Ölpreise weiterhin stabil | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.05.2020

um 11:43 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Rohölpreise in den zurückliegenden Wochen und Monaten immer wieder mit teilweise massiven Auf- und Abbewegungen zu kämpfen hatten, startete vor gut zwei Wochen eine Erholungstour, die bis letzten Woche Donnerstag nahezu ungebremst anhielt. Es muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass dem in Folge der bis heute anhaltenden Corona-Krise und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen, ein beispielloser Verfall der Notierungen voranging. Anders als zu erwartet war, kommt es nach den jüngsten Lockerungen der weltweit strengen Conona-Einschränkungen aktuell nicht zu einer weiteren Erholung der Preise. Vielmehr stagnieren die Notierungen seit drei Handelstagen fast unverändert.

Vergleichbare Aufwärtsbewegungen haben in der Vergangenheit aufgrund der Koppelung des heimischen Heizölmarktes zwangsläufig zu einer Anstieg der Heizölpreise geführt. Doch die jüngste Entwicklung der Heizölpreise erfolgt konträr zu der des Weltmarktes. Während es bei den Rohölpreisen in den letzten beiden Wochen zu einem massiven Preisanstieg kam, bewegen sich die Preise für Heizöl in einem sehr schmalen Preiskanal, der tendenziell abwärts zeigt, sodass eine ungewohnte Abkoppelung erkennbar ist.

Auch wenn die Rohölpreise in den letzten Tagen eine „Verschnaufpause“ einlegen und nicht mehr so deutlich steigen wie zuvor, ist weiterhin eine leichte Aufwärtsbewegung ersichtlich. So stieg der Preis der für Europa relevanten Sorte BRENT im Vormittags- handel nur um marginale 0,1 Dollar/Barrel (159 Liter) auf 29,7 $/b und auch bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel das Plus mit 0,2 Dollar/Barrel auf 24,4 $/b nur unwesentlich höher aus. Die Preise beider Rohölsorten bewegen sich somit seit letzter Woche Donnerstag in einem äußerst schmalen Preiskorridor von maximal 1,2 Dollar/Barrel.

Die jüngste Aufwärtsbewegung am Ölmarkt ist auf gleich mehrere preistreibende Faktoren zurück- zuführen. Neben der Hoffnung auf eine zeitnahe Steigerung der globalen Rohölnachfrage aufgrund der weltweiten Lockerungen der Corona-Restriktionen, zeigte zuletzt die seit Anfang des Monats aktive Förder- mengenkürzung ihre preisstabilisierende Wirkung. Nach dem bis vor zwei Wochen nahezu ungebremsten Verfall der Rohölpreise, haben sich die führenden Ölproduzenten zu einer deutlichen Produktions- minderung entschieden, um die Überschwemmung des Marktes mit billigem Öl zu beenden.

Das Überangebot auf dem Ölmarkt war auch die Folge eines zwischenzeitlichen Preiskrieges zwischen Russland und Saudi-Arabien, die sich trotz eines immer weiter sinkenden Ölpreises lange Zeit nicht gewillt zeigten, die eigenen Produktionen zu reduzieren. Erst als die Notierungen auf unter zehn Dollar/Barrel (159 Liter) zu rutschten drohten, lenkten die Vertreter beider Länder ein. Neben der bereits aktiven weltweiten Fördermengenkürzung deutete Saudi-Arabien gestern an, die eigene Produktion im Juni zusätzlichen um eine Million Barrel pro Tag zu kürzen.

Trotz der Aufwärtsbewegung in den zurückliegenden beiden Wochen und den deutlich verbesserten Vorgaben des internationalen Ölmarktes, sehen wir weiterhin wenig Spielraum für ein weiteres Erholungspotenzial bei den Rohölpreisen. Die seit Anfang des Monats reduzierten Angebotsmengen haben zuletzt zu einer massiven Preisstabilisierend beigetragen, jedoch zeigt die aktuelle Stagnation der Preise bereits, dass die Einflussnahme begrenzt ist. Ebenso sind die Vorgaben auf der Nachfrageseite kritisch zu betrachten. Auch wenn die Nachfrage nach dem sogenannten „Lockdown“ langsam wieder an Kraft gewinnt, so werden die Nachwirkungen der aus der Corona-Pandemie resultierenden Wirtschaftskrise in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin zu spüren sein.

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