Ölpreise zogen wieder an | Aktuelle Ölmarkt-News vom 03.08.2018

um 09:09 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in den vergangenen Tagen stetig nachgegeben hatten, drehten diese auf den heutigen Freitag wieder ins Plus. Die Nordsee-Ölsorte BRENT legte um 0,5 $/b zu und notierte am Freitagmorgen bei 73,4 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI kletterte um doppelt so starke 1,1 $/b und wurde am Morgen bei 69 Dollar/Barrel gehandelt. Im gesamten Wochenrückblick verzeichneten die Ölpreise dennoch einen Rückgang, der bei BRENT mit knapp 1,2 Dollar/Barrel etwa doppelt so hoch ausfiel wie bei WTI.

Zum Ausklang der Woche sprachen Händler von einer Gegenbewegung zu den Kursverlusten der vergangenen Tage. Insgesamt waren in dieser Woche wieder preisdrückende Meldungen in den Fokus der Händler gerückt, nachdem in der Vorwoche ganz klar preistreibende Nachrichten dominiert hatten. Die Zuspitzung im Handelskonflikt zwischen den USA und China, ein Anstieg der US-Öllager und die Nachricht über eine gestiegene Ölförderung beim Ölkartell OPEC, hatten im Wochenverlauf Druck auf die Ölpreise ausgeübt.

Vor allem der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China, der sich negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken könnte, sorgte für eine schlechtere Stimmung bei den Anlegern. Am Ölmarkt wird zudem mit einem Nachfragerückgang nach Ölprodukten gerechnet, wenn sich der Handelsreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt ausweitet. Zuletzt war bekannt geworden, dass die US-Administration eine Erhöhung der Strafzölle von 10 auf 25 Prozent für Importwaren aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar prüft. China will auf einen solchen Schritt der USA mit Gegenmaßnahmen in ähnlichem Umfang reagieren.

Neben dem Handelsstreit hatte in dieser Woche auch eine Erhebung der Nachrichtenagentur Bloomberg die Ölpreise unter Druck gesetzt. Laut dieser soll die Förderung der OPEC im Juli um fast 0,3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein. Vor allem Saudi-Arabien hat seine Ölförderung ausgeweitet und fördert aktuell nur knapp unter dem Rekordhoch vom Sommer 2016. Aber auch in Nigeria und dem Irak soll die Ölförderung zugelegt haben und mit dem Kongo hat das Ölkartell ein neues Mitglied gewonnen. Da auch Russland, das größte Ölförderland der Welt, seine Förderung zuletzt gesteigert hat, scheint sich die Angebotslage vorerst zu entspannen.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche ebenfalls leicht preisdämpfende Meldungen. So gab das US-Energieministerium bekannt, dass die gesamten US-Öllager leicht angestiegen waren, obwohl Analysten mit einem erneuten Rückgang gerechnet hatten. Allerdings fiel der Anstieg mit insgesamt 4,3 Mio. Barrel nur halb so groß aus wie der Lagerabbau in der Vorwoche. Mit aktuell 764 Mio. Barrel befinden sich die US-Öllager weiterhin in der Nähe eine Dreieinhalb-Jahres-Tiefs.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Die amerikanische Ölproduktion liegt mit täglich elf Mio. Barrel zwar weiterhin auf einem Rekordhoch, allerdings muss hier mit einer Stagnation gerechnet werden. Zumindest hat die wichtigste US-Schieferölregion, das Permian-Basin, mit Pipeline-Engpässen zu kämpfen, die eine weitere Steigerung der Ölförderung verhindern. Mittelfristig wird der US-Ölmarkt die globalen Ölpreise daher wohl nicht in eine Abwärtsbewegung bringen können.

Beim vielleicht wichtigsten Thema für die weitere Entwicklung der Ölpreise, dem drohenden, globalen Ölembargo gegen den Iran, sorgte ein überraschendes Gesprächsangebot von US-Präsidenten Trump an den iranischen Präsidenten Ruhani für leichte Entspannung. Kurz zuvor hatten sich die Präsidenten der beiden Länder allerdings noch mit militärischen Aktionen gedroht. Nun könnte es jedoch zu einem Treffen kommen, bei dem der Iran davon profitieren könnte, dass Trump vor den Mid Term-Elections keine steigenden Benzinpreise haben will, weil sich dies negativ auf das Wahlergebnis auswirken könnte.

Allerdings würde ein Ende der harten Vorgehensweise gegen den Iran wohl dazu führen, dass Saudi-Arabien nicht die in Aussicht gestellte Erhöhung der Ölexporte vornehmen wird. So hatte Saudi-Arabien zuletzt bekannt gegeben, dass man die Ölexporte lediglich erhöhen werde um Lieferausfällen in anderen Ölförderländern der OPEC zu kompensieren. So oder so wird das Angebot auf dem Weltölmarkt daher wohl knapp bleiben oder tendenziell sogar noch knapper werden.

Kaum ein Analyst rechnet daher damit, dass die BRENT-Ölnotierungen unter die 70-Dollar-Marke fallen werden. Im Gegenteil bürgen besonders die US-Sanktionen gegen den Iran das Potential, dass die Ölpreise kräftig anziehen könnten. Anfang November treten die Sanktionen gegen den Energiesektor des Iran in Kraft. Jeder, der danach noch Ölgeschäfte mit dem Iran tätigt, muss nach aktuellem Stand mit US-Sanktionen rechnen. Die Ölexporte des Iran werden in den kommenden Monaten daher wohl deutlich abnehmen, was den Weltölmarkt in den Wintermonaten in eine Unterversorgung schicken und die Ölpreise über die 80-Dollar-Marke heben könnte.  

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