BRENT nimmt Kurs auf 60-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.10.2017

um 08:35 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem sich die Ölpreise eine Zeit lang recht stabil seitwärts bewegt haben und Händler auf neue Impulse warteten, war am gestrigen Handelstag ein spürbarer Anstieg zu verzeichnen, der zumindest die für Europa relevantere Rohölsorte BRENT auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren klettern ließ. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf Freitag um 0,9 $/b zu und stand am Morgen bei 59,3 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI kletterte ebenfalls, allerdings fiel der Anstieg hier mit knapp 0,5 $/b geringer aus und mit 52,6 Dollar/Barrel wurde WTI am Freitagmorgen auch nur auf einem Halbjahreshoch gehandelt.

Die Nachrichtenlage am Ölmarkt bleibt preisstützend. Von Seiten der OPEC wird immer wieder darauf hingewiesen, dass sich alle an der Förderkürzung beteiligten Länder an ihre jeweiligen Förderobergrenzen halten und dass man so langsam den Erfolg, der seit nunmehr einem Jahr laufenden Angebotsverknappung sehen kann. Zuletzt kamen besonders aus Saudi-Arabien Aussagen, dass man die bis März 2018 laufende Förderbegrenzung des Ölkartells mit anderen wichtigen Ölstaaten wie Russland verlängern werde. Aber auch andere Stimmen innerhalb und außerhalb der OPEC lassen erwarten, dass auf dem Ende November anstehenden OPEC-Meeting eine Verlängerung oder sogar Ausweitung der Förderkürzung auf weitere OPEC-Mitglieder beschlossen wird.

Ein wichtiges Ziel der OPEC ist dafür zu sorgen, dass die seit 2014 enorm angewachsenen Öllager in den OECD-Ländern wieder auf einen 5-Jahresdurchschnitt sinken, umso die Ölpreise wieder stabil über 60 Dollar/Barrel zu heben. Dass dieses Ziel in greifbarer Nähe ist erkennt man besonders deutlich an den Öllagerbeständen der größten Volkswirtschaft der Welt, denn in den USA wurden die Öllager im Jahresverlauf massiv abgebaut. So stehen die gesamten US-Öllager mit aktuell gut 803 Mio. Barrel kurz vor der 800er-Marke, die seit Februar 2015 nicht mehr unterschritten wurde. Seit dem Rekordhoch von Anfang dieses Jahres sind die US-Öllager damit um rund 144 Mio. Barrel bzw. rund 18 Prozent gefallen.


Auch im Hinblick auf die US-Ölförderung, die aufgrund des Schieferöl-Booms in den letzten Jahren dafür gesorgt hatte, dass die OPEC-Maßnahmen nicht wirklich greifen konnten, herrscht zurzeit etwas Zurückhaltung in der Branche. Dies könnte sich bei steigenden Ölpreisen im kommenden Jahr zwar wieder ändern, aber in diesem Jahr hatte bereits einige Schieferöl-Unternehmen angekündigt ihre Investitionen vorerst zurückzufahren. Damit bleibt klar ersichtlich, dass der US-Ölmarkt zurzeit nicht mehr ein so starkes Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz darstellt, wie dies noch zur Jahresmitte der Fall war.

Neben der Reduzierung des Angebotes wird allgemein auch damit gerechnet, dass die Ölnachfrage in den kommenden Monaten stärker anziehen wird als dies zuvor erwartet wurde. Darüber hinaus gehen zurzeit auch von geopolitischen Aspekten weitere Risiken für anziehende Ölpreise aus. Mit den Konflikten im Irak und Iran stehen weiterhin gleich zwei der größten OPEC-Ölförderländer im Fokus des Interesses.

Unterdessen hat sich die europäische Zentralbank (EZB) gestern zu ihrer weiteren Geldpolitik geäußert. Mit der Halbierung des Anleihekaufvolumens lieferte EZB-Chef Draghi genau das was die Märkte erwartet hatten. Sehr langsam will die EZB aus dem Krisenmodus rauskommen und lässt sich dabei noch die Hintertür offen, dass man das Anleihe-Programm über September 2018 verlängern könnte. Bis dahin werden zunächst aber nur noch Anleihen im Wert von 30 Milliarden Euro pro Monat gekauft, danach könnte dann auch der Leitzins angehoben werden, welcher weiterhin bei Null Prozent bleibt.

Der deutsche Leitindex nahm die Nachricht gut auf und kletterte deutlich über die Marke von 13.000 Punkten. Der €uro ging hingegen in die Knie und verlor kräftig gegen den US-Dollar. So wurde die Gemeinschaftswährung am Freitagmorgen mit nur noch gut 1,16 Dollar/€uro auf dem tiefsten Stand seit Juli dieses Jahres gehandelt.

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