein wird, muss sich erst noch zeigen. Schließlich wird allgemein ein kräftiger Anstieg der US-Ölförderung erwartet, der die Ölpreise wieder fallen lassen sollte. Ein überstürzter Aktionismus der OPEC, auf die erst vor kurzem beschlossene Verlängerung der Förderkürzung bis Ende 2018, war daher nicht zu erwarten.

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