Drehen Ölpreise nach US-Kongresswahlen nach oben? | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.11.2018

um 08:23 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind in der ersten Wochenhälfte zunächst weiter gefallen, haben dann auf Donnerstag jedoch leicht nach oben gedreht. Insgesamt legte die Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,6 $/b zu und notierte somit am Donnerstagmorgen bei 72,3 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI bewegte sich hingegen kaum und wurde am Morgen nahezu unverändert mit 61,8 Dollar/Barrel auf einem Halbjahrestief gehandelt.

Zum Wochenstart waren die Ölpreise, trotz der in Kraft getretenen US-Sanktionen gegen den Ölsektor des Iran, weiter gesunken. Einerseits war das Ölembargo gegen das drittgrößte Ölförderland der OPEC bereits eingepreist und darüber hinaus sorgten die von den USA genehmigten Ausnahmeregelungen für acht wichtige Importeure von iranischem Öl dafür, dass sich die Sorgen vor Angebotsengpässen am Weltölmarkt verflüchtigten. Zudem hatte Saudi-Arabien zuletzt mehrfach zugesichert, dass man weitere Angebotsausfälle ausgleichen werde, die sich aus dem Ölembargo gegen den Iran ergeben.

Obwohl die Ölpreise nun seit über einem Monat auf Talfahrt sind und einige Analysten sogar wieder von einem überversorgten Weltölmarkt sprechen, sind die Aussichten für die weitere Entwicklung der Ölpreise keineswegs eindeutig bärisch. Im Gegenteil sprechen sogar einige Faktoren für einen bevorstehenden Anstieg der Ölpreise. Neben der Tatsache, dass der jüngste Rückgang der Ölpreise fast aus dem Nichts gekommen und übertrieben stark ausgefallen ist, könnten die Ölpreise bald wieder gestützt werden durch neue Entwicklungen in den Themenbereichen der OPEC-Förderpolitik, den temporären Ausnahmen für Ölimporte aus dem Iran, dem bestehenden Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie einer verbesserten Stimmungslage an den Finanzmärkten.

Zum Top-Thema am Ölmarkt hat sich das am Sonntag in Abu Dhabi stattfindende Meeting des Erdölkomitee JMMC entwickelt. Nachdem bekannt geworden war, dass sich einige Mitglieder des Komitees, welches über die Förderpolitik der OPEC und weiterer wichtiger Ölförderländer wie Russland entscheidet, dafür ausgesprochen haben, die Ölförderung im kommenden Jahr zu drosseln, legten die Ölpreise zu. Sollten sich die beteiligten Ölförderländer für diesen Schritt entscheiden, wäre dies die zweite Kehrtwende ihrer Förderpolitik innerhalb kürzester Zeit. Auf der anderen Seite wäre eine Rückkehr zur alten Vorgehensweise nicht unwahrscheinlich, nachdem die Kongresswahlen in den USA beendet sind.

Viele der Impulse, die den Ölpreis zuletzt unter Druck gesetzt hatten, kamen aus den USA. Und da US-Präsident Trump keinen Hehl daraus gemacht hat, dass er vor den Kongresswahlen gerne sinkende Ölpreise sehen wollte, liegt ein Zusammenhang nahe. Zumindest erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass Trump seine Nähe zu Saudi-Arabien ausgenutzt hat um die jüngste und überraschend einsetzende Erhöhung der OPEC-Ölförderung zu erreichen. Zumal Saudi-Arabien und Russland auf einer gemeinsamen Pressekonferenz Anfang Oktober noch keinen Grund für eine Fördererhöhung gesehen hatten.

 

 

 

Nach der damaligen Ansicht der beiden größten Ölförderländer der Welt, hatte sich der Ölmarkt in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage befunden und dennoch kam es nach der Intervention aus Washington zu einer Anhebung der Ölförderung, welche die Ölpreise auf Talfahrt geschickt hatte. Ob dahinter ein Deal zwischen Saudi-Arabien und Trump steckt bleibt Spekulation. Sollte die OPEC nach den US-Kongresswahlen, jedoch zu ihrer vorherigen Einschätzung zurückkehren und die Ölförderung wieder reduzieren, wäre das vor dem genannten Hintergrund keine große Überraschung.

Auch die von den USA gewährten Ausnahmegenehmigungen für den Import von iranischem Rohöl könnten nach den Kongresswahlen zeitnah zurückgenommen. Von Beginn an hatte die US-Regierung bereits betont, dass es sich nur um eine temporäre Lösung für China, Indien, Südkorea, Japan, Taiwan, die Türkei, Italien und Griechenland handelt. Gleichzeitig stellte US-Außenminister Pompeo klar, dass die USA an dem Ziel festhalten alle Nationen dazu zu bringen, die Ölimporte aus dem Iran auf Null zurückzufahren. Nach den midterm-elections könnte diese Übergangslösung nun ein schnelles Ende finden.

Neben der möglichen OPEC-Förderkürzung und der Beendigung der Ausnahmeregelungen vom amerikanischen Ölembargo gegen den Iran, könnte auch ein baldiges Ende des US-Handelskonfliktes mit China, die Ölpreise stützen. Laut Medienberichten wollen Trump und Chinas Präsident Xi Jinping auf dem Ende November stattfindenden G20-Gipfel ein Handelsabkommen schließen. Ein damit einhergehendes Ende des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wird sich wohl positiv auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken und somit auch zu einer steigenden Ölnachfrage führen.

Zudem wird sich durch ein Ende des Handelskonfliktes wohl auch die zuletzt eingetrübte Stimmung an den Finanzmärkten wieder aufhellen und die Börsen könnten womöglich sogar noch zu einer Jahresendrallye ansetzen, was auch die Ölpreise beflügeln könnte. Viel Konjunktiv und natürlich sind alle genannten Faktoren nur mögliche Szenarien, doch am Ölmarkt wird nun mal nicht selten auf in der Zukunft liegende Wahrscheinlichkeiten spekuliert.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche erneut keine nachhaltig preisbewegenden Impulse. Zwar waren die Rohöllager erneut um kräftige 5,8 Mio. Barrel gestiegen und auch die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) legten um leichte 1,6 Mio. Fass zu, doch insgesamt wurde lediglich der Rückgang der Vorwoche wieder ausgeglichen. Unterm Strich sind die gesamten US-Öllager seit einem Monat stabil. Zwar sind die Rohöllager in diesem Zeitraum um rund 15,5 Mio. Barrel gestiegen, dafür gingen die Lager der Ölprodukte jedoch um rund 16 Mio. Barrel zurück. Der Aufbau der US-Rohöllager ist somit lediglich auf einen Abbau der Ölproduktelager zurückzuführen und deutet nicht auf ein zu hohes Ölangebot hin.

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