Ölpreise verzeichnen leichte Gegenbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 25.05.2018

um 08:05 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Wochenausklang haben die Ölpreise recht deutlich nachgeben. Besonders die US-Ölsorte WTI ging um weitere 1,1 $/b zurück, nachdem sie in den Tagen zuvor schon um knapp einen Dollar gesunken war. Aber auch die Nordsee-Ölsorte BRENT gab auf den heutigen Freitag um 1,0 $/b nach und verzeichnete somit auf Wochensicht das erste Minus seit rund zwei Monaten. Die Rohölsorte BRENT notierte am Freitagmorgen bei 78,4 Dollar/Barrel und das amerikanische Leichtöl wurde bei 70,4 Dollar/Barrel gehandelt.

Insgesamt hat sich die 80-Dollar-Marke für die BRENT-Notierung bisher als recht stabile Widerstandslinie herausgestellt, bei deren kurzfristigen Überschreitung es im Wochenverlauf stets zu einer Gegenbewegung gekommen ist. Nach den massiven Preisanstiegen der vergangenen Wochen ist damit in den letzten Tagen etwas Ruhe am Ölmarkt eingekehrt. Auch wenn eine deutliche Abwärtskorrektur zurzeit noch nicht in Sicht ist, so wurden die Ölpreise zum Ende der Woche durch die neuen Zahlen vom US-Ölmarkt und Aussagen der OPEC erstmals wieder unter Druck gesetzt.

Laut dem US-Energieministerium war die Ölförderung in den USA in zuletzt zwar nicht weiter gestiegen, mit aktuell 10,72 Mio. Barrel pro Tag befindet sie sich jedoch weiterhin auf einem Rekordhoch und wird im weiteren Jahresverlauf wohl auch deutlich zulegen. Für mehr Preisdruck sorgten hingegen die US-Öllagerdaten, denn diese legten in Summe um 6,7 Mio. Barrel auf 786 Mio. Barrel zu. Dabei kletterten die Rohöllager in den USA um 5,7 Mio. Barrel und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) legten um rund eine Millionen Fass zu.

Hauptverantwortlich für den überraschenden Lageraufbau waren deutlich gestiegene US-Rohölimporte und keine schwache Nachfrage oder ein stark steigendes Ölangebot. Dennoch kamen vom US-Ölmarkt in dieser Woche preisdrückende Impulse, auch wenn dieser aktuell nicht mehr eine solch preisregulierende Wirkung, wie in den vergangenen Jahren hat. Die Reaktion der US-Schieferölindustrie auf die nun deutlich höheren Ölpreise blieb bisher hinter den Erwartungen zurück, so dass zurzeit vor allem wieder das Ölkartell OPEC in Zusammenarbeit mit Russland die preisbestimmenden Taktgeber am Ölmarkt sind.

 



Durch die seit eineinhalb Jahren laufende Förderkürzung hat das Ölkartell die globalen Öllagerbestände wieder auf einen Fünf-Jahresdurchschnitt zurück gebracht und die Überversorgung des Weltölmarktes beendet. Somit scheint zurzeit lediglich eine Lockerung der OPEC-Förderkürzung eine so deutlich veränderte Marktlage herbeiführen zu können, dass die Ölpreise wieder nachgeben könnten. Doch genau eine solche Lockerung scheint zurzeit im Gespräch zu sein.

Saudi-Arabien hatte bereits direkt nach dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran angekündigt einen möglichen Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren zu wollen. Ein solcher Schritt ist für Saudi-Arabien, welches seine Ölförderung am stärksten zurückgefahren hat, wirtschaftlich und politisch sinnvoll, denn neben steigende Staatseinnahmen kann auch der Erzrivale Iran geschwächt werden. Aber auch aus Russland kamen in dieser Woche erste Aussagen, dass man die derzeitigen Förderobergrenzen, in Abhängigkeit von der Marktlage lockern könnte.

Das nächste Treffen der OPEC und Russlands steht Ende Juni auf dem Plan. Ob dort jedoch tatsächlich eine Anhebung der Ölförderung beschlossen wird ist zurzeit alles andere als sicher. So könnte das Ölkartell die Entscheidung auch zunächst aufschieben und sich auf allgemeine Aussagen zurückziehen, dass man den Markt nun noch schärfer im Auge haben werde und wenn nötig reagieren werden. Immerhin haben die OPEC-Staaten in den vergangenen Jahren enorme Einbußen aus dem Ölgeschäft hinnehmen müssen, die sie nun wieder reinholen wollen. Weiter steigende Ölpreise kämen den entscheidenden Ölförderländern daher sehr gelegen.

Überraschend wenig beeindruckt zeigte sich der Ölmarkt gestern von preisstützenden Meldungen aus Libyen, dass die dortige Ölförderung um deutliche 120.000 Barrel/Tag gesunken sei. Auch die Absage von Friedensgesprächen mit Nordkorea durch US-Präsident Trump wurde bisher zurückhaltend aufgenommen. Beides spricht dafür, dass Händler nach der jüngsten Preisrallye erstmal zurückhaltender geworden sind und erstmal die weiteren Meldungen abwarten.

Preisdrückende Impulse waren in dieser Woche auch wieder vom Devisenmarkt gekommen, wo die weltweite Ölwährung Dollar weiter zugelegt hatte. Durch den starken Dollar wird Öl in anderen Währungsräumen teurer, was die globale Ölnachfrage und somit zumeist auch die Ölpreise sinken lässt. Mit gut 1,17 Dollar/€uro stand der der €uro gegen den Dollar am heutigen Freitagmorgen so schwach da wie seit einem guten halben Jahr nicht mehr.

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