Iran-Sanktionen beeinflussen Ölpreise kaum | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.11.2018

um 08:22 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise zum Ende der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit Mitte August bzw. einem halben Jahr gefallen waren, haben sich die Ölnotierungen zum Auftakt der neuen Handelswoche wenig bewegt. Trotz der in Kraft getretenen US-Sanktionen gegen den Ölsektor des Iran, legten die Ölpreise am Montag nur minimal zu, wohl auch weil die USA nun wichtige Ausnahmen vom Ölembargo zulassen. Insgesamt hält die überraschende Talfahrt der Ölpreise somit weiter an.

Noch vor einem Monat hatte die Nordsee-Ölsorte BRENT die 90-Dollar-Marke angepeilt und heute bewegt sich die europäische Ölleitsorte auf die 70-Dollar-Marke zu. Zwar kletterte BRENT auf Dienstag um 0,1 $/b, dennoch notiert die Ölsorte mit 72,8 Dollar/Barrel auf einem der tiefsten Stände seit über zwei Monaten. Die US-Ölsorte WTI blieb heute unverändert und wurde am Dienstagmorgen mit 62,9 Dollar/Barrel weiterhin auf einem Halbjahrestief gehandelt.

Belastet werden die Ölpreise weiterhin durch die eingetrübte Stimmung an den Finanzmärkten und den Rückzug von Börsenhändlern aus risikoreichen Anlagen, zu denen auch die Ölpreise zählen. Allerdings kamen zuletzt auch einige Ölmarkt-spezifische Neuigkeiten hinzu, die sich ebenfalls preisdrückend ausgewirkt haben. Vor allem die Ausnahmeregelungen der USA für acht wichtige Importeure von iranischem Öl haben die Sorgen vor Angebotsengpässen am Weltölmarkt zuletzt weiter schwinden lassen.

So gab US-Außenminister Pompeo bekannt, dass China, Indien, Südkorea, Japan, Taiwan, die Türkei und auch Italien und Griechenland weiterhin Öl aus dem Iran importieren dürfen, ohne vorerst US-Sanktionen befürchten zu müssen. Gleichzeitig wies Pompeo jedoch auch darauf hin, dass dies nur eine Übergangslösung sein wird, denn das Ziel der USA bleibe weiterhin alle Nationen dazu zu bringen, die Ölimporte aus dem Iran auf Null zurückzufahren. Vorerst sorgen die Ausnahmeregelungen jedoch dafür, dass die Ölpreise unter Druck bleiben, was auch dem aktuellen Interesse von US-Präsident Trump entspricht.

 

 

 

Auch wenn man mit vielen Aussagen und Vorgehensweisen des amerikanischen Präsidenten nicht einverstanden sein kann, kommt man jedoch nicht umher eine gewisse Effizienz im Regierungsstil des US-Präsidenten festzustellen. Trump wollte sinkende Ölpreise vor den Kongresswahlen und hat dies auch bekommen. Neben den Ausnahmeregelungen vom iranischen Ölembargo, ist wohl auch der Anstieg der OPEC-Ölförderung wesentlich auf eine Intervention der USA zurückzuführen. Zumindest liegt es nah, dass Trump seine Nähe zu Saudi-Arabien ausgenutzt hat um eine Erhöhung der Ölförderung zu erreichen. Im Gegenzug halten die USA an ihrer harten Linie gegen den saudischen Erzrivalen Iran fest und auch im Fall Khashoggi hält sich die US-Kritik in Grenzen.

Im Gegenzug hat Saudi-Arabien zuletzt mehrfach zugesichert, dass man Angebotsausfälle ausgleichen werde, die sich aus dem Ölembargo gegen den Iran ergeben. Mit aktuell 10,5 Barrel Rohöl pro Tag fördert Saudi-Arabien zwar auf einem hohen Niveau, könnte seine Ölförderung nach eigenen Aussagen jedoch auf rund 12 Mio. Barrel pro Tag erhöhen. Auch der russische Energieminister hatte zuletzt Fördererhöhungen ins Spiel gebracht, obwohl die russische Ölproduktion im September bereits leicht erhöht wurde und sich mit aktuell knapp 11,4 Millionen Barrel pro Tag auf einem post-sowjetischen Rekordhoch befindet.

Die einzige Nachricht, die die Ölpreise zurzeit stützt, ist der mögliche Versuch der USA den Handelskonflikt mit China zu beenden. Ein Ende des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt könnte sich positiv auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken und somit auch zu einer steigenden Ölnachfrage führen. Noch halten sich Händler allerdings auffällig zurück und scheinen dem Einigungswillen der beiden Kontrahenten nicht wirklich zu trauen. Laut Medienberichten wollen Trump und Chinas Präsident Xi Jinping jedoch auf dem Ende November stattfindenden G20-Gipfel ein Handelsabkommen schließen.

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