Ölpreise unterschreiten 60-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.11.2018

um 08:29 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Auftakt der neuen Handelswoche haben die Ölpreise ihren derzeitigen Sturzflug noch verstärkt und sind auf neue Langzeit-Tiefststände gesunken. Die vorherige Handelspause an der Wallstreet, die auf ein verlängertes Wochenende rund um Thanksgiving zurückzuführen war, hatte zum Ende der vergangenen Woche zur Zurückhaltung an den Börsen geführt, weshalb der Einbruch zum Beginn dieser Woche dann umso kräftiger ausfiel.

So war die Nordsee-Ölsorte BRENT am Montag zwischenzeitlich zum ersten Mal seit Oktober 2017 wieder unter die 60 US-Dollar-Marke gefallen. Auch der Mischpreis für OPEC-Rohöl fiel zum Wochenstart unter 60 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI markierte ein 13-Monats-Tief. Auf den heutigen Dienstag setzte dann zunächst eine leichte Erholung ein, so dass die europäische Leitsorte BRENT am Morgen bei 60,1 Dollar/Barrel gehandelt wurde und das amerikanische Leichtöl WTI bei 50,2 Dollar/Barrel notierte.

Seit Anfang Oktober sind die Ölpreise nun bereits um massive 30 Prozent eingebrochen. Vor allem in dieser Höhe kam der Rückgang der Ölpreise für Marktbeobachter sehr überraschend, denn vor zwei Monaten hatten sich die Ölpreise noch in Richtung 90 Dollar bewegt und die einhellige Meinung war, dass die 80 Dollar-Marke wohl nicht mehr so schnell unterschritten werden wird. Doch wie es an einem hoch spekulativen Markt wie dem Ölmarkt vorkommen kann, drehte die Stimmung in den vergangenen Wochen so deutlich, dass sich spekulative Anleger im großen Umfang zurückzogen, was die Talfahrt der Ölpreise noch verstärkte.

Aktuell erscheinen die Ölpreise aber nun unterbewertet zu sein, was dazu führen kann, das die Ölpreise schnell nach oben ausbrechen können sobald die Stimmung am Ölmarkt wieder dreht. Ein möglicher Auslöser für einen Stimmungswechsel könnte das Anfang Dezember stattfindende OPEC-Meeting sein, welches daher immer mehr in den Fokus der Händler rückt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Ölkartell eine Förderkürzung von einer Million Barrel beschließen wird um dem Ölpreisverfall entgegen zu wirken. Fraglich ist aber ob eine solche Produktionskürzung ausreichen wird um die Ölpreise wieder steigen zu lassen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Außerdem setzt sich US-Präsident Trump für niedrige Ölpreise ein und könnte seinem wichtigen Verbündeten Saudi-Arabien im Fall der Ermordung des Journalisten Khashoggi den Rücken stärken, wenn der OPEC-Leader im Gegenzug auf weitreichende Maßnahmen zur Ölpreiseerhöhung verzichtet. Von russischer Seite sieht es derzeit zudem nicht nach dem Wunsch für eine Förderkürzung aus, denn Russland braucht die Öleinnahmen für zuletzt getätigte Investitionen in neue Ölfelder und den Staatshaushalt.

Und da die USA grundsätzlich niedrige Ölpreise für ihr Wirtschaftswachstum haben wollen und die US-Fracking Industrie ihre Ölförderung stetig ausweitet, könnten sich die drei größten Ölproduzenten der Welt, die insgesamt rund 40% des globalen Ölbedarfs stellen, einig darüber sein, dass man zurzeit nicht durch übermäßige Förderkürzungen in den Markt eingreifen muss. Das weltweit hohe Ölangebot könnte die Ölpreise somit weiter unter Druck halten, auch wenn der Spielraum für weitere Rückgänge nicht mehr sehr groß sein sollte.

Neben dem OPEC-Meeting blicken Händler auch auf den Ende der Woche beginnenden G20-Gipfel in Argentinien. Von diesem könnten neue Impulse für die zuletzt schwächelnde Weltwirtschaft ausgehen, wie z.B. im Handelsstreit zwischen den USA und China. Zuletzt hatten wenig erfreuliche Konjunkturaussichten in wichtigen Industrieländern die Ölpreise ebenfalls unter Druck gesetzt. Sollten sich nun Verbesserungen im Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt ergeben und zudem Einigungen bei den zahlreichen politischen Unsicherheiten, sowie beim Brexit oder bei Italiens Haushaltsplan gefunden werden, würde sich dies stützend auf die Ölpreise auswirken.

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